Der Mutterpass ist das erste, offizielle Dokument, das du von deinem Frauenarzt bekommst, wenn du schwanger bist. Ein Meilenstein! Dein Frauenarzt stellt ihn dir nämlich aus, wenn er die Schwangerschaft feststellt. Wow, jetzt fühlt es sich schon ein Stück realer an, dass du ein Baby bekommst: Du – ein Baby! Glückwunsch! Das kleine Heftchen mit über 30 Seiten enthält eine Menge an Informationen. Du fragst dich vielleicht beim ersten Durchblättern, ob du den Mutterpass jemals verstehen wirst – und ob es diese ganzen Infos überhaupt alle braucht!?
Die Antwort ist: Ja! Kurz gesagt steht nämlich alles drin, was Ärzte zu deiner Gesundheit und der deines ungeborenen Babys jederzeit wissen müssen! „Jede Schwangere sollte ihren Mutterpass wirklich immer bei sich tragen. Ergibt sich nämlich ein unvorhergesehener Zwischenfall oder ein Notfall, können Ärzte schnell regieren,“ so Nadja Messingschlager, Expertin für Schwangerschaftsleistungen bei der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK). „Außerdem helfen die Informationen dem behandelnden Arzt bei einer weiteren Schwangerschaft.“
Der Mutterpass ist quasi das Telefonbuch mit deinen eigenen Kontaktdaten, sowie denen deiner Hebamme und deiner behandelnden Ärzte.
„Außerdem sind darin alle medizinischen Daten zu dir und deinem Kind gesammelt, die für die Schwangerschaft, die Geburt, das Wochenbett und die gesunde Entwicklung deines Kindes wichtig sind,“ weiß Messingschlager von der SBK.
Mutterpass verstehen: Die wichtigsten Seiten
Seite 2: Die Ergebnisse deiner Blutuntersuchungen
Und zwar:
- Die Blutgruppe und der dazugehörige Rhesusfaktor: Wichtig für Notfälle und um zu checken, ob deine Blutgruppe mit der deines Kindes verträglich ist.
- Antikörper-Suchtest: Er sollte möglichst negativ sein, das heißt, dass keine Antikörper vorhanden sind, die zu Komplikationen führen könnten.
- Röteln-Impfung, Antikörpertest: Hier wird eine Röteln-Infektion ausgeschlossen, die deinem Baby in seiner Entwicklung schaden könnte.
Seite 3: Infos zu weiteren Blutuntersuchungen im Mutterpass verstehen
- Zum einen trägt der Arzt hier die Ergebnisse einer erneuten Antikörper- oder Röteln-Untersuchung ein.
- Zum anderen wird hier eine Chlamydien- und eine LSR-Infektion (= Syphilis, eine heute sehr seltene Geschlechtskrankheit) ausgeschlossen. Beides sind Bakterien-Infektionen, die mit Antibiotika behandelt werden können. Ebenso hält der Arzt hier fest, ob eine Hepatitis B-Infektion (Virus-Erkrankung der Leber) vorliegt. Wenn ja, wird das Baby gleich nach der Geburt dagegen geimpft.
Mutterpass verstehen Seite 4: Daten zu früheren Schwangerschaften
Nur wenn der Arzt alle (eventuellen) Besonderheiten deiner vergangenen Schwangerschaften kennt, kann er dich optimal beraten, untersuchen und behandeln.
Außerdem muss er hier mit Häkchen bescheinigen, das er dich zu allen Bereichen der Schwangerschaft beraten hat, wie zum Beispiel Ernährung, Sport und Reisen.
Seite 5: Fragebogen zu deinem Gesundheitszustand
Die sogenannte Anamnese, die Rückschlüsse auf eventuelle Risiken während der Schwangerschaft und Geburt zulässt. Hast du zum Beispiel Grunderkrankungen wie Diabetes, Übergewicht oder Allergien?
Seite 6: Liste der besonderen Befunde
in der Schwangerschaft, diese umfasst auf S. 6 umfasst zum Beispiel Placenta Praevia (Fehllage des Mutterkuchens), Hydramnion (zu viel Fruchtwasser), Oligohydramnie (zu wenig Fruchtwasser), Anämie (Blutarmut), Hypotonie (niedriger Blutdruck) oder Isthmozervikale Insuffizienz (ein Muttermund, der sich vorzeitig öffnet in Kombination mit einem verkürzten Gebärmutterhals). Zum Glück sind diese Diagnosen eher selten.
