Es ist doch immer noch unglaublich, wie sehr uns ein winziges Virus aus der Bahn geworfen hat. Neben all den großen Ängsten und Problemen hat Corona auch unzählige persönliche kleine und große Dramen verursacht, die eigentlich niemand mitbekommt.
In so einer verzweifelten Lage befindet sich auch gerade Mama Michele aus Schwedt in Brandenburg.
Im Juni 2020 bekommt sie ihr drittes Kind, den kleinen Bruno. Im Interview mit rtl.de sagt sie: „Natürlich war ich überglücklich, den kleinen Mann endlich im Arm halten zu dürfen und dennoch total ängstlich wegen all dem, was vor uns stand. Er war gleich auf der Intensiv und ich konnte ihn nur auf Bildern sehen.“
Der Grund: Bruno kam mit einem Loch im Rücken zur Welt.
Seine Ärzte im Asklepios Universitätsklinikum Uckermark vermuten, dass er unter Spina Bifida leidet, eine Fehlbildung der Wirbelsäule und häufig auch des Rückenmarks. Sie empfehlen Michele, ihren Sohn unbedingt in einer Spezialklinik untersuchen zu lassen, um Gewissheit zu bekommen. Denn wenn die Krankheit nicht rechtzeitig erkannt und dann behandelt wird, kann es im schlimmsten Fall sein, dass der Patient im Rollstuhl sitzt. Michele schreibt uns:
„Es ist wichtig für seine Zukunft, ob er wie andere Kinder laufen lernen kann, spielen …“
Nach einer wochenlangen und nervenaufreibenden Wartezeit bekommt Bruno endlich den Termin für eine Untersuchung in der Uniklinik Greifswald. Michele fällt ein Stein vom Herzen – sie organisiert alles für diesen Tag, z. B. auch die Betreuung für ihre zwei anderen Kinder, die noch die Kita besuchen.
Sie fiebert auf den Tag der Untersuchung hin – doch dann meldet sich die Klinik noch einmal. Sie benötigt von Bruno und seiner Mama jeweils einen negativen Corona-Test, damit sie das Krankenhaus betreten dürfen.
Und ausgerechnet diese Formalie wird zum echten Problem.
Denn Brunos Kinderarzt gibt ihnen sofort einen Termin zum Testen – doch Mama Michele findet in der Kleinstadt Schwedt partout niemanden, der sie testet. Auf ihrem Instagram-Account mummymatilda schreibt sie: „Niemand möchte diesen Test mit mir durchführen. Ich schreibe bewusst ,möchte`. Denn es könnte so einfach sein, es macht keine große Arbeit, solch einen Test durchzuführen, der Abstrich dauert evtl. 5 Sekunden. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Einige Ärzte sagen mir sie führen diesen Test gar nicht durch, andere wiederum sagen mir sie sind komplett ausgelastet und sie nehmen niemanden mehr dran.“
Eine Odyssee beginnt
Michele versucht alles: Zunächst wendet sie sich in Schwedt an das Gesundheitsamt, das sie an ihren Hausarzt verweist. Der wiederum „mache keine Tests“ – Michele telefoniert sich durch die ganze Stadt. Die 26-jährige sagt zu rtl.de: „Ich habe nun viele Ärzte angefragt, die entweder keine Tests durchführen oder aber alle Kapazitäten von Tests ausgeschöpft sind und sie aus diesem Grund auch abweisen.“
„Ich finde es einfach zum Kotzen, dass sich niemand verantwortlich fühlt, obwohl es um die Gesundheit eines drei Monate alten Babys geht, das seine ganze Kindheit noch vor sich hat und für das es schnell gehen muss.“
Es ist wie verhext: Die Dreifachmama hat bei rund 15 Ärzten und Kliniken angefragt, und das ohne Erfolg. Bis zu großen Tag, der Untersuchung in Greifswald, sind es nur noch wenige Tage.
Kann Michele bis dahin keinen negativen Coronatest vorlegen, kann ihr Sohn nicht untersucht und auch nicht operiert werden, wenn es nötig sein sollte. „Wenn ich daran denke, dass wir den Termin wegen des Tests nicht wahrnehmen können, könnte ich heulen.“
Für Mutter und Sohn ist der Termin zukunftsentscheidend.
Update:
Nachdem Michele ihre Geschichte öffentlich gemacht hat, haben sich einige Stellen gemeldet, die sie testen wollen. Wie es aussieht, kann sie der Uniklinik also glücklicherweise zwei Testergebnisse vorlegen und Bruno kann endlich eine richtige Diagnose bekommen.
[…] Stadium dazu führen, dass das Neuralrohr sich nicht richtig verschließen kann, und dein Baby mit offenem Rücken zur Welt kommt. Diese angeborene Fehlbildung ist behandelbar, kann aber später zu Einschränkungen […]