Nach der Geburt wird die Nabelschnur zwischen Mama und Baby durchtrennt und in den meisten Fällen entsorgt. Denn die wenigsten wissen, dass Nabelschnurblut wertvolle Stammzellen enthält, die sogar Leben retten können. Warum das so ist, und wie der Ablauf ist, wenn du das Nabelschnurblut deines Babys einlagern oder spenden möchtest, erfährst du hier.
1. Das Wichtigste auf einen Blick
- Nabelschnurblut ist besonders wertvoll, weil es Millionen von Stammzellen enthält.
- Gewonnen werden die Blutreste durch das Punktieren einer Vene am Ende der Nabelschnur.
- Besonders erfolgreich gilt die Therapie mit Stammzellen aus Nabelschnurblut bei Leukämie.
- Nach der Geburt kann das Nabelschnurblut entweder eingelagert oder gespendet werden.
- Die Kosten für das Einlagern werden in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen.
2. Nabelschnurblut – was ist das?
Als Nabelschnurblut bezeichnet man das Blut, das nach der Geburt in der Nabelschnur des Babys zurückbleibt. In den meisten Fällen wird es mit der Nabelschnur entsorgt, die ihre Funktion nach der Geburt erfüllt hat. Inzwischen weiß man allerdings, wie wertvoll Nabelschnurblut sein kann. Deshalb haben werdende Mütter mittlerweile die Möglichkeit, das Restblut in der Nabelschnur ihres Babys nach der Entbindung einlagern zu lassen oder zu spenden.
Nabelschnur auspulsieren lassen oder Nabelschnurblut einlagern?
Vielleicht hast du in der Schwangerschaft den Rat bekommen, die Nabelschnur nach der Geburt auspulsieren zu lassen. Auch die WHO empfiehlt seit 2012, die Nabelschnur nicht direkt nach der Entbindung zu durchtrennen, sondern sie noch ein bis drei Minuten auspulsieren zu lassen. Dadurch sollen das Blutvolumen und die Anzahl der roten Blutkörperchen beim Baby deutlich steigen, außerdem soll es auch wesentlich mehr Eisen aufnehmen, besser mit Sauerstoff versorgt werden und mehr Stammzellen erhalten, die für die Immunabwehr wichtig sind.
Auf der anderen Seite können genau diese Stammzellen sowohl deinem Baby, als auch möglichen Geschwistern oder sogar völlig Fremden theoretisch das Leben retten. Dafür muss das Nabelschnurblut allerdings direkt nach der Geburt entnommen werden. Lässt man die Nabelschnur erst auspulsieren, ist es nicht mehr möglich, das Blut einzulagern oder zu spenden.
3. Warum sollte ich Nabelschnurblut einlagern?
Das Blut aus der Nabelschnur enthält sehr viele blutbildende Stammzellen, die denen aus dem Knochenmark sehr ähnlich sind. Das liegt daran, dass die Blutbildung des Babys in seiner Milz und der Leber stattfindet, und die Blutzellen erst im letzten Schwangerschaftsdrittel in das Knochenmark des Babys wandern. Das heißt, zum Zeitpunkt der Geburt befinden sich noch sehr viele Stammzellen im Blut des Babys und in der Nabelschnur bzw. Plazenta.
Diese Stammzellen können sich sowohl in rote und weiße Blutkörperchen, als auch in Blutplättchen verwandeln. Dadurch können sie dazu beitragen, die Heilung bestimmter Krankheiten zu unterstützen. Unter anderem kommen Stammzellen häufig in der Therapie von Leukämie und anderen Erkrankungen des blutbildenden Systems zum Einsatz.
Das heißt, für den Fall, dass dein Baby an einer dieser Krankheiten erkranken sollte, könnte das eingelagerte Nabelschnurblut zu seiner Heilung beitragen.
Wem hilft Nabelschnurblut?
