„Ich bin inzwischen über 70 Jahre alt und 50 Jahre davon verheiratet. Mein Mann und ich haben gemeinsam drei Töchter großgezogen. Doch zwei meiner Kinder durften nie das Licht der Welt erblicken.
Jetzt im Alter bin ich oft in meinen Gedanken bei den unerwünschten Babys.
Ich war Anfang 20, als wir heirateten. Für meinen Mann war es die zweite Ehe. Er hatte bereits einen Sohn aus seiner ersten Ehe. Wir lebten in den 1970er Jahren zusammen in einer sehr kleinen und feuchten Wohnung. Einen Monat vor meinem Geburtstag wurde unsere erste Tochter geboren. Ich hatte schon immer eine sehr unregelmäßige Regel. Und gleich nach der Geburt der ersten Tochter, noch während der Stillzeit, war ich plötzlich wieder schwanger.
Da ich damals kein Einkommen hatte und auch mein Mann bei Null angefangen hat, stand für ihn fest, dass das Kind nicht kommen darf. Ich habe mich nicht dagegen gewehrt. Da unsere Tochter sehr viel krank war, habe ich zunächst kaum Gedanken an das ungewünschte Kind gehabt. Die zweite Tochter wurde nach vier Jahren als Wunschkind geboren.
Doch nach ihrer Geburt spielte sich die Geschichte nochmal von vorne ab.
Die Eingriffe waren jedes Mal eine Belastung. Um die Zeit des Geburtstermins wurde mir der Verlust bewusst, dann kam ich an keinem Kinderwagen vorbei. Noch heute frage ich mich, ob das vielleicht die Jungen waren, die mein Mann gerne gehabt hätte.
Über Jahre waren die zwei Schwangerschaftsabbrüche aus den Gedanken verschwunden. Bei Gängen über den Friedhof und das bewusste Wahrnehmen der Gedenksteine für die Schmetterlingskinder sind die Abbrüche ins Bewusstsein zurückgekehrt. Ich habe nie gedacht, dass ein Schwangerschaftsabbruch so lange die Gedanken beherrscht.
Jede Frau sollte sich gründlich überlegen, ob sie sich das antun möchte.”
Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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Hallo liebe Mutter, ich habe soeben deine Geschichte gelesen und bin gerade sehr berührt, verwundert, geschockt und traurig zugleich. Meine Mutter ist auch 70, ich könnte also mit 43 deine Tochter sein. Meine Eltern wollten immer nur ein Kind, und ich weiß nicht genau, wie das früher mit der Verhütung war, aber ich bin Einzelkind. 😉 Ich bin selbst Mutter von 3 Kindern und unser drittes war sozusagen unser Überraschungskind. Wir haben in einer 60qm Wohnung gewohnt mit nur einem Schlafzimmer. Bevor ich wieder arbeiten ging, war unser Leben auch alles andere als einfach. Eine Abtreibung wäre für uns unter keinen Umständen in Frage gekommen. Ich habe versucht mich in dich hineinzuversetzen, deine Abhängigkeit und die Zukunftsängste zu verstehen. Es ist schwierig für mich nachzuvollziehen, wie ihr quasi ausgezählt habt, du darfst leben, du nicht, das nächste wieder schon… Ich bin sicher das hat dich für dein Leben geprägt und traumatisiert und das tut mir so leid für dich! Es scheint so gewesen zu sein, daß dein Mann darüber bestimmt hat. Zur damaligen Zeit waren die Frauen meistens abhängig von ihren Männern, das ist mir bewußt. Aber es ist dein Körper, die Babys wuchsen in dir heran, du hättest es nicht zulassen dürfen. Und ich bin verwundert darüber, daß du schon seit so vielen Jahren immer noch mit deinem Mann verheiratet bist. Es gibt Beziehungen, die zerbrechen an solchen einschneidenden Erlebnissen. Offenbar verbindet euch eine tiefe Liebe und ihr seid euer bisheriges Leben durch Höhen und Tiefen miteinander gegangen. Ich bin sicher ihr hättet auch 5 Kinder zusammen großgezogen.
Ich denke du hast schon genug gelitten! Vergebe dir selbst, es ist vergangen! aus tiefstem Herzen glaube ich, daß du irgendwann mit deinen Babys vereint sein wirst, in Liebe verbunden, für alle Ewigkeit! ♥️ Liebe Grüße Alexa