Liebe Mamas,
manchmal habe ich so Begegnungen der dritten Art mit anderen Müttern. Kennt ihr das?
Bevorzugt mit Dinkelmüttern. Nix gegen Dinkel, schmeckt bestimmt köstlich. Nur uns schmeckt es eben nicht. Und da bin ich auch schon beim Punkt: kann man das nicht einfach akzeptieren? Ich. Möchte. Nicht. Bekehrt. Werden.
Manche Mamas sind echt schlimmer als die Zeugen Jehovas.
„Also das ist aber ganz schlecht für dein Kind, das solltest du ihn auf keinen Fall soviel essen lassen.“ – beim zweiten Butterkeks innerhalb von einer halben Stunde rumtoben auf dem Spielplatz. Ich lächle gequält.
„Du MUSST unbedingt PEKIP machen, sonst entwickelt sich dein Kind nicht richtig.“ – bisher ist nix passiert, Kind ist weder doof noch physisch beeinträchtigt. Zum Beweis klettert es in Rekordgeschwindigkeit auf das höchste verfügbare Klettergerüst. Dankbar wetze ich hinterher und entkomme meiner Antwortpflicht.
„Also bei uns dürfen die Kinder nicht Barfuß laufen, die bekommen ja sonst Hornhaut an den Füßen und dann werden die Gelenke falsch belastet.“ – ich rücke wortlos auf eine andere Bank am Spielplatz, das ertrage ich einfach nicht mehr.
Warum herrgottzapperlotindreiteufelsnamenkruzifixnocheins kann man nicht einfach andere Mamas in Ruhe an ihren Kindern rumerziehen lassen, wie sie das für richtig halten? Es gibt kein Patentrezept. Gäbe es das, würde sich das Buch besser verkaufen als die Bibel.
Am schlimmsten sind die mit den ungefragten Ratschlägen. Nächste Stufe: Die auch drei Wochen später nachhaken, ob man es denn auch brav so gemacht hat, bei ihnen klappt das nämlich immer. Könnte ich schreien.
Mit welcher Überheblichkeit maßen sich eigentlich manche an, über das Wohl meiner Kinder zu schwadronieren und mir erklären zu wollen was ich alles falsch mache? Elternsein ist kein Lehrberuf. Es ist Trial & Error. Es ist beobachten und reflektieren. Es ist Liebe und Flügel geben, Respekt lernen und Grenzen setzen. Es ist gemeinsam Hürden überwinden und zusammen wachsen, aneinander und miteinander.
Und das funktioniert für jede Familie anders. Deshalb ist mein Weg nicht schlechter als deiner.
Der Regenbogen ist breit, da ist viel Platz für uns, nebeneinander zu gehen, alle Farben auszuprobieren, sich auf Augenhöhe auszutauschen und gemeinsam am Kessel mit Gold anzukommen. Nicht von oben herab seine Meinung diktieren. Sich gegenseitig an die Hand nehmen, Mut machen, seinen Weg zu finden.
Nicht Steine in den Weg legen, schlechtes Gewissen einreden, Angst machen. Sondern unterstützen, aufs Bauchgefühl hören und füreinander da sein. Eltern, insbesondere Mütter, könnten soviel mehr erreichen und selbstsicherer sein, wenn sie in ihrem Tun bestärkt würden, anstatt unter kritischem Dauerfeuer durch andere Mütter zu stehen.
Deshalb: sagt euren Mama-Freundinnen öfter mal: „Du machst nen tollen Job mit deinen Kindern!“, seid für sie da, wenn sie Sorgen haben, und scheut euch auch nicht, mal zuzugeben, dass bei euch nicht alles perfekt läuft. Tuts nämlich nirgends. Und esst barfuß zusammen Kekse. Das macht glücklich.