In vielen Fällen entscheiden sich Eltern, das Blut aus der Nabelschnur einzulagern, falls das eigene Kind aufgrund einer Krankheit später einmal Stammzellen benötigen sollte. Grundsätzlich kann das Blut allerdings allen Menschen mit blutbildenden Krankheiten wie zum Beispiel Leukämie helfen.
Allerdings enthält die Nabelschnur nur eine relativ geringe Menge an Blut, und damit auch eine begrenzte Anzahl an Stammzellen. Damit diese Zellen wirklich helfen können, braucht man eine bestimmte Menge pro Kilogramm Körpergewicht der kranken Person. Das heißt, für einen Erwachsenen reicht das Blut aus einer Nabelschnur meist nicht aus. Deshalb kommen in diesem Fall häufig zwei Nabelschnur-Blutspenden zum Einsatzö
Ist Nabelschnurblut auch für Geschwister geeignet?
Ja, bei Geschwistern besteht sogar eine höhere Wahrscheinlichkeit (bis zu 25 Prozent), dass das Nabelschnurblut zur Transplantation geeignet ist.
Soll das Nabelschnurblut an das erkrankte Geschwisterkind gespendet werden, empfiehlt sich hierfür die gerichtete Spende. Dies bedeutet, dass der Empfänger bzw. die Empfängerin bereits feststeht und die Spende nicht in die öffentliche Nabelschnurblutbank aufgenommen wird.
Welche Krankheiten kann man mit Nabelschnurblut heilen?
Die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut können vor allem bei Erkrankungen des blutbildenden Systems helfen, zum Beispiel bei verschiedenen Formen von Leukämie. Bereits seit den 90er Jahren wir das Blut aus der Nabelschnur deshalb im Rahmen der Krebstherapie eingesetzt. Außerdem wird es zur Behandlung von Blut- und Knochenmarkstörungen, Anämien (z. B. Sichelzellenanämie) und Immunschwächen verwendet.
Ob Nabelschnurblut auch bei anderen Krankheiten helfen kann, wird derzeit in verschiedenen Studien erforscht.
4. Ablauf: So wird Nabelschnurblut entnommen und eingelagert
Das Wichtigste zuerst: Die Entnahme des Nabelschnurblutes ist für Mutter und Kind komplett schmerzfrei.
Sowohl bei einer Einlagerung als auch bei einer Spende erfolgt der Ablauf in drei Schritten:
1. Die Blutentnahme
Nach der Geburt und derAbnabelung des Babys wird die Vene am Ende der Nabelschnur durch einen Geburtshelfer oder einer Hebamme punktiert. Dadurch kann das restliche Blut aus Nabelschnur und Plazenta in ein spezielles, steriles Sammelsystem fließen. Das Ganze dauert nur einige Minuten. Gleichzeitig wird der Mama eine kleine Blutprobe entnommen und auf mögliche Infektionen untersucht.
2. Der Transport
Nach der Entnahme wird das Blut in einem sterilen Behälter verpackt, der wiederum mit einem Barcode versehen wird. So kann genau nachverfolgt werden, wann und wo es entnommen wurde. Dann wird es zusammen mit deiner Blutprobe innerhalb von 24 Stunden in ein Labor bzw. eine Nabelschnurblutbank gebracht.
Übrigens: Entscheidest du dich, das Nabelschnurblut zu spenden, erfolgt das komplett anonym.
3. Die Einlagerung
Im Labor wird überprüft, ob das Blut alle Qualitätskriterien erfüllt und keine Infektion bei der Mutter vorliegt. Ist alles in Ordnung, werden die Stammzellen dort zentrifugiert und anschließend (vermengt mit einer Konservierungslösung) bei rund –135 °C bis –190 °C in flüssigem Stickstoff eingelagert.
5. Was kostet das Einfrieren/Einlagern von Nabelschnurblut?
Je nach Vertragsdauer, Service und Garantien kostet das Einlagern (Kryokonservierung) von Nabelschnurblut bei einer privaten Nabelschnurblutