„Mein Kind darf nur mit seinem GPS-Tracker auf Klassenfahrt.”

Ich habe vor einer Weile schiefe Blicke geerntet, weil ich mein Kind mit einem GPS-Tracker losschicke. Im Endeffekt war ich aber diejenige, die von anderen Eltern panisch kontaktiert wurde, weil sie sich Sorgen um den Verbleib ihrer Kinder gemacht haben.

Meine Tochter ist in der dritten Klasse und neulich stand ihre erste Klassenfahrt an.

Ganze fünf Tage ging es für die Klasse in eine Jugendherberge. Ich war aufgeregter als meine Kleine, glaube ich. So lange war ich noch nie von ihr getrennt. Meine Tochter hat auch noch kein Smartphone, das heißt, ich hatte dann gar keinen direkten Kontakt zu ihr. Die Vorstellung ängstigte mich etwas, auch wenn die Lehrerin versprochen hat, dass sie sich regelmäßig meldet und uns Eltern auf dem Laufenden hält.

Seit ein paar Monaten darf meine Kleine ihren Schulweg alleine gehen. Es ist insgesamt nur ein Kilometer und wir haben natürlich ganz lange geübt. Meine Tochter ist ein besonders autonomes Kind, sie wollte es unbedingt alleine machen. Mir war zunächst nicht ganz wohl dabei, aber dann habe ich von einer Bekannten von der Möglichkeit erfahren, die Kinder ganz einfach per GPS-Signal zu tracken. Ich habe mir dafür Airtags besorgt.

Meine Tochter trägt seitdem eines der Geräte im Rucksack.

Ich kann also an meinem Handy immer sehen, wo sie sich befindet. Ich finde das sehr praktisch und fühle mich dadurch sicherer. Als ich das Thema bei einem Elternabend ansprach, wurde ich jedoch belächelt und als Helikoptermutter hingestellt. Manche griffen mich sogar richtig an. Ich würde mein Kind nicht zur Eigenverantwortung erziehen, mein Verhalten sei übergriffig, musste ich mir anhören.

So, nun ging es für die Kids also auf besagte Klassenfahrt. Als die Bustüren zugingen und die Kinder zum Abschied winkten, hatte ich schon ein mulmiges Gefühl. Die Fahrt sollte rund drei Stunden dauern und die Lehrerin hatte versprochen, Bescheid zu sagen, wenn sie gut angekommen wären. Doch als nach drei Stunden noch kein Lebenszeichen kam, wurden die ersten Eltern unruhig im gemeinsamen Whatsapp-Chat: ‚Hat schon jemand etwas gehört?‘

Es vergingen vier Stunden und wir hörten immer noch nichts.

Ich blieb aber ganz entspannt: Der Airtag im Rucksack meines Kindes hatte mir nämlich längst verraten, dass es in der Unterkunft angekommen war. Doch ich hielt mich in der Gruppe zurück, schließlich hatte ich beim Elternabend schon mein Fett wegbekommen. Es sollte aber nicht lange dauern, bis mich die ersten Mütter anschrieben: ‚Du hast doch den Airtag im Rucksack deiner Tocher, ooooder?‘

Natürlich antwortete ich allen sofort, ich weiß schließlich, wie es sich anfühlt, sich Sorgen zu machen. Aber ein Grinsen konnte ich mir dabei nicht ganz verkneifen. Vor wenigen Wochen hatten sie noch doofe Sprüche gemacht, wie falsch es wäre, sein Kind zu tracken und plötzlich war es wohl doch nicht mehr so unnötig.

Die Lehrerin meldete sich übrigens erst spät am Abend.

Sie seien gut angekommen und sie sei nicht dazu gekommen, sich eher zu melden. Ich persönlich war sehr froh, dass ich nicht acht Stunden angespannt warten musste, bis die erlösende Nachricht kommt. Einige andere Eltern, die von mir informiert wurden, dass die Kids, laut des GPS-Signals meiner Tochter, angekommen sind, waren sicher auch froh.

Deswegen stehe ich jetzt dazu: Ja, ich bin die Mama, die ihr Kind trackt, wenn es auf Klassenfahrt ist.”


Liebe Ines, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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