Seit Anfang des Jahres gibt es in Deutschland Bürgergeld, es soll unkompliziert in Zeiten unterstützen, in denen man auf Arbeitssuche ist. Doch viele glauben, dass die staatliche Leistung zu hoch ausfällt. So befürchtete der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, dass das Bürgergeld zur Demotivation von Geringverdienenden führen würde. Andere wiederum finden das zynisch, das Bürgergeld reiche gerade so zum Leben.
Doch was stimmt denn nun?
Wir haben Mütter aus unserer Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas – Unsere Fragen und Antworten” gefragt, die Bürgergeld beziehen oder in Jobs arbeiten, die nur gering bezahlt werden. Doch bevor wir zu den Meinungen der Mamas kommen, hier noch mal die Fakten:
Die Höhe des Bürgergeldes variiert je nach Lebenssituation: Alleinstehende erhalten monatlich 502,00 €, während in Bedarfsgemeinschaften jeder volljährigen anspruchsberechtigten Person 451,00 € Bürgergeld zustehen. Daneben werden verschiedene andere Lebenshaltungskosten übernommen. Für das kommende Jahr ist außerdem bereits eine Erhöhung um 100 geplant, um die Inflation auszugleichen.
Aber gibt es wirklich Familien, die mit Bürgergeld besser dran sind? Das sagt unsere Community!
„Hier bei uns zahlt man für drei Kinder in der Kita inkl. Essensgeld, Materialgeld etc. ca. 800 € – dabei ist die Betreuung nicht in Vollzeit! Dazu kommen Kaltmieten von 1400 € aufwärts, hohe Nebenkosten etc. Da ist man mit Bürgergeld, bei dem die Kosten übernommen werden, schon besser dran.”
„Ich bin nach der Trennung mit Bürgergeld besser dran mit einem vier-Personen-Haushalt, als vorher mit fünf Personen und einem in Vollzeit arbeitenden Mann. So kann ich zumindest die ersten Jahre, bis die Kinder größer sind, noch zuhause bleiben. Mein Schulkind muss nicht ewig in die Betreuung und die zwei Kleinen sind auch nur bis 14 Uhr in der Kita. Wenn sie dann älter sind, kann ich immer noch sagen, ich gehe jetzt Vollzeit arbeiten.”
„Ehrlich? Mit Bürgergeld hätten wir ein paar Euro mehr, weil Miete übernommen werden würde, Schulsachen und Kita auch bezahlt werden. Das geht jetzt alles von meinem Gehalt weg. Dennoch würde ich meinen Job nicht aufgeben, weil ich dadurch freier bin und nicht Verpflichtungen nachgehen muss.”
„Sagen wir mal so: Hätte ich meinen Mann nicht und wäre alleine, wäre ich finanziell mit Bürgergeld besser dran. Traurig aber wahr.”
„In guten Fällen, wie bei mir, reicht Bürgergeld vollkommen aus. Mit Unterhalt und Kindergeld komme ich super klar. Ich verstehe nicht und kann es auch gar nicht leiden, wenn alle meckern. Dafür, dass man nicht arbeiten gehen kann oder einfach nicht geht, ist es absolut genug. Also hier fehlt es an nichts. Es stimmt sogar tatsächlich, das wenn ich arbeiten gehe, ich weniger verdiene als durch das Jobcenter.
„Ich zahle Bürgergeld aus. Leider ist es so, dass viele mit Bürgergeld besser dran sind als mit Jobs im Mindestlohnbereich.”
Doch es gibt auch vereinzelt Mamas, die finden, dass es zu wenig Bürgergeld gibt
„Ich habe von Bürgergeld gelebt. Und nein, es ist nicht viel. Mir ist oft der Popo auf Grundeis gegangen. Nun arbeite ich Vollzeit und ich habe fast doppelt so viel Geld. Also, ich kann niemanden verstehen, der Bürgergeld gut findet. Ich bin alleinerziehend mit drei Kindern.”
„Ich habe nie Bürgergeld oder Ähnliches bezogen, selbst in meiner Zeit als Alleinerziehende nicht. Ich habe dann lieber in Vollzeit gearbeitet und mich weitergebildet und stetig zu besser bezahlten Jobs gewechselt. Schade, dass immer noch so viele Frauen entweder finanziell vom Mann oder vom Staat abhängig sind.”
Lohnt sich Arbeit oder nicht: Was stimmt denn nun?
Es ist schwierig, die Modelle miteinander zu vergleichen, weil es viele Unwägbarkeiten gibt. So kann das Bürgergeld, das erst beantragt werden muss, noch durch Mehrbedarfe wie für Unterkunft und Heizung, für Ernährung oder für Schwangere steigen. Außerdem können Leistungen zu Bildung und Teilhabe für Personen bis zum Alter von 25 Jahren abgerufen werden, wie Bürgergeld– Verein für soziales Leben schreibt. Die individuelle Leistung, die euch zustehen würde, könnt ihr HIER online berechnen.
Neben den reinen Zahlen darf nicht außer Acht gelassen werden, was der Einzelnen die zusätzliche Freizeit wert ist, die eine Bürgergeldempfängerin im Vergleich zu einer Beschäftigten hat. Dieser Punkt lässt sich nicht objektiv in Euro bemessen, kann aber gerade für Mütter wichtig sein, was einen Vergleich zusätzlich verkompliziert.
Abschließend möchten wir noch eine Mama aus der Gruppe zitieren:
„Traurig ist, wenn sich Arbeit für viele nicht mehr lohnt. Denn es muss auch die geben, die in Restaurants bedienen, Büros und Krankenhäuser putzen oder Kinder im Kindergarten versorgen und bei denen sollte es sich in Vollzeit im Vergleich zum Bürgergeld lohnen. Und darum geht’s hier.”