„Ey, ich bin echt glücklich – nach ein paar turbulenten Monaten hat sich bei uns endlich alles ganz gut eingependelt und die Nächte sind viel entspannter. Ich merke richtig, wie ich langsam wieder ein Mensch werde!“
Wenn einem eine Mama so etwas überglücklich erzählt, gibt es eigentlich nur eine adäquate Reaktion darauf: Mitfreuen, verdammt nochmal! Leider passiert aber viel häufiger folgendes: „Mmhhh, ja, cool! Naja, aber warte mal ab: Ich dachte auch so lange, dass ich einen guten Schläfer habe – aber das hat sich irgendwann geändert und ist bis heute nicht mehr so!“ Oder auch: „Uhhhh, genieße es! Bald kommen die Zähnchen, und dann ist es vorbei mit den ruhigen Nächten.“ Und auch „Irgendwann bekommt jedes Kind Alpträume und du bist die ganze Nacht damit beschäftigt, Händchen zu halten – freue dich schon mal drauf!,“ ist eine der vielen, vielen Möglichkeiten, stolzen/erleichterten/glücklichen Eltern einen echten Dämpfer zu geben.
Und genauso funktioniert das mit vielen, vielen anderen Themen, die Eltern so umtreiben: Auch eher entspannte Kinder „kommen bald in die Trotzphase/Pubertät/irgendwelche Schübe“, Babys, die äußerst zufrieden „herumliegen“ und sich damit begnügen, ihre Umgebung zu beobachten, „werden bald mobil und dann, aber holla!“
„Warte es nur ab!“, so lautet das Mantra vieler erfahrener und ehrlich gesagt vielleicht auch missgünstiger Eltern.
Warum nur können sie denn nicht die Klappe halten?
Ich glaube, diese Mamas und Papas erinnern sich an die schwierigeren Zeiten ihres Elterndaseins (die sicher jeder mal hat) und sind froh, wenn sie mit diesen nicht alleine sein müssen. Geteiltes Leid ist halbes Leid, sozusagen. Auch, wenn es das ja offensichtlich gerade nicht ist – denn hier gibt es ja gerade gar keine „Probleme“.
Dazu kommt, dass wirklich jeder gerne seine eigene Geschichte erzählt – und das gilt vor allem, wenn es um Kinder geht. Aber hier macht ja der Ton bzw. die Wortwahl die Musik: „Du hast es gut, wie schön! Bei uns war diese Phase ganz schön zehrend.“ hört sich so ganz anders an als „Warte es nur ab!“ (Was eigentlich heißt: „Es wird nicht lange so entspannt sein, du Narr, ha, ha!) Oder?
Versteht mich nicht falsch, Eltern können sich gegenseitig prima mit ihren Erfahrungen helfen – und das kann ein echter Segen sein.
Die beste Windel, die wirksamste Babymassage gegen Bauchweh, das einschläfernste Gute-Nacht-Lied – ich habe so viele Tipps von anderen Mamas bekommen, als meine Tochter klein war. Manche waren für uns nichts, viele waren Gold wert. Aber das Wichtigste: Sie alle haben mir nicht das Gefühl gegeben, dass ich noch keine Ahnung habe vom Muttersein und dass das Schlimmste einem immer noch bevorsteht.
Aber auch, wenn es in einem brodelt und man meint, es besser zu wissen. Und egal, ob man die andere Mama einfach gut vorbereiten will auf unentspanntere Zeiten oder ob man es ihre Freude und ihren Stolz als Hohn empfindet, weil man zu der Zeit, als sein eigenes Kind in dem Alter war, deutlich mehr Stress hatte – diese Art der „unheilvollen Vorhersagen“ wirken wie eine Drohung und machen die gerade so glückliche Mama unnötig klein.