Am Muttertag bekommen Mütter Geschenke und einen Ego-Tag. Das war aber nicht immer so. „Echte Mama“ und Oma Monika (59) aus einem Dorf in Österreich erzählt, wie sie vor 35 Jahren diesen Tag erlebt hat:
„Muttertag war bei uns nie ein wichtiger Tag, an meinen ersten Muttertag erinnere ich mich kaum. Als die Kinder noch ganz klein waren, war es ein Sonntag wie jeder andere. Mein Mann hat mir weder Frühstück ans Bett gebracht, noch ein Geschenk gemacht oder gekocht – es war alles wie immer.
Weniger Stress hatte ich darum mit zwei kleinen Mädchen auch an diesem Tag nicht, eher im Gegenteil. Meine zwei Brüder und mein Mann hatten keine Lust, sich um Aufmerksamkeiten für unsere Mutter bzw. meine Schwiegermutter zu kümmern, darum blieb auch das an mir hängen. So sorgte ich dafür, dass die zwei Omas meiner Kinder eine Schachtel Pralinen und einen Blumenstrauß oder eine andere Kleinigkeit bekamen. Immerhin – zu Mittag war ich von der hausfräulichen Pflicht des Kochens befreit, weil meine Schwiegermutter uns im Gegenzug zum Essen eingeladen hat. So hatte sie also auch nicht unbedingt einen Verwöhn-Tag….
So etwas wie Ausschlafen und Blumen
Als die Kinder etwas größer waren und beide schon laufen konnten, stand mein Mann an diesem einen Tag im Jahr dann doch mit ihnen auf, und ich durfte ‚ausschlafen‘. Zumindest so lange, bis die drei von der Wiese neben unserer Wohnung wiederkamen, auf der sie Blumen für mich gepflückt hatten. Ich weiß noch, dass das eigentlich immer Himmelschlüssel waren. Anschließend deckten sie den Tisch, mit den Köstlichkeiten, die ich tags zuvor eingekauft hatte, aber es war ja so schon eine große Geste.
‚Geschenke kriegst du von den Mädchen, wenn sie groß sind in der Schule etwas basteln‘, sagte mein Mann immer. So war es auch. Bis die zwei in die Grundschule gingen, beschränkte sich der Muttertag also auf ein, zwei Stunden Ruhe und einen gedeckten Frühstückstisch. Dann gab es selbstgemachte Geschenke wie den berühmten, gehäkelten Topflappen oder ein Gemälde und ein Gedicht. Das war schön und ich freute mich ehrlich darüber.
Als meine Kinder zu Teenagern heranwuchsen (oh weh, das war so eine anstrengende Zeit!), begannen sie damit, mir für den Muttertag einen Kuchen zu backen und mir tatsächlich an diesem Tag den Haushalt abzunehmen. Manchmal, wenn es die aktuelle pubertäre Phase zuließ, putzten sie sogar die ganze Wohnung, ihre Zimmer inklusive. Wow!
Jetzt bin ich die Geschenke-Fee
Inzwischen hat eine von ihnen selbst Kinder und einen Mann, der ähnlich denkt wie meiner damals. Das finde ich irgendwie schade, schließlich haben sich die Zeiten geändert. Darum schnappe ich mir jedes Jahr in der Woche vor Muttertag ihre Kinder und schicke meine Tochter weg.
Während sie ein paar Stunden kinderfrei genießen darf, bastle ich mit meinen Enkeln Geschenke. Als sie noch Babys waren, habe ich mit ihren Fingerabdrücken eine Karte gemacht, später machten wir Sachen wie Bettlaken mit Fußabdrücken, Schlüsselanhänger, was uns eben gerade einfiel. Dieses Jahr geht das große Kind meiner Tochter schon zur Schule und hat dort etwas vorbereitet. Mit den Kleinen habe ich wieder eine Überraschung gemacht.
Mein schönstes Muttertags-Geschenk
Außerdem bin jetzt ich diejenige, die am Muttertag für die ganze Familie kocht. Aber es ist keine Bürde, sondern eine Freude für mich, an diesem besonderen Tag im Jahr alle wieder um einen Tisch zu haben – meine Kinder, deren Ehemänner, die Enkelkinder. Dann freue ich mich über den Trubel, so, wie ich mich früher über die Ruhe gefreut habe.“