Superspannend und auch auf dieser Seite angesiedelt: Der errechnete Termin (ET) für die Geburt: 1.Tag der letzten Regel (LR) + 280 Tage = ET
Auf den Seiten 7 und 8 findest du das sog. Gravidogramm
Die Übersicht über den Schwangerschaftsverlauf. Hier kann der Arzt notieren, wie dein Kind liegt, auf welcher Höhe der Gebärmutter es sich befindet, wie deutlich die Herztöne sind oder inwiefern es sich bewegt.
Dazu kommen Angaben zu deinem Gewicht, ob du zum Beispiel Wassereinlagerungen hast, in welchem Zustand dein Gebärmutterhals, das Scheidensekret oder dein Blutdruck ist. „Wie oben erwähnt ist der Vorsorgekatalog in Deutschland sehr umfangreich, daher sollten sich Schwangere von den vielen medizinischen Dokumentationen nicht zu sehr beunruhigen lassen. Wer jedoch etwas nicht versteht oder unsicher ist, sollte lieber ein Mal mehr beim Arzt nachfragen,“ so Messingschlager.
Das Blatt 9 bleibt normalerweise größtenteils leer
Wenn es keine Besonderheiten in deiner Schwangerschaft gibt! Denn dort trägt der Arzt die Maßnahmen ein, die er wegen Auffälligkeiten im Schwangerschaftsverlauf ergriffen hat. Außerdem wann und warum du z.B. ein Krankenhaus aufsuchen musstet (= Stationäre Behandlung) sowie Cardiotokographische Befunde. Bei letzteren werden mit einem Gürtel bzw. einem Sensor die Herztöne des Babys und die deiner Wehentätigkeit gemessen. Du kennst die Untersuchung bestimmt auch unter dem Kürzel CTG.
Seiten 10 und 11: Die Ergebnisse deiner drei großen Ultraschall-Untersuchungen
Diese finden statt: 1. SSW 9 – 12, 2. SSW 19 – 22, 3. SW 29-32.
Zusammengefasst wird hier untersucht: Wie groß und schwer dein Kind ist, wie es liegt, wie es sich bewegt und wie es um seine Organe und allgemeine körperliche Entwicklung bestellt ist. Dazu werden z. B. Kopfumfang, Bauchdurchmesser und Oberschenkelknochen vermessen. Der Arzt schaut sich auch genauer das Gehirn und das Herz an. Toll und große Erleichterung, wenn alles in Ordnung ist!
Seite 12: Weitere Notizen zu den Ultraschall-Untersuchungen im Mutterpass verstehen
Hier steht zum Beispiel, wenn dein Gebärmutterhals verkürzt ist, du Blutungen in der Schwangerschaft hast oder vorzeitige Wehen spürst.
Seite 13: Größe deines Babys
Hier trägt der Arzt die Größe deines Babys ein. Es wird zum einen gemessen, wie lange dein Baby vom Scheitel bis zum Steiß ist, wie groß der Kopfdurchmesser von Schläfe zu Schläfe ist und wie der Bauchdurchmesser (gemessen von Rippe zu Rippe).
Seite 14 Gründe für evtl. zusätzliche Ultraschall-Untersuchungen
Dopplersonographie heißt, dass auch die Durchblutung deines Babys gemessen wird, um zu sehen, ob diese ausreichend ist.
Seite 15: Die Abschluss-Untersuchung im Mutterpass verstehen
Diese Seite wird normalerweise vom behandelten Arzt im Krankenhaus ausgefüllt. Es steht da, wo und wie du entbunden hast und wie fit du im Wochenbett warst. Spannend ist die Apgar-Zahl, die drei Mal in fünf Minuten Abständen direkt nach der Geburt bestimmt wird. Beurteilt werden Hautfarbe, Herzschlag, Atemtätigkeit, Bewegungsaktivität und Reflexe deines Babys. Zehn Punkte ist die Höchstpunktzahl.
Seite 16: Besonderheiten im Wochenbett
Ebenso vermerkt der Arzt dort die Ergebnisse deiner gynäkologischen Untersuchung nach der Geburt. Auch auf die U3 wird hingewiesen – die Untersuchung deines Kindes in der 4. bis 5. Lebenswoche.
Ganz schön viele Informationen, oder? Doch es wirklich gut zu wissen, dass du und dein Baby in der Schwangerschaft intensiv betreut werden.
Übrigens ist nach diesen vielen Seiten noch reichlich Platz … für Baby Nr. 2 🙂