„Vor meinem 30. Lebensjahr wollte ich eigentlich gar keine Kinder. Aber wie das Leben manchmal so spielt: An meinem 29. Geburtstag hielt ich dann plötzlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Zunächst war ich geschockt, aber dann wurde es die schönste Schwangerschaft überhaupt und ich freute mich sogar auf die Geburt. Mit meiner Mutter habe ich viel ich über ihre drei natürlichen Traumgeburten gesprochen und so stellte ich es mir für mich auch vor. Aber es sollte leider alles anders kommen…
Vier Tage vor dem errechneten Termin bekam ich plötzlich Wehen und fuhr ins Krankenhaus. Ich hatte mir fest vorgenommen: Keine Schmerzmittel und kein Gejammer! Doch schon um 9 Uhr knickte ich ein und fragte nach der PDA. Plötzlich stellten die Ärzte dann fest, dass der Kopf meines Babys um 90 Grad versetzt zum Becken lag. Das hieß für mich dann erstmal zwei Stunden lang im Vierfüßlerstand Popowackeln, Katzenbuckel machen und Hüftkreisen. Doch am Ende dieses Zirkusprogramms kam nur die ernüchternde Nachricht, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden muss. Meine Enttäuschung war groß.
Aus der Traum von der natürlichen Geburt
Um 15.09 Uhr kam dann mein kleiner Junge zur Welt. Doch ich war völlig fertig und wollte mein Baby zunächst gar nicht sehen. Gefühlt hatte die halbe OP-Besatzung an meinen Innereien gezerrt. So hatte ich mir meine Geburt wirklich nicht vorgestellt. Erst nach einer Stunde im Aufwachraum kam ich endlich wieder zu mir und freute mich auf mein Baby. Als ich ihn dann kennenlernte, waren die Glücksgefühle stärker als alles andere und ich machte meinen Frieden mit dem Kaiserschnitt… fürs Erste.
Denn die nächste böse Überraschung erwartet mich, als ich nach einer Woche das Pflaster von meiner Kaiserschnittnarbe entfernen wollte. Schon am Vorabend hatte ich bemerkt, dass Wundflüssigkeit austrat, was aber durchaus normal sein sollte. Doch als ich jetzt das Pflaster abzog, sah ich auf eine fünf Zentimeter große Stelle, die aussah, als ob dort wildes Fleisch aus der Wunde kommen würde.
Ich konnte mein Fettgewebe sehen
Doch es kam noch heftiger: Schon eine Stunde später war die Öffnung bereits 15 Zentimeter groß und ich konnte Fettgewebe erkennen. Langsam bekam ich wirklich Angst, denn noch dazu war ich alleine mit dem Baby zuhause. Mein Lebensgefährte war für seine berufliche Ausbildung 50 Kilometer weit weg. Also rief ich eine Freundin an, die selbst einen fünfmonatigen Sohn hat. Sie versprach mir, mich ins Krankenhaus zu fahren, sobald ihr Mann von der Arbeit zurück sei, um ihr das Kind abzunehmen.
Ich fühlte mich wie ein Roboter und versuchte mein Baby bestmöglich zu versorgen. Ich stillte den Kleinen und zog ihn schon mal an. Meinen Bauch hatte ich dabei notdürftig mit einem Gürtel und einer Wochenbetteinlage gesichert. Doch als ich meinem Baby sein Mützchen aufsetzen wollte, spürte ich plötzlich ein Reißen und konnte mich gerade noch auf einen Stuhl fallen lassen. Ab diesem Zeitpunkt war einfach nicht mehr möglich aufzustehen. Ich schrieb meiner Freundin aus dieser Position heraus, wo sie einen Schlüssel für die Eingangstür finden würde, damit sie sich Eintritt verschaffen konnte.
Mit Blaulicht ging es ins Krankenhaus
Das hörte sich so besorgniserregend für sie an, dass sie sich schließlich doch mit Kind auf den Weg zu mir machte. Vorsichtig inspizierte sie die Wunde und meinte dann betont ruhig zu mir, dass ich nicht in Panik verfallen solle, aber sie jetzt den Notruf wählen würde. Aber als ich dann mithörte, wie sie am Telefon sagte, dass sie meinen Darm habe sehen können, habe ich mein Leben schon an mir vorbeiziehen sehen. 10 Minuten später war ich mit Blaulicht unterwegs ins Krankenhaus.
Dort wurde ich unter Vollnarkose erneut verschlossen – aber dieses Mal mit Klammern und nicht nur mit Fäden. Die Ärzte erklärten mir dann, dass ein Materialfehler für das Aufreißen meiner Narbe verantwortlich sei. So ein Platzbauch nach einer operativen Öffnung des Bauchraums sei wohl sehr selten. Jedenfalls war ich danach die Attraktion im Krankenhaus, das gesamte medizinische Fachpersonal erklärte mir einstimmig, dass sie sowas noch nie erlebt hätten. Für mich war es weniger sensationell, denn mir bescherte es drei weitere Wochen im Krankenhaus mit drei Drainagen im Bauch. Das schlimmste für mich war, dass ich völlig unbeweglich dalag, sogar mein Baby mussten mir zum Stillen gereicht werden. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens!
Dieses Mal vielleicht eine natürliche Geburt
Jetzt, nach ungefähr drei Jahren, erinnere ich mich zwar noch an alles, aber die damit verbundenen Gefühle und Schmerzen sind verblasst. Zum Glück hat Mutter Natur uns mit Vergesslichkeit gesegnet. Ich weiß zwar noch, dass es sehr schlimm war, aber ich versuche keinen unnötigen Gedanken an diese Zeit zu verschwenden und mich stattdessen darauf zu konzentrieren, wie gut es uns heute geht. Wenn es anders wäre, wäre ich wohl kaum mit unserem zweiten Wunder im vierten Monat schwanger. Ich hoffe dieses Mal auf eine natürliche Geburt und sollte es nicht klappen, reicht mir ein gesundes Baby. Das habe ich schließlich schon einmal geschafft.“
Liebe Natascha, vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir uns deiner Familie alles Liebe für eure Zukunft!
WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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