„Mein Vater hat eine andere – muss ich es meiner Mutter sagen?”

„Hallo, ich bin Maja, 34 Jahre alt, verheiratet und zweifache Mama. Ich möchte mir einfach mal was von der Seele schreiben, vielleicht hat ja eine von euch einen guten Rat.

Neulich war ich mit den Kindern bei meinen Eltern und wie immer wirkten die beiden total harmonisch. Sie sind um die 60 und seit über 35 Jahren verheiratet.

Irgendwann verabschiedete sich mein Vater, weil er mit einem Freund zum Karten spielen verabredet war, wie er sagte. Meine Mutter, ich und die Kinder verbrachten den Tag im Garten. Wir hatten herrliches Wetter und die Kinder rannten wild herum. Bis mein Sohn weinend angelaufen kam, er war wahrscheinlich auf eine Biene getreten, ich zog schnell den Stachel aus dem Fuß und sah mir den Stich an.

Es war nicht weiter schlimm, aber sicherheitshalber wollte ich etwas aus der Apotheke holen.

Die Filiale in der Stadt meiner Eltern hatte schon zu, also fuhr ich in den nächstgelegenen Ort. An der Straße der Apotheke liegt auch ein großes Café und ich weiß noch, wie ich meinen Blick durch die Menge der Gäste schweifen ließ, bis ich erstarrte. Zwischen all den unbekannten Gesichtern entdeckte ich nämlich ein allzu bekanntes.

Mein Vater saß dort mit dem Rücken zu mir, doch ich erkannte ihn sofort und entdeckte nach kurzer Suche auch sein Auto. Ich war verwirrt, er wollte doch zu einem Freund Karten spielen. Noch verwirrender wurde das Ganze, als er sich vorbeugte, um eine mir unbekannte Frau, die bei ihm saß, auf den Mund zu küssen. Das war eindeutig und mir wurde heiß und kalt: Mein Vater hat eine andere Frau. In so einer komischen Situation war ich noch nie zuvor in meinem Leben.

Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun soll.

Nach ein paar Minuten entschied ich mich, erstmal die Salbe für meinen Sohn zu holen. Ich atmete am Haus meiner Eltern tief durch, bevor ich ausstieg und meiner Mutter ins Gesicht lächelte, die gerade dabei war, das Abendessen zuzubereiten. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken daran, dass sie nichtsahnend Papas Lieblingsessen kochte, während er eine andere küsste.

Trotzdem sagte ich nichts und tat, als sei nichts gewesen. Erst abends, als wir längst wieder zuhause und die Kinder im Bett waren, sprach ich mit meinem Mann darüber. Er war genauso schockiert wie ich, aber riet mir, mich da rauszuhalten. Die Beziehung meiner Eltern sei ihre Sache und vielleicht würde mein Vater ja bald alles beichten. Also hielt ich die Klappe. Meiner Mutter nichts zu sagen, fiel mir schwer. Wir stehen uns sehr nahe, sehen uns regelmäßig.

Auch wenn ich das gar nicht sein will, bin ich wütend auf meinen Vater.

Wieso hintergeht er diese wunderbare und aufopferungsvolle Frau? Ich erkenne ihn nach der Szene am Café kaum wieder, sehe ihn mit anderen Augen. Ich versuche inzwischen, ihm aus dem Weg zu gehen, aus Angst, dass er sofort merkt, was wirklich in mir vorgeht.

Mittlerweile sind vier Wochen vergangen und ich glaube nicht, dass meine Mutter etwas ahnt. Neulich hat sie erwähnt, dass mein Vater abends oft unterwegs ist. ‚Auf seine alten Tage wird er richtig aktiv’, dabei hat sie gelacht, doch es hat sich traurig angehört. In mir kochte die Wut, aber ich habe es nicht über mich gebracht, ihr etwas zu sagen. Stattdessen spiele ich jetzt mit dem Gedanken, meinen Vater mit seiner Affäre zu konfrontieren. So kann es doch nicht weitergehen.

Was würdet ihr tun?


Liebe Maja, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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Kath Weber
Kath Weber
2 Jahre zuvor

Liebe Maja,

danke für Deinen Bericht.
Ich kann Deine Unsicherheit sehr gut nachvollziehen, denn ich habe diese Situation aus der Rolle Deiner Mutter erlebt.
Meine Tochter hat dieses Unausgesprochene nicht lange ertragen können und ihren Vater an seine Verantwortung zur Ehrlichkeit mir gegenüber ermahnt. Immer wieder, immer heftiger. Die dann doch folgende Aussprache ließ mich in ein großes Loch fallen, gab mir aber dann auch die Chance, aus der Opferrolle rauszutreten und mein Leben wieder aktiver, selbstbestimmter zu leben.
Meine Tochter berichtet mir immer wieder, dass sie ein schlechtes Gewissen hat, dass sie mir nicht gleich zu Anfang ihre Erfahrung mitgeteilt hat. Und mich macht es ein wenig stolz, dass sie erkannt hat, dass dies nicht ihre Verantwortung war.
Mir hat es sehr geholfen, dass meine Tochter nach der Konfrontation immer wieder als Gesprächspartnerin da war, denn es gibt so viel gemeinsames Schönes, was bei der Reflexion des Geschehenen an Erinnerungen hochkommt.

Ich wünsche Dir Kraft und Mut, Deinen Weg in dieser Geschichte zu finden.

Lieben Gruß Kath

Marina
Marina
2 Jahre zuvor

Hallo liebe Maja,

oh du meine Güte, ich kann mir vorstellen, dass das ein Schock war.

Also ich bin auch immer ein Fan von der Wahrheit, auch wenn sie schmerzhaft ist. Besser als in einer Lüge zu leben.

Ich würde definitiv deinen Vater zuerst einmal damit konfrontieren. Er sollte es deiner Mutter beichten. Und wenn ihm in der Beziehung etwas fehlt, dann soll er das doch offen mit deiner Mama kommunizieren.

Im Endeffekt kann das nur auf zwei Arten enden… Entweder er sieht seinen Fehler ein, bereut, deine Mutter vergibt ihm und sie arbeiten an ihrer Ehe
oder es kommt zu einer Trennung. Selbst nach so vielen Jahren…

Ich persönlich würde es wissen wollen, wenn mein Mann mich betrügt…. Was würdest du an ihrer Stelle wollen?

Ich wünsche dir gutes Gelingen bei deiner Entscheidungswahl und der Umsetzung.
Alles gute für deine Familie, besonders für deine Mama!

Liebe Grüße
Marina