Als mein Mann und ich Eltern geworden sind, war relativ schnell klar: Ich nehme ein Jahr Elternzeit, mein Mann bleibt am Anfang zwei Monate zuhause und dann noch Mal zwei Monate, wenn ich wieder arbeite. Damit stand auch fest, dass er sich um die Kita-Eingewöhnung kümmert. Die lief bei beiden Kindern komplett unterschiedlich – und obwohl ich froh war, dass ich sie nicht machen musste, hat es mich auch kirre gemacht, nichts mitzubekommen.
Da waren sie, die gemeinen Gedanken.
Bevor ich Kinder hatte, habe ich ehrlich gesagt gedacht, dass es ganz klar ist, dass sie mit einem Jahr in die Kita gehen. Machen ja schließlich viele so, und außerdem muss ich wieder arbeiten, also – wo ist das Problem? Dann war es soweit, meine Tochter feierte ihren ersten Geburtstag, und uns blieben noch zwei Wochen zusammen zuhause. Und plötzlich waren sie da, die gemeinen Gedanken. „Aber sie ist doch noch so klein, sie kann unmöglich in die Kita!“, „Sie kann doch noch gar nicht laufen, was soll sie denn da machen?“, Und wenn sie sich nicht wohlfühlt und weint?“ Dazu die Vorstellung, dass mit einem Jahr das „entspannte Leben“ vorbei ist, sie sich schon jetzt ans frühe Aufstehen gewöhnen muss – und sich das bis zur Rente nicht mehr ändern wird.
Kita-Eingewöhnung: für Mama schwieriger als fürs Kind.
Ich fühlte mich wie die größte Rabenmutter, die ihr Kind in die Kita abschiebt, und war unglaublich traurig. Weil ich Angst hatte, meine Tochter könnte auch denken, dass ich sie nicht mehr bei mir haben will. Wie soll so ein kleiner Mensch verstehen, dass Mama plötzlich tagsüber nicht mehr da ist? Aber alle Überlegungen halfen nichts, irgendwann war er da. Der Tag, an dem ich wieder arbeiten musste, und an dem für meine Tochter die Eingewöhnung startete. Meine Arbeitsstelle lag keine 50 Meter Luftlinie von der Kita entfernt. Ich glaube, ich war noch nie so wenig bei der Sache wie an diesem Tag. Was macht sie jetzt wohl? Wie geht’s ihr da drüben? Fühlt sie sich wohl?
Als ich nachmittags nach Hause kam, fragte ich meinen Mann erwartungsvoll: „Und wie war´s?“ Die erschöpfende Antwort: „Gut.“
Natürlich löcherte ich ihn weiter mit Fragen und fand heraus, dass unsere Tochter direkt zum Spielen abgedüst war. Ich war erleichtert. Ähnlich problemlos wie der erste Tag lief auch der Rest der Eingewöhnung. Natürlich gab es ein paar kleine Ausnahmen, aber alles in allem war es sehr entspannt. Sogar das Schlafen klappte ohne Probleme, obwohl wir sie zuhause meistens auf den Arm nehmen oder im Kinderwagen schieben mussten.
Im Endeffekt war die Kita-Eingewöhnung meiner Tochter für mich glaube ich schwieriger als für sie. Und ich verstand jetzt, warum die Kitaleitung so erleichtert gewirkt hatte, als ich erwähnte, dass mein Mann die Eingewöhnung macht.
Bei Kind Nummer 2 lief die Eingewöhnung komplett anders.
Dann kam unser Sohn, und wir entschieden uns, wieder alles genauso zu machen. Und auch dieses Mal wäre ich gern länger mit dem Kleinen zuhause geblieben. Dazu kam der Gedanke, dass es meine letzte Elternzeit ist, die gerade zu Ende geht. Ich glaube, das hat meine Wehmut noch mal kräftig befeuert. Mein erster Arbeitstag war auch diesmal der Startschuss für die Kita-Eingewöhnung. Mit dem Unterschied, dass ich einen tollen, neuen Job gefunden hatte, und meine neue Arbeitsstelle etwas weiter von der Kita entfernt liegt. Ich habe mir nicht ganz so viele Gedanken gemacht, weil ich wusste, dass die Kita-Eingewöhnung der Großen so gut gelaufen ist.
