Verheiratet, neues Haus, ein Baby – wenn (nach außen) alles super erscheint, gibt es keinen Grund, verzweifelt zu sein. Und trotzdem sieht es bei vielen Mamas hinter der schönen Fassade aus wie bei mir.
Ich habe geheiratet, zwei Jahre später wurde ich schwanger. Nicht geplant, und doch das größte Glück. Auch mein Mann hat sich gefreut. Wir hatten gerade ein Haus gekauft, waren mitten in der Renovierung. Das Familiennest fast fertig, besser konnte es nicht kommen!
Und dann fing es in der 12. Schwangerschaftwoche an: Mein Mann meinte plötzlich, es sei nicht sein Kind, da wir so gut wie nie Sex hätten. Ich würde ihn mit einem Arbeitskollegen betrügen. Stimmte natürlich nicht. Es gab danach ruhige Tage, und es gab Tage, an denen ich nur noch heulend im Bett gelegen habe.
Es gab Tage, an denen wir zusammen Babysachen gekauft haben, und es gab welche, an denen ich deprimiert und heulend mit dem Putzlappen in der Hand da saß und versucht habe, das Haus sauber zu machen. Es gab Tage, an denen wir auf der Couch kuschelten und Filme geschaut haben, und es gab Tage, an denen er nichts von mir wissen wollte.
Waren es meine Hormone? Sah ich alles zu eng? War es meine Schuld?
So ging Woche für Woche vorbei und ich hoffe, dass es wieder wird wie früher, dass er wieder „der Mann“ wird, den ich kennen- und lieben gelernt habe.
Und dann war er da, der Tag der Geburt. Unsere Maus hat uns mit einer Lippen-bzw. Kieferspalte überrascht, aber das empfand ich nicht als schlimm. Nach drei Tagen allein im Krankenhaus hat er uns abgeholt. Ich dachte, endlich sind wir komplett, jetzt sind wir eine Familie und alles wird gut… Tja, leider war das nur ein Traum.
Tage gingen vorbei, Wochen, Monate. Mama kümmerte sich 24/7 um das Kind, machte den Haushalt, ging einkaufen, Mama kochte jeden Tag und stand jeden Tag um 5:30 Uhr mit auf, um Frühstück und Brote für die Arbeit zu machen.
Es kam der Zeitpunkt, an dem ich mit Emma für acht Tage in die Klinik musste wegen ihrer Kieferspalte. Die Klinik war 45 Minuten von unserem Wohnort entfernt. Ich war alleine mit meinem armen Kind, dass nicht verstand, warum da all die Schläuche und Pflaster sind.
Als wir wieder Zuhause waren, war Emma etwas durcheinander, hat oft geweint und nicht mehr so gut geschlafen.
Das nervte meinen Mann, als Reaktion drehte er den Fernseher voll auf oder fragte mich, ob ich nicht rausgehen könne mit dem Kind.
Und so ging es Monat für Monat weiter. Und immer dachte ich, es liegt bestimmt an mir, ich mache etwas falsch, ich muss mich ändern. … Ich funktionierte Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, aber als Emma ein Jahr alt war, fing es an, dass sie mehr und mehr mitbekam. Sie war bis dato ein wirklich „einfaches“ Kind. Nun schlief sie nicht mehr gut, aß nicht mehr so viel wie sonst, wollte nur noch bei Mama sein und konnte nicht mehr alleine schlafen. Zu diesem Zeitpunkt kam ich mit zwei bis drei Stunden „Schlaf“ mit ihr zusammen in ihrem Babybett zurecht. Ich habe echt super funktioniert.
Aber irgendwann kommt der Tag an dem die beste Maschine kaputt geht. Bei mir wurden Depressionen festgestellt, ich wurde auf Tabletten eingestellt. Zu dieser Zeit wog ich nur noch 43 Kilo. Dank der Tabletten konnte ich wenigstens wieder etwas schlafen und essen.
Ich musste mir anhören, dass ich mich nicht so anstellen soll. Dass ich selbst schuld wäre. Und dass alles nur eine Ausrede sei, um weniger tun zu müssen.
Ich war trotz Tabletten am Ende, ich wollte nicht mehr. Für wen machte ich mich so kaputt? Wo war die Johanna, die immer das Kind in sich bewahrt und gelacht hat, immer fröhlich war? Die war schon so lange weg, tief in mir versteckt…
Er hat mich vor unserer Tochter angeschrien, beleidigt und schlussendlich kam der Punkt, an dem er die Kontrolle verlor und mir das Handgelenk brach, in ihrem Beisein. Es war der Tag, an dem er mich gebrochen hat.
Es war der Punkt, an dem nichts mehr ging. Ich hatte ihn noch nie angeschrien, aber an diesem Tag entwickelte ich so viel Kraft und Mut, dass ich alle Wut und Verzweiflung herausgeschrien habe.
Am nächsten Morgen als er in die Arbeit ging, habe ich Emma in die Kita gebracht, die wichtigsten Sachen zusammengesucht, ins Auto geworfen, Emma wieder geholt und bin zu meiner Mutter gefahren. Das war im August 2016.
Seit zwei Monaten bin ich nun ohne Antidepressiva – es war ein sehr schwerer Weg, aber ich bin glücklich und so stolz auf mich, dass ich heute da bin, wo ich bin. Dass ich „durchgehalten“ habe, habe ich einzig und allein meiner Tochter Emma zu verdanken. Die Tabletten waren ein bisschen Öl für die Maschine, damit sie nicht ganz kaputt geht. Aber Emma war der Techniker der immer wieder an der Maschine gearbeitet hat, damit sie nicht in alle Einzelteile zerbricht.
Mädels, passt auf euch auf, lasst euch nicht alles gefallen, sucht euch Hilfe.
Bis heute weiß niemand davon außer meiner Mutter – und ihr jetzt.
❤️❤️❤️
Eine wahre Geschichte von einer echten Mama aus unserer Community. Danke.