„Mein Kind will sprechen, aber es geht nicht.”

Myas Tochter leidet an Selektivem Mutismus. Menschen mit Selektivem Mutismus leiden unter einer Sprechblockade und können in vielen Situationen nicht sprechen, obwohl sie es möchten. Mya lässt uns an ihren Sorgen um ihr Kind und auch an ihren Wünschen teilhaben.

„Ich hatte mit meiner ersten Tochter eine Traumschwangerschaft, bis die kleine Maus zwei Monate vorher auf die Welt kommen wollte. Da sie noch zu klein war, um gestillt zu werden, musste ich alle zwei Stunden abpumpen und sie auch alle zwei Stunden mit Mühe und Not wecken.

Sie trank im ersten Monat gerade mal 5 ML pro Schoppen. Es war ein riesiger Kampf und die Anfangszeit mit viel Sorgen versehen. Aber es wurde besser, bis sie zu einem aufgeweckten, interessierten Kleinkind heranwuchs.

Wir waren so glücklich, ein gesundes Mädchen haben zu dürfen.

Aber als sie älter wurde, bemerkte ich immer mehr, dass sie anders war als die anderen. Auf Spielplätze hat sie nicht mit anderen Kindern gespielt und sie hat sich bei kleinen Auseinandersetzungen auch nie gewehrt. Waren wir unter Menschen hat sie auch nicht geweint, wenn sie sich weh getan hat, obwohl es sogar geblutet hat.

Ich habe dann ‚sehr scheues Mädchen‘ gegoogelt und wollte mir Tipps dafür holen. Da bin ich auf den Begriff ‚selektiver Mutismus‘ gestoßen. Nachdem ich mich etwas eingelesen hatte, weinte ich mir die Augen aus.

Das war zu 100% unser gesundes Mädchen!

Selektiver Mutismus bedeutet, dass ein Kind oder ein Erwachsener nur mit sehr wenigen, ausgewählten Menschen sprechen kann. Sie würden mit allen sprechen, aber es handelt sich um eine Angststörung und es geht einfach nicht. Auch Laute wie Weinen oder Husten werden teilweise unterdrückt.

Leider stand ich mit meiner Vermutung total alleine da. Ich habe mich so einsam und ohnmächtig gefühlt. Ich wollte meiner Tochter helfen, doch alle belächelten mich und meinten: ‚Sie ist halt sehr scheu, das kommt schon.‘

Es wurde aber nicht besser.

Irgendwann suchte ich das Gespräch mit der Spielgruppenleiterin und sie bekräftigte meine Vermutung. Daraufhin folgten Arzttermine und regelmässig Logopädie sowie Psychotherapie. Das Schlimmste daran ist, meine Tochter zu Hause so laut und wild und voller Leben zu sehen und im Kindergarten, auf dem Spielplatz oder in der Therapie total erstarrt ertragen zu müssen.

Sie immer wieder trösten zu müssen, weil sie selber realisiert, dass die anderen frei sprechen und spielen können und sie nicht. Oder weil sie zum Beispiel nicht malen konnte, da vergessen wurde, ihr ein Blatt zu geben.

Ich habe Angst, wie es in der Schule wird – wird sie gemobbt?

Was passiert, wenn ich mein Kind mal aus den Augen verliere? Mich belastet, dass ich sie niemals jemandem abgeben kann, weil sie mit niemandem spricht. Die dummen Kommentare von ignoranten Menschen machen mir Sorgen.

Und nicht zuletzt die empfundene Ohnmacht – wird es irgendwann besser? Wird sie ein normales Leben führen können? Und die Schuld – was habe ich als Mama falsch gemacht? Ich würde ALLES tun, damit meine Tochter glücklich und selbstbewusst leben kann!

Mya macht sich häufig Sorgen um ihre Tochter

Mya macht sich häufig Sorgen um ihre Tochter. Foto: Privat

Die Logopädie und die Psychotherapie weisen erste kleine Erfolgsschritte auf.

Doch es wird noch ein langer Weg, bei dem das Ziel ungewiss ist. Und von Zeit zu Zeit weine ich mir einfach nur die Augen aus. Falls eine Mama das oder was Ähnliches durchmacht – ich weiß, wie du dich fühlst! Du bist nicht alleine. Wir schaffen das für unsere Kinder!”


Liebe Mya, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen