Simone aus unserer Community hat uns geschrieben: Sie ist sauer auf ihren Mann und seine Familie, weil sie das Kind – gegen den Willen der Mama – ständig mit Snacks und Zwischenmahlzeiten „gemästet“ haben. Ein ständiger Streitpunkt zwischen Simone und ihrem Mann: Der findet, sie übertreibt. Bei uns macht sie sich anonym Luft und erzählt, welche Auswirkungen das auf ihre Tochter letztlich hatte.
Das Thema macht mich so wütend.
Ich möchte meine Geschichte gern erzählen, weil mir wichtig ist, zu zeigen, wie das Essverhalten der gesamten Familie Einfluss auf ein Kind und seine Gesundheit nehmen kann – und welche Folgen das unter Umständen hat.
Dass mein Mann und ich in Sachen „Snacks und Zwischenmahlzeiten“ unterschiedlicher Ansicht sind, fiel mir zum ersten Mal auf, als unsere Tochter im Buggy-Alter war. Mein Mann ist im Alltag schon immer ein sehr präsenter Vater gewesen. Er holte sie damals oft vom Kindergarten ab, kochte ihr Mittagessen und ging nachmittags mit ihr auf den Spielplatz.
Kaum waren die beiden aus der Kita raus, hatte unsere Tochter schon das erste Milchbrötchen, Croissant oder Schokohörnchen in der Faust.
Und das, obwohl es gleich zu Hause sowieso Mittagessen gab. Als ob sie auf dem 1-km-Fußweg nach Hause verhungern könnte! Nach dem Mittagessen ging’s ab auf den Spielplatz – aber natürlich nicht ohne Snacks! Der Fairness halber muss ich sagen: Darunter befanden sich dann auch Apfelschnitze und andere, gesunde Sachen. Aber auch die trugen dazu bei, dass meine Tochter das andauernde Snacken als Normalzustand abspeicherte.
Einsicht bei meinem Mann, wenn ich das Thema zur Sprache brachte: Leider gleich null.
Seit der Einführung der Beikost war mein Mann zum eisernen Kämpfer gegen Energieverlust beim Kind mutiert – und ich zur Kampfamazone gegen die Dauerfütterung.
Leider hatte er seine Familie auf seiner Seite.
Sowohl die Großeltern als auch Tanten und Onkel meiner Tochter waren Vertreter der Task-Force “Kinder müssen ständig was zu essen bekommen”. Und gaben meiner Tochter auch ständig was Essbares in die Hand, wenn sie bei ihnen war.
Bei normalen Mahlzeiten waren zudem Ansagen wie „Der Teller wird aufgegessen“ und emotionaler Druck à la „Hat es dir nicht geschmeckt, weil du so wenig isst?“ in diesem Teil der Familie an der Tagesordnung.
Ich stand mit meiner Bitte, das sein zu lassen, alleine da und wurde kritisiert, wenn ich meinte, drei normale Mahlzeiten und vielleicht ein oder zwei kleine Snacks seien für ein Kind pro Tag völlig ausreichend.
Allerdings war ich auch die einzige Person in dieser Familie mit einem halbwegs normalen BMI. Die ganze Familie meines Mannes ist noch heute übergewichtig. Manche mehr, manche weniger, aber alle haben zu viel auf der Waage.
Zum Glück kommt meine Tochter nach mir, neigte nie zum Zunehmen und war schon immer ein ziemlich aktives Kind.
An ihren beiden Cousins (etwas ältere Zwillinge) konnte ich von Beginn an beobachten, welche Auswirkungen eine solche Ernährung haben kann, wenn man sich weniger bewegt und anders veranlagt ist: Auch diese beiden hatten von klein auf deutlich zu viel auf den Rippen.
Bei meiner Tochter hatte das ständige „Gesnacke“ allerdings auch Auswirkungen, allerdings auf andere Weise.
Sie kannte irgendwann kein Hunger- und Sättigungsgefühl mehr.
Außerdem hatte sie ständig Bauchweh und Probleme mit der Verdauung. Als ich das bemerkte, war für mich endgültig Schluss, und ich fand die Kraft, mich gegen diesen Irrsinn durchzusetzen. Ich verhängte ein Snack-Verbot, an das sich alle zu halten hatten. Seitdem wurde bei uns gefrühstückt, zu Mittag und zu Abend gegessen, und beim kleinen Hunger zwischendurch konnte sich unsere Tochter an gesunden Snacks bedienen. Das aber auch nicht den ganzen Tag immer und immer wieder. Darauf achtete ich von jetzt an ganz genau.
Es hat tatsächlich Jahre gedauert, bis sie wieder ein Gefühl für Hunger und Sättigung bekam.
Heute ist sie ein Teenager und geht sehr gut und sehr bewusst mit ihrer eigenen Ernährung um. Mir ist klar, was für ein Glück das ist. Denn das Ganze hätte auch ganz leicht zu einem dauerhaft schlechten Essverhalten und zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen können.
Noch heute macht es mich wütend, wenn ich andere Kinder im Buggy an ihren Brötchen mümmeln sehe.
Es scheint zur Normalität geworden zu sein, Kindern ständig irgendwas zu essen zu geben. Deshalb möchte ich sagen: Hört auf damit und achtet auf regelmäßige Mahlzeiten im normalen Umfang. Ich finde, Kinder sollten von Beginn an vorgelebt bekommen: Kurz mal Hunger zu haben und auf die nächste, richtige Mahlzeit zu warten, ist nicht schlimm, und wenn ich satt bin, höre ich auf zu essen. Eigentlich ganz simpel.
Und liebe Mamas, macht es besser als ich: Hört auf eure Intuition und lasst euch nicht vom Rest der Familie überstimmen. Ich bereue heute, wie lange ich geduldig zugesehen habe, bis ich endlich erkannte, was bei meiner Tochter los war.
Liebe Simone, danke, dass du uns an deiner Geschichte hast teilhaben lassen.
Wie handhabt ihr das bei euren Kindern? Dürfen sie den lieben, langen Tag snacken – oder habt ihr ein Auge darauf? Erzählt uns gern mehr in den Kommentaren.
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