„Die Liebe zu meiner Stieftochter trägt uns durch schwere Zeiten.”

Uns hat Jana geschrieben, deren Stieftochter eine schwere Zeit durchmacht, aber in Jana eine zuverlässige Bezugsperson findet. Sie ist für das Mädchen da, egal, wie schwer es ist.

„Meine große Tochter ist meine Stieftochter und sie hatte ein echt schwieriges Leben. Sie zog im Alter von sieben Jahren zu uns und kurz nach dem Umzug haben wir sie nicht wiedererkannt. Sie schrie und hatte Wutanfälle. Diese Phasen kannten wir, doch sie hatte sie eigentlich mit fünf Jahren abgelegt und deshalb war es für uns ein großer Schock.

Wir erfuhren einen Monat nach ihrem Umzug von psychischer und physischer Gewalt bei ihrer Mutter.

Unsere erste Anlaufstelle war die Kinder und Jugendhilfe, damit die Besuche mit ihrer Mutter nicht komplett untersagt werden, aber überwacht sind. Die Besuche fanden anfangs bei uns zuhause unter Aufsicht statt. Dabei fiel mir auf, dass die Verantwortung für eine gute Beziehung zwischen Mutter und Tochter von der Mutter auf die Tochter übertragen wurde. Für mich komplett unverständlich.

Ich erklärte der Mutter, dass eine Siebenjährige das noch nicht kann und dass hier immer die Mutter etwas machen muss. Zum Beispiel anrufen und regelmäßig vorbeikommen. Wir wussten, dass wir nicht viel erwarten konnten, aber danach hat sie die Treffen bei uns abgelehnt. Sie schlug stattdessen vor, das an eine externe Stelle weiterzugeben und die Treffen von Fachpersonen und nicht von meinem Mann und mir überwachen zu lassen.

Danach brach der Kontakt dann ab.

Sie rief am Tag nach dem Geburtstag ihrer Tochter an, um zu gratulieren und an Weihnachten auch. Sonst hat man so gut wie nie etwas gehört. Nach einem Jahr ging mein Mann vor Gericht, damit die Termine von Pädagogen überwacht werden können. Vor allem da das Schreien meiner Stieftochter immer schlimmer wurde. Sie war acht, als sie anfing sich selbst zu verletzen.

Sie schlug uns während dieser Anfälle und der Sport, den sie zum Ausgleich für die Schule machte, half ihr nicht mehr sonderlich. Wir waren komplett am Ende. Wir dachten, wir schaffen es nicht, ihr zu helfen. In der Elternberatung waren wir schon länger und auch da kamen wir nicht weiter. Sie ging auch schon zur Therapie.

Bei Gericht wurde dann entschieden, dass die Termine anderswo stattfinden.

Außerdem wurde ihrer Mutter das Sorgerecht entzogen. Jedoch wurde auch von Gericht beschlossen, dass die Termine nur stattfinden, wenn sich die Mutter bei der Stelle meldet. Seit dem Gerichtsbeschluss verging ein halbes Jahr, in dem nichts von der Kindesmutter kam. Bis mein Mann komplett am Boden war und sie anrief und ihr eine letzte Chance gab, ansonsten würde er ihr auch das Kontaktrecht per Gericht nehmen.

Das tat er, da die Große immer noch mehr durchdrehte, sie warf uns vor, dass wir den Kontakt verhindern würden, obwohl wir alles in unserer Macht Stehende taten. Nach diesem Anruf kamen endlich die Termine zustande. Jedoch nicht regelmäßig. Sie sagte immer wieder die Termine ab. Eigentlich waren jede zweite Woche zwei Stunden angedacht und teilweise kam sie nur jede sechste Woche.

Wir unterstützten die Große so gut wir können, nur blieb alles andere liegen.

Letztes Jahr im Sommer waren wir endlich an dem Punkt, an dem sie uns nicht mehr anschrie und wir entschieden, dass es jetzt an der Zeit für noch ein Kind ist. Als ich dann schwanger war, nahm es wieder überhand mit dem Schreien und Schlagen. Sie trat mich sogar in den Bauch. Ich hatte Schmerzen, aber ich nahm sie ganz lange in den Arm und sagte ihr, wie sehr ich sie lieb habe und dass sich das nie ändern würde.

Als sie ruhig wurde, fragte sie, ob das wahr ist und sie mich Mama nennen darf, weil ich genau das bin, was sie sich von ihrer Mama wünscht. Ich sagte ihr, dass das in Ordnung ist, weil sie für mich auch meine Tochter ist.

Wir sind noch lange nicht über den Berg.

Noch dazu ist sie jetzt in der Pubertät, was neue Herausforderung birgt. Aber nach allem, was wir in den letzten 3,5 Jahren mitgemacht haben, wissen wir: Egal, was kommt unsere Liebe zu ihr bringt uns dazu, alles zu überstehen. Mittlerweile ist unsere kleine Tochter auf der Welt und inzwischen drei Monate alt und unsere Große ist bald 11 Jahre alt.

Ich hoffe, dass ich mit meiner Geschichte anderen Stiefmamas Mut machen kann. Manche Kinder brauchen besonders viel Liebe und Aufmerksamkeit. Aber ich musste zum Beispiel auch lernen, dass ich sehr konsequent sein muss, um meiner Großen Sicherheit zu vermitteln. Dadurch wirke ich vielleicht streng, aber sie denkt sonst, dass sie unsere Rolle übernehmen muss.

Vielleicht betrifft euch das nicht selbst, sondern Eltern, die ihr kennt.

Für mich ist die Vorstellung schön, dass meine Geschichte dafür sensibilisiert, diesen Eltern nicht reinzureden, sondern einfach für sie da zu sein, falls ihnen die Kraft ausgeht. Ich habe nicht nur einmal weinend meine Freunde angerufen und diese kamen und waren einfach da. Mehr kann man sich da nicht wünschen.”


Liebe Jana, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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