„Mein Ex ließ mich hochschwanger sitzen – und sich für die Trennung feiern.”

Lucy wurde drei Wochen vor der Geburt ihres Sohnes von ihrem Verlobten verlassen – nach sechs gemeinsamen Jahren und einem langen Kinderwunschweg. Während sie sich als alleinerziehende Mutter in ihr neues Leben kämpfte, stürzte sich ihr Ex in eine neue Beziehung und machte ihre Qual sogar zum Thema eines Kunstprojekts. Doch anstatt daran zu zerbrechen, fand Lucy ihre innere Stärke.

„Ich bin Lucy*, 42 Jahre alt, wohne in Österreich in der Nähe von Wien und habe im Mai 2024 meinen Sohn Felix nach vier Jahren Kinderwunschzeit mit meinem Ex zur Welt gebracht. Ich bin alleinerziehend – seit genau drei Wochen vor der Geburt. Der Mann, den ich zu kennen glaubte, verwandelte sich von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde. Plötzlich musste ich erkennen, dass ich jahrelang mit einer Fassade gelebt hatte. Er ließ uns zurück und sprang ohne Zögern in ein neues Leben.

Klick – einfach so. Nach ihm die Sintflut.

In den letzten zehn Monaten habe ich viel an mir gearbeitet, vieles erkannt – aber vor allem über den Begriff ‚Familie‘ und Werte wie Verantwortung, Loyalität und Respekt nachgedacht. Auch das Stigma, das Alleinerziehende oft trifft, beschäftigt mich. Die Gesellschaft tabuisiert uns immer noch und geht selbstverständlich davon aus, dass auch nach einer Trennung beide Elternteile gemeinsam für das Kind da sind. Doch wenn das nicht funktioniert, wird meist die Frau als Schuldige gesehen.

Deshalb habe ich es mir zum Ziel gemacht, Alleinerziehende zu unterstützen. Ich will meine Geschichte öffentlich machen und zeigen, dass wir – egal ob verlassen oder selbst getrennt – mit Stolz auf uns blicken dürfen. Wir brauchen kein Mitleid, sondern Empathie und Sichtbarkeit.

Aus dem Nichts hat mein Ex mich nach sechs Jahren Beziehung verlassen.

Wir waren verlobt, die Hochzeit war bereits geplant. Das Trennungsgespräch dauerte gerade einmal fünf Minuten. Danach verließ er die Wohnung. Das war drei Wochen vor der Geburt.

Schon vorher war er komisch gewesen – traurig, distanziert, desinteressiert. Während der Schwangerschaft half er mir nicht, kümmerte sich um nichts, was das Kind betraf. Ich musste ihn regelrecht dazu drängen, endlich zu sagen, was los war. Nach langem Hin und Her sagte er schließlich, dass er mich schon länger nicht mehr liebe. Drei Tage zuvor habe er sich in eine andere Frau verliebt und wolle nun herausfinden, ob sie ‚die Richtige‘ sei.

Aber das Kind, das wolle er schon …

Er meinte, er habe zu spät gemerkt, dass er mit der Beziehung unzufrieden sei. Er habe bereits abgeschlossen, wolle keine Therapie machen und finde die Trennung die beste Lösung für alle. Ich würde das irgendwann auch so sehen. Er hatte sich sogar erkundigt, dass eine Trennung kurz vor der Geburt angeblich keine negativen Auswirkungen auf Mutter und Kind habe. Und das sagte er wirklich einer hochschwangeren Frau, mit der er vier Jahre lang für dieses Kind gekämpft hatte – nach zwei frühen Fehlgeburten! Kein Scherz.

Bei der Geburt war meine beste Freundin dabei. Mein Ex kam erst in den Aufwachraum – nach 20 Stunden Wehen. Er stand einfach nur da wie eine Stehlampe, hielt Felix mechanisch die Hand hin wie einem Hund. Keine Emotion, kein Gespräch. Als wäre er nicht anwesend.

Felix hält sich an seiner Mama fest.

Felix hält sich an seiner Mama fest. Foto: Markus Morawetz

Kurz darauf erfuhr ich, dass er direkt nach der Geburt mit seiner Affäre eine Beziehung begonnen hatte.

Ich kannte sie – sechs Tage vor der Trennung hatte sie mich noch hochschwanger gesehen und mit mir über die Zeit mit Baby gesprochen. Sie zog sofort mit ihm zusammen. Drei Monate nach der Trennung war mein Sohn zwei Monate alt, da folgte bereits ihre Verlobung. Große Social-Media-Inszenierung, Hochzeitsvorbereitungen, öffentliche Liebeserklärungen. Er informierte mich per WhatsApp über seine Hochzeit.