Dann kam ich nach Hause – und hörte, dass mein Sohn die meiste Zeit geweint und sich bei Papa festgeklammert hat. Sofort war es wieder da, das Rabenmutter-Gefühl. Und machte sich zusammen mit all den versteckten Gedanken in meinem Kopf und meinem Herzen breit. Ich versuchte, mich zu beruhigen, dass es ja erst der erste Tag gewesen ist. Aber leider wurde es in den nächsten Tagen nicht besser. Anfang der zweiten Woche kam, was kommen musste: Die Kitaviren schlugen gnadenlos zu, unser Kleiner lag komplett flach und musste die ganze Woche zuhause bleiben. Oder anders gesagt: Die Eingewöhnung ging danach noch einmal von vorne los.
Mein Mann erzählte wenig, und das machte mich kirre.
Mein Mann wollte nicht, dass ich mir ständig Gedanken mache, deshalb hielt er sich mit Infos zurück – aber genau das machte mich kirre. So kirre, dass ich irgendwann selbst vor der Erzieherin stand und sie gefragt habe, wie es läuft – und wie der Plan ist, falls es einfach (noch) nicht funktioniert. Sie versuchte, mich beruhigen und meinte, dass wir die Eingewöhnung notfalls eben verlängern würden. Einerseits super, denn dadurch bekommt mein Sohn die Zeit, die er braucht. Andererseits haben wir nur zwei Wochen Puffer, dann ist die Elternzeit meines Mannes vorbei. Und eine Woche ging ja schon für die Krankheitstage drauf.
Langsam wurde also die tägliche Zeit in der Kita gesteigert. Anfangs mit mäßigem Erfolg. Ich war schon kurz davor, selbst mit hin zu gehen, um zu sehen, wie es meinem Kleinen geht. Allerdings hätte ihn das vermutlich noch mehr durcheinander gebracht. Aber in dieser Situation war es wirklich hart für mein Mamaherz, dass ich nicht dabeisein und meinen Sohn begleiten konnte.
Die entspannteste Lösung für alle.
Die gute Nachricht: Es wurde besser. Irgendwann sollte mein Mann unseren Sohn direkt an der Tür abgeben, ohne mit in den Raum zu gehen. Natürlich hat der Kleine erst geweint – sich aber dann schnell beruhigt und mit den anderen Kindern gespielt. Jetzt sind wir in der letzten Woche, und er soll zum ersten Mal mittags mitessen und danach auch schlafen. In meinem Kopf formt sich schon wieder das große „ABER“, allerdings versuche ich, es wegzuschieben.
Wenn alles klappt, ist die Kita-Eingewöhnung bald durch, ein Glück! Allerdings kommt dann der nächste Schritt, vor dem ich auch schon Respekt habe. Denn wenn mein Mann wieder arbeitet, muss ich die Kinder morgens zur Kita bringen. Ich hoffe sehr, dass der Kleine sich bis dahin so eingelebt hat, dass er beim Abgeben nicht mehr weint. Wenn ich daran denke, dass mein Mann das ein paar Wochen lang jeden Morgen hatte, bin ich gleich noch mal froh, dass wir uns so entschieden haben. Auch wenn der kleine Gedanke bleibt, dass ich mein Kind eigentlich in einer so wichtigen Phase nicht „allein“ lassen sollte. Und auch, wenn es mich kirre macht, dass ich so wenig mitgekriegt habe. Aber wenn ich ehrlich bin, hat die Kitaleitung wohl recht – und es war und ist für alle die entspannteste Lösung, dass der Papa die Eingewöhnung übernommen hat.
Wie läuft’s bei euch mit der Eingewöhnung? Macht ihr sie selbst oder übernimmt der Papa? Wie sind eure Erfahrungen damit? Erzählt doch mal!