„Mein Mann lässt mich mit allem allein, trotzdem trenne ich mich nicht.”

Juliana wollte Liebe, Zusammenhalt, ein gemeinsames Leben. Doch jetzt steht sie allein da – mitten in der Beziehung. Während sie Tag und Nacht für ihr Kind da ist, bleibt von seiner Unterstützung kaum etwas übrig. Immer wieder fragt sie sich: Wäre es allein nicht einfacher gewesen? Doch eines weiß sie sicher – die Liebe zu ihrem Kind gibt ihr die Kraft, weiterzumachen.

„Ich habe die Geschichte von der lieben Natalie als Single Mom by Choice gesehen – wirklich bewundernswert! Gerne möchte ich auch meine Erfahrungen und meine Geschichte teilen.

Schon seit ich denken kann, hatte ich den Wunsch, eines Tages Mama zu sein. Mit 17 lernte ich meinen Exfreund kennen und lieben. Mit Anfang 20 konnte ich mir vorstellen, mit ihm eine Familie zu gründen. Er machte nie den Eindruck, dass er das nicht wollte – aber klar, wir waren jung und sprachen nur über eine entfernte Zukunft.

Nach zehn Jahren Beziehung stellte sich jedoch nach und nach heraus, dass er keine Familie gründen wollte. Für mich stand fest: Ich bin jetzt 29 Jahre alt, und mit diesem Mann kann ich meinen Wunsch nicht leben.

Also entschieden wir uns, getrennte Wege zu gehen.

Ein Jahr später sah ich auf Facebook, dass er geheiratet hatte und mit einer anderen Frau ein Kind erwartete. Für mich brach eine Welt zusammen. Warum mit ihr – und nicht damals mit mir? Ich beschloss, mein Leben in Berlin hinter mir zu lassen und zog nach Stralsund, weit weg von allem, um neu anzufangen. Ohne Freunde, ohne Familie. Ich genoss diese Freiheit, doch trotzdem fehlte etwas in meinem Leben.

Natürlich dachte ich, genau wie Natalie, über eine Samenspende nach und darüber, ein Kind alleine großzuziehen. Aber mein Traum war es immer, eine Familie zu haben, mit dem richtigen Mann an meiner Seite – so, wie ich es selbst nie hatte.

Nach einem Jahr lernte ich meinen jetzigen Partner über Facebook kennen. Es dauerte nicht lange, bis wir zusammenzogen – unsere Träume und Wünsche schienen dieselben zu sein: Familie, Heirat, ein eigenes Haus.

Das Haus kam, das Kind auch – doch damit begann der Albtraum.

Ich wurde schwanger und freute mich riesig, aber seine Begeisterung hielt sich in Grenzen. (Okay, er zeigt generell nicht oft Emotionen.) Während der Schwangerschaft wurde ich oft alleine gelassen. Er interessierte sich nicht dafür, begleitete mich nicht zum Arzt, selbst wenn es gepasst hätte. Er wollte nichts darüber hören, wenn ich ihm erzählte, wie groß unser Baby jetzt ist, und er wollte ihn auch nie spüren.

Zur Geburt war es dasselbe. Ich lag in den Wehen – ohne Unterstützung. Er saß nur am Handy. Ich bekam nichts zu trinken (zum Glück fragten die Hebammen ab und zu), nichts zu essen. Er half mir nicht, wenn die Schmerzen kaum auszuhalten waren.

Eigentlich hatten wir geplant, dass er die erste Nacht mit uns im Krankenhaus bleibt.

Doch ich hatte einen Notkaiserschnitt, meine Beine waren taub, und ich war völlig hilflos. Mein Baby fing an zu weinen, aber ich konnte es nicht aus seinem Bettchen heben. Mein Freund war nicht da. Ich musste nach einer Schwester klingeln – doch sie kam erst nach zehn Minuten. Zehn lange Minuten, in denen ich mein Kind nicht beruhigen konnte. Das tat so weh.

Mein kleines Wunder.

Mein kleines Wunder. Foto: Privat

Zuhause wurde es nicht besser. Ich dachte, wir würden uns die Nächte zumindest ein bisschen aufteilen. Oder dass er mir tagsüber helfen würde. Aber alles blieb an mir hängen. Tag und Nacht war ich für unser Baby da. Seit seiner Geburt hat mein Freund keine einzige Windel gewechselt, nachts steht er nie auf, um mich zu entlasten, er hat seinen Sohn nie richtig gefüttert, ihn nie ins Bett gebracht – und er wird in einem Monat ein Jahr alt.

Wenn er mal mit ihm spielen soll, geht das fünf Minuten gut, dann sitzt er wieder am Handy und lässt den Kleinen für sich.

Er nimmt mir nichts ab – weder Haushalt, noch Einkäufe, Arztbesuche, Termine oder die Betreuung unseres Kindes. Sogar unsere Haustiere sind meine Verantwortung. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht besser dran gewesen wäre, wenn ich mich von Anfang an bewusst für ein Leben als alleinerziehende Mama entschieden hätte. Natürlich hätte ich auch Herausforderungen gehabt, aber zumindest wäre ich dann nur für mein Kind da gewesen – ohne diesen zusätzlichen Druck.