Das i-Tüpfelchen?

Sie starteten ein Kunstprojekt über ‚Zerstörung – aus Alt entsteht Neu‘. Darin feierten sie die ‚wahre Liebe‘, die angeblich alles möglich macht, sobald man sich von ‚Ballast‘ trennt. Sie ließen sich in ganz Österreich für ihre ‚persönliche Transformation‘ feiern und beantragten Kunstförderungen für ihr ‚autobiografisches Langzeitprojekt.‘

Er hatte sogar einen gemeinsamen Freund – seinen ursprünglich für unsere Hochzeit vorgesehenen Trauzeugen – gefragt, ob er ihre Hochzeit fotografiert. Und dieser hatte zugesagt, mit der Begründung, er sei ‚Team Liebe‘.

Freunden sagte mein Ex, er denke viel an Felix und würde ihn gerne mehr sehen, wisse aber nicht wie, da ich es ihm so schwer mache. Dabei habe ich von Anfang an, trotz Schmerz und Erschütterung, trotz des emotionalen Chaos im Wochenbett, den Kontakt ermöglicht. Ich wollte, dass er Teil des Lebens seines Sohnes ist.

Doch auf Worte folgten keine Taten.

Er lehnte Coaching, Beratung und Mediation ab. Er sagte, er könne Felix nicht in seine Wohnung nehmen, aber vielleicht ab und zu mit ihm spazieren gehen. Mehrere Stunden am Stück wollte er ihn nicht betreuen. Aber er wolle eine Bindung. Wie das funktionieren soll? Schweigen. Keine Initiative, kein Verantwortungsbewusstsein.

Da wir keine Einigung finden konnten, müssen wir nun vor Gericht. Er blockt alles ab, stellt mich als schwierig dar, übernimmt keine Verantwortung. Ich muss mich gegen seine Manipulation wehren. Er versteht nicht, dass ein Kind kein Hund ist, mit dem man gelegentlich ‚Gassi geht‘.

Ich weiß nicht, wie es mit den Besuchsregelungen weitergeht.

Aber ich konzentriere mich auf das, was wirklich zählt: Felix und mich. Wir sind ein tolles Team. Mein Sohn ist ein wundervolles, glückliches Kind. Und das ist mein größtes Wunder – denn sein Start ins Leben war alles andere als leicht.

Ich habe lange gekämpft, um den Schmerz der Trennung, die Kränkung und dieses unglaubliche niederträchtige Verhalten des Kindsvaters zu verarbeiten. Ich musste in meine neue Rolle als alleinerziehende Mutter hineinwachsen – in einer Phase, in der ich noch nie so verletzlich war. Ich hatte Angst vor der Gegenwart und der Zukunft.

Aber ich habe es geschafft.

Mit Unterstützung von Beratungsstellen, meiner Familie, meinen Freunden – und mit der Gewissheit, dass eines Tages der Moment kommen würde, in dem ich mich wieder frei und glücklich fühle. Mein Ex hatte mich in einer der verletzlichsten Phasen meines Lebens destabilisiert. Doch heute stehe ich hier: stark, stolz und befreit.

Lucy ist dankbar für ihren Sohn.

Lucy ist dankbar für ihren Sohn. Foto: Privat

Heute kann ich meine Geschichte mit Abstand erzählen. Natürlich ist da noch ein Restschmerz, aber die Wunde heilt mit jedem Tag – besonders, wenn mich mein Sohn anlächelt. Seit der Trennung hatte ich fast vergessen, wie es sich anfühlt, sich wohlzufühlen. Nach der Geburt habe ich alle Emotionen auf einmal durchlebt – so viel Schönes und Trauriges gleichzeitig zu fühlen, war überwältigend.

Erst die Reaktionen anderer zeigen mir, wie heftig das alles wirklich war.

Aber jetzt bin ich glücklich mit meinem Leben – und ich will nicht mehr denken, dass mir etwas fehlt. Wir sind eine Familie. Eine Family of Two.

Das Wichtigste, was ich gelernt habe? Das Verhalten des Kindsvaters sagt nichts über mich aus – sondern nur über ihn. Eines Tages wird er sich verantworten müssen. Nicht vor mir, sondern vor seinem Sohn. Und vor sich selbst.”


Liebe Lucy* (echter Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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