Kennt ihr das auch? Das doofe Gefühl, am Abend wieder nichts geschafft zu haben. Obwohl, mal ganz ehrlich – als Vollzeit-Mama doch eigentlich die Zeit hätte reichen müssen, auch noch den Geschirrspüler auszuräumen? Und obwohl ihr das Gefühl habt, nichts gebacken bekommen zu haben, seid ihr total erschöpft? Mir zumindest geht es ziemlich oft so, seit ich in Elternzeit als Vollzeit-Mama zu Hause bin – und mittlerweile glaube ich zu wissen, warum. Was mich auslaugt, sind gar nicht immer die Dinge, die ich tue (manchmal erschreckend wenige), sondern die Dinge, die ich denke.
Ich füttere mein Kind nicht einfach nur, ich grübele dabei darüber nach, wie häufig in der Woche man Fleisch in den Brei geben sollte und ob das Kind einen bleibenden Schaden davon trägt, wenn es mal nicht vom Bio-Weiderind stammt. Ich bade es nicht einfach nur, sondern grübele, ob die Wassertemperatur die richtige ist und der supermilde Badezusatz nicht eventuell doch für den fiesen Ausschlag in der Ellbogenbeuge verantwortlich ist. Und in diesen Momenten erscheint es mir unfassbar wichtig, es richtig zu machen. Während ich eine Sache tue, plane ich tausend andere und grübele über zu vieles nach. Ich glaube, das ist es, was mich am Ende des Tages völlig zerschlagen zurücklässt – nicht die tatsächliche, sondern die emotionale Arbeit als Vollzeit-Mama, von der es mir irgendwie nie gelingt, eine Pause zu machen.
Doch am Abend ist da das schlechte Gewissen darüber, dass die Wohnung, wenn mein Mann nach Hause kommt, nicht gerade toll aussieht und die Wäsche erst halb aufgehängt ist. Ich denke ich müsste mich rechtfertigen, obwohl er immer sagt, das müsste ich nicht. Natürlich ist mir klar, dass wir nicht mehr in den 50er-Jahren leben und ich auch als Vollzeit-Mama kein Heimchen am Herd bin, sondern auch sehr bald wieder in einem Büro die Maus schwingen werde. Aber gerade bin ich nun mal in Elternzeit und die meiste Zeit zu Hause. Wieso schaffe ich so wenig? Dabei habe ich doch nicht eine Sekunde auf dem Sofa gefaulenzt, um vielleicht einmal ein paar Seiten zu lesen. Wobei es mit meiner Konzentration eh nicht weit her ist, im Moment. Ach, verdammt, warum habe ich nicht wenigstens eine Folge der angesagten Netflix-Serie geschaut, als das Baby mal für eine Dreiviertelstunde schlief – wer weiß, wann ich dafür mal wieder Zeit habe? Ich habe es nicht getan, weil ich nicht wusste, ob mein Schatz nicht vielleicht nur für fünf Minuten eingenickt ist und ob es sich lohnt, etwas anzufangen. Weil ich, falls ich mich zu etwas aufraffen könnte, in jedem Fall erst Mal die Umgebung rund um das Sofa aufräumen sollte, bevor ich mich darauf fläze.
Vielleicht lag ich am Ende sogar doch noch kurz auf dem Sofa, in angespannter Habacht-Stellung. Mist, die Windeln sind bald alle und ich wollte noch Brei für eine Woche kochen, dafür muss ich aber noch quer durch die Stadt laufen, um gutes Fleisch zu kaufen. Schnell einen Einkaufszettel machen. Gute Idee, ich brauche eine Struktur, doch nun ist das Baby wieder wach.
Später am Abend beobachte ich meinen Mann und beneide ihn schlagartig darum, dass er eine Fähigkeit nicht hat – die zum Multitasking. Wenn er das Kind füttert, ist er stolz darauf. Egal, ob die orangefarbene Pampe aus dem Glas oder meinem Pürierstab kommt. Wenn er unser Kind badet, planscht er fröhlich im Wasser herum und achtet wahrscheinlich gerade mal darauf, dass das Köpfchen nicht unter Wasser rutscht.
Ich bin ein bisschen neidisch und deswegen vielleicht auch ein wenig verärgert, dass in seinem Kopf kein Gedankenkarrussell voller Sorgen zu rotieren scheint, von dem einem ganz schwindelig werden kann. Manchmal motze ich deswegen. Sein Kommentar: „Hey, chill mal.“ Natürlich fauche ich ihn dafür erstmal an und unterstelle ihm Gleichgültigkeit. Mit etwas Abstand muss ich aber sagen: Womöglich hat er ja Recht. Vielleicht gehe ich ja alles ganz falsch an. Dann sehe das glückliche und zufriedene Lächeln unseres Kindes, dessen Bedürfnisse meinen Tag ausgefüllt haben und die ich gerne erfüllt habe. Da beschleicht mich ein noch viel tröstlicherer Gedanke: Vielleicht schaffe ich ja doch gar nicht so wenig als Vollzeit-Mama – nur eben nicht immer die Wäsche.