Jetzt erwartet mein Freund, dass das Essen auf dem Tisch steht und der Haushalt perfekt ist. Wenn nicht, bekomme ich Vorwürfe: ‚Was machst du eigentlich den ganzen Tag?‘, ‚Hast du etwa nur auf der Couch gesessen?‚ Ich bekomme wegen jeder Kleinigkeit Ärger – wenn ich etwas vergesse oder nicht sofort erledige. So habe ich mir das nicht vorgestellt.

Der Kleine von Juliana.

Der Kleine von Juliana mit ihrem Hund. Foto: Privat

Es macht mich einfach nur traurig.

Am liebsten würde ich mein Kind nehmen und gehen. Dann würde es mir definitiv besser gehen. Ich beneide die Mamas, die von ihren Partnern Unterstützung bekommen. Es kann sein, dass mein Mann das hier lesen wird, dann wird er sicher verärgert sein. Er weiß, dass ich mir wünsche, dass er mehr übernimmt oder sich anders verhält.

In fast einem Jahr hat er nur dreimal alleine auf unser Kind aufgepasst. Immerhin hat er jetzt das Kinderzimmer für seinen Sohn fertig gemacht. Doch wie lange das zwischen uns noch so weitergeht, steht in den Sternen. Ich wünsche das niemandem und bewundere all die Frauen, die das alleine schaffen.

Trotz allem bin ich unendlich dankbar für mein kleines Wunder.

Ich gebe ihm all meine Liebe und weiß, dass ich eines Tages mit meinem Kind ein wunderschönes Leben haben werde – vielleicht ohne Partner, aber voller Liebe.

Der Blick in die Zukunft.

Der Blick in die Zukunft. Foto: Privat


Liebe Juliana, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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Krokant2024
Krokant2024
2 Tage zuvor

Wenn du es dir finanziell irgendwie leisten kannst, dann geh. Du musst dich nicht wie eine Haushälterin behandeln lassen. Das ist weder für dich noch für das Kind gut.

So ein Verhalten ist einfach nicht mehr zeitgemäß, finde ich. Da muss sich der Mann schon fragen lassen, warum er eigentlich Kinder wollte. Nur als Statussymbol?

Wenn der Kleine in der Kita beginnt, wäre doch ein guter Zeitpunkt wieder auf eigenen Beinen zu stehen, oder? Ich wünsche dir viel Kraft. Vielleicht kann deine Familie auch helfen? Ein Haus ist nicht alles und Kindern ist so etwas deutlich ist weniger wichtig als die Liebe der Eltern und ein liebevolles Zuhause.

Last edited 2 Tage zuvor by Krokant2024
Sabrina
Sabrina
5 Tage zuvor

Also bei uns ist es ähnlich. In der Schwangerschaft hat er sich nicht sehr interessiert oder Verständnis für mein Gefühlschaos gezeigt. Wäre ich nicht wegen einem Milchstau in Ohnmacht gefallen, mit anschließender Gehirnerschütterung, hätte er meinem Sohn wahrscheinlich bis heute keine Windel gewechselt (so wie bei unserer Tochter). Ihn hat er, nach vielen Diskussionen, mit 16 Monaten zumindest einmal die Woche ins Bett gebracht und da habe ich meinen Sohn schon länger nicht mehr zum einschlafen gestillt. Auch nach der Stillzeit unseres Sohnes hat er keine Nacht, nicht mal am Wochenende übernommen. Wenn er mal nach ihm oder nun beiden schaut, sitzt der große am Ende meist vor dem TV. Auch wenn ich mir mehr Verständnis und Unterstützung wünschen würde, komme ich mit der Situation zurecht. Er ist der Hauptverdiener, hat einen stressigen Job und baut nebenher noch unser Haus um. So ist dann eben in den ersten Jahren unsere Rollenverteilung.
Ich hoffe, es bessert sich bei euch wie bei uns, als die Kinder älter wurden konnte Papa mehr mit ihnen anfangen. Zwischen meinem Sohn (jetzt 4) und meiner Tochter (inzwischen 14 Monate) bin ich auch 1x Im Monat mit meinen Mädels weg gegangen und das möchte ich sobald es mit der kleinen möglich ist auch wieder machen und ich hoffe es sind auch 2 Abende für Sport drin. Ich drück euch die Daumen, das er mit den Vorwürfen aufhört und seine kleine Familie mehr zu schätzen weiß ♡

Irina
Irina
5 Tage zuvor

Liebe Juliana,
es stimmt nicht traurig von deiner Geschichte zu lesen. Weder werde ich dir raten dich zu trennen, noch bis zum bitteren Ende bei deinem Freund zu bleiben. Dennoch müsstest du deinem Kind und dir zu Liebe etwas in deinem Leben ändern. Das Kind ist erst ein Jahr alt und bekommt nicht den ganzen Ärger mit. Später als Sohn wird er seinen Vater als Vorbild nehmen und so ein Verhalten soll kein Kind sich aneignen. Auch für dich, wie lange möchtest du noch in solchen Umständen leben? Jeden Tag bricht ein Stück von dir und du müsstest bald die Scherben aufsammeln. Vielleicht hilft dir eine Therapie um zu verstehen warum du so lebst und es zulässt doch so zu behandeln. Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft und Gottes Segen.