Franzi, die in Wirklichkeit anders heißt, aber anonym bleiben möchte, hat vor ein paar Tagen bemerkt, dass ihre eigene Mutter sie wahrscheinlich jahrelang um Geld betrogen hat. Sie hat sich nun damit auseinandergesetzt, wie sie damit umgehen soll.
„Ich werde bald 40 Jahre alt und habe vor ein paar Tagen realisiert, dass meine Mutter mich eigentlich schon abzockt, seitdem ich 16 Jahre alt bin. Ich bin damals mit 16 zu meinem Ausbildungsbeginn ausgezogen, weil meine Mutter und ich uns nur noch angezickt haben. Ich hatte auch keine besonders schöne Kindheit oder besondere Bindung zu ihr.
Ungefähr anderthalb Jahre lang hatte ich dann überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihr. Mit der Zeit wurde der Kontakt wieder etwas besser. Es war damals sehr schwer für mich, finanziell alles zu stemmen, weil ich, so dachte ich zumindest, keine Zuschüsse bekam.
Bafög wurde abgelehnt.
Man muss dazu sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt absolut keine finanzielle Bildung erfahren habe und ich alleine auf mich gestellt war. Die Zeit in meiner Ausbildung war für mich die härteste in meinem Leben, da ich nach Abzug der Miete zum Leben nur knapp 100 Euro hatte, von denen ich Essen, Trinken, Klamotten, den Schulbus und vielleicht auch mal den Eintritt zu einer Party bezahlen musste.
Ich bin mit dem Fahrrad oder Inlinern regelmäßig fast 20 Kilometer zur Berufsschule gefahren, um Geld zu sparen. Die Frage Essen oder Ausbildung hat mich fast jede Woche beschäftigt.
Das Verhältnis zu meiner Mutter wurde dann zwischenzeitlich besser.
Wir wurden sogar sowas wie Freundinnen. Sie hat mir damals sogar einmal freudestrahlend den kompletten Kühlschrank aufgefüllt, weil sie natürlich von meinen Problemen wusste. Ich dachte damals, wie großzügig das doch von ihr sei, weil sie doch angeblich selber Geldsorgen hatte…
Doch als ich Mitte 20 war, nutzte sie mein Mitleid und meinen Familiensinn aus und betrog mich um viel Geld. Sie rechtfertigte das damals damit, dass ihr das Geld zustünde, da ich immerhin 16 Jahre lang bei ihr gewohnt hätte. Ich hatte danach lange keinen Kontakt zu ihr.
Seitdem ich selber Kinder habe, habe ich wieder minimalen Kontakt zugelassen.
Trotzdem ist das Verhältnis ziemlich zerrüttet. Es ist wie auf Eiern zu laufen: Ich darf nichts kritisieren, sie kritisiert dafür umso mehr. Ich passe immer auf, bloß keine heiklen Themen anzusprechen, um unser beschädigtes Verhältnis einigermaßen aufrechtzuerhalten.
Vor ein paar Tagen ist mir dann plötzlich aufgegangen, dass meine Mutter bis zu meinem Ausbildungsabschluss noch Kindergeld für mich bezogen haben muss. Davon habe ich zu dem Zeitpunkt nichts geahnt, da ich dachte, ich bekäme keine Unterstützung. Während ich finanziell jeden Tag gekämpft habe, hat sie sich das Geld einfach in die eigene Tasche gesteckt.
Mich ärgert besonders diese Hinterhältigkeit.
Ich frage mich, wie sie mir ins Gesicht lachen, einen auf Freundin machen, sich Dankbarkeit einheimsen konnte, weil sie den Kühlschrank aufgefüllt hat. Ich stand damals vor Dankbarkeit mit Tränen in den Augen vor ihr. Dabei hat sich mich hinterrücks total ausgenommen.
Irgendwie komme ich nicht damit klar, dass sie mich schon damals so ausgenutzt hat – und auf welche Art und Weise. Ich komme mir bescheuert vor, dass ich das erst jetzt realisiert habe. Aber dadurch, dass ich total der Familienmensch bin, Zusammenhalt und Vertrauen möchte, habe ich darüber irgendwie nie so richtig nachgedacht…
Für mich stellt sich nun die Frage, wie ich damit umgehen möchte.
Im Endeffekt gibt es zwei Optionen: Aus der Vergangenheit weiß ich, dass es absolut keinen Sinn ergibt, sie darauf anzusprechen. Also könnte ich es entweder auf sich beruhen lassen, weil es in der Vergangenheit liegt und ich sowieso nur minimalen Kontakt zu ihr habe, oder mich aus dem Kontakt komplett zurückziehen.
Ich habe mich nun entschieden, dass ich den Kontakt abbrechen werde. Ich denke, damit wird es mir besser gehen und ich muss mir keine Sorgen machen, dass sie mit meinen Kindern Ähnliches macht.
Meine Kinder sind vier und neun Jahre alt. Wenn sie irgendwann mal alt genug sind, um den Kontakt zu ihr zu suchen, werde ich sie auf jeden Fall warnen und ihnen sagen, dass das Ganze mit Vorsicht zu genießen ist.”
Liebe Franzi (echter Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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Meine Geschichte ist sehr ähnlich….habe seid vielen Jahren keinen Kontakt. Beste Entscheidung meine Lebens die ich selbst nicht bereut hab, als ich selber Kinder bekommen hatte. Sie ist wohl vor 2 Jahren verstorben… erschreckend für mich war, das mich selbst das nicht berührt hat.