„Mein zweites Kind bringt mich an meine Grenzen.”

Miriam* hat ein Baby und ein Kleinkind und kommt aktuell an ihre Grenzen. Sie liebt ihre Kinder und weiß, dass es sich um eine Phase handelt, aber sie möchte sich ihre Gedanken und Gefühle von der Seele reden, in der Hoffnung, damit andere Eltern zu erreichen, denen es ähnlich geht.

„Ich bin langsam etwas verzweifelt und ich weiß nicht, wohin mit meinen Gedanken. Es geht um unsere jüngste Tochter, acht Monate alt. Die Große ist drei Jahre alt. Vorab: Bevor wir mit der Großen schwanger geworden sind, hat es fast drei Jahre gedauert mit einer Fehlgeburt einige Monate zuvor.

Bei unserer Jüngsten ging es recht schnell.

Als wir im Sommer 2023 beschlossen haben, dass wir es in einem Jahr, also 2024, für ein Geschwisterchen probieren, bin ich nach zwei Monaten schwanger geworden. Wir waren überglücklich, weil wir damit einfach gar nicht gerechnet haben und es bei der Großen eben so lange gedauert hat. Und die Planung wie gesagt in einem Jahr erst anstand. Dennoch war die Freude groß.

Leider konnte ich diese Schwangerschaft wegen extremer Übelkeit, Schmerzen, Kreislaufproblemen usw. nicht richtig genießen. Seitdem die Kleine da ist, gab es nicht eine Woche, in der ich sagen konnte, dass mal alles gut war.

Ich bin gefühlt nur noch im Überlebensmodus.

Vorweg: Ich mache trotzdem alles super gern und liebe selbstverständlich beide Kinder über alles. ABER: Ich glaube, ich bin von der Großen so verwöhnt, weil sie wirklich ein Anfängerbaby war. Sie mochte nur anfangs das Autofahren nicht so gern.

Die Kleine? Mit der ist einfach alles anders. Es fing am ersten Tag schon an. Sie hat viel geweint, das hatte mit ihrem Bäuchlein zu tun. Ich hatte anfangs extrem wunde Brustwarzen und hatte sie gefühlt 24/7 in der Trage. Sie hat wochenlang geröchelt. Und nach vier Wochen hatte sie bereits ihren ersten Schnupfen. Ich musste mehrere Nächte am Stück aufrecht schlafen mit ihr auf dem Arm, weil sie schlecht Luft bekommen hat usw.

Wie gesagt: Ich hab’s gern gemacht.

Trotzdem habe ich einfach nur funktioniert. Da habe ich keine Müdigkeit oder Erschöpfung gespürt. Dann kam der erste, der zweite, der dritte und der vierte Sprung. Gefühlt waren alle Sprünge schlimm. Jetzt befindet sie sich im sechsten Sprung und ich denke mir, dass der schlimmer ist, als alle anderen zuvor. Dabei sage ich das bei jedem Sprung.

Aber dieses Mal kommt irgendwie alles auf einmal. Der Sprung, die Schlafregression, Zähne, Erkältung usw. Sowohl tagsüber als auch nachts ist es einfach nur noch anstrengend. Ja, anstrengend. Das hört sich immer so böse an gegenüber dem Baby. Aber das meine ich so nicht. Das Baby kann gar nichts dafür.

Aber ich komme langsam an meine Grenzen.

Dazu kommt, dass sie das Autofahren noch schlimmer findet als ihre Schwester damals. Sie schreit sich so in Rage, dass ich einfach nicht konzentriert fahren kann. Da überlege ich 10x, ob ich irgendwohin fahre oder lieber doch zu Hause bleibe. Wir wohnen mitten im Wald. Den einen Weg, den man spazieren gehen könnte, kann ich schon nicht mehr sehen. Deswegen würde ich gern auch einfach mal raus.

Aber für alles muss man einfach fahren. Ich war bei der Großen schon viel zu Hause oder haben dann halt viel Besuch bekommen. Aber das jetzt wieder ein zweites Mal durchzumachen und länger als bei der Ersten, ist für mich sehr zermürbend…

Sie im Kinderwagen zu schieben, geht auch fast gar nicht.

Nur mit viel Glück, wenn sie müde genug ist. Dann muss man aber die Zeit genau im Blick haben, wenn sie wach wird, hat sie nämlich sofort keine Lust mehr, da noch drin zu bleiben. In der Trage geht es auch nur, wenn sie wirklich müde ist. Dann ist das Stillen auch eine Katastrophe. Bei der Großen war es wirklich so schön.

Bei der Kleinen wird es immer mehr zu einem Aushalten, weshalb ich auch überlege, spätestens mit einem Jahr abzustillen. Aktuell komme ich zu gar nichts, weil ich nur damit beschäftigt bin, neben der Kleinen zu stehen, damit sie nicht auf ihren Kopf fällt, weil sie sich jetzt überall hochzieht.

Es ist so, dass die Kleinste einfach aktuell zu niemand anderem möchte, auch nicht zum Vater.

Und die Große ist in der Woche meistens nach dem Kindergarten so K.O., dass sie regelrecht wartet, bis es einfach nur noch ins Bett geht. Natürlich ist meine Mutter ab und zu da, damit ich irgendwas schaffe. Und an den Wochenenden geht die Große auch mal zu den Großeltern.

Dennoch kann ich danach nicht sagen, dass es mir ‚besser‘ geht, sondern man erledigt in der Zeit einfach nur irgendeine andere dringende To-Do, statt irgendwas für SICH SELBST zu tun.

Bei meiner Kleinen konnte ich weder Schwangerschaft noch Babyzeit richtig genießen.

Und dann ist da noch die große Schwester, die ihren Mama-Tank natürlich auch aufgefüllt bekommen möchte, dem ich auch so gern gerecht werden möchte. Das war immer meine größte Angst, dass ich ein Kind vernachlässige. Und ja verdammt, es ist leider so. Auch wenn ich mein Bestes gebe und versuche, die Große überall einzubinden. Aber sie möchte auch einfach mal ungeteilte Aufmerksamkeit.

Ich kann nicht mehr. Und trotzdem funktioniere ich. An alle Mamis mit mehreren Kindern, die es vielleicht auch nicht so einfachen haben: ich sehe euch! Ich fühle mit euch.

Später werde ich wahrscheinlich wehmütig an diese Zeit zurückdenken.

Ich weiß, dass das nur eine Phase ist. Irgendwann sind sie groß –  oder größer. Dann brauchen sie uns nicht mehr. Trotzdem finde ich es legitim, wenn man einfach mal sagt, dass es anstrengend ist und man nicht mehr kann.

Danke an diejenigen, die sich die Zeit genommen haben, diesen Text zu lesen und danke schon einmal vorab an diejenigen, die mir einen aufbauenden Kommentar hinterlassen können.”


Liebe Miriam* (echter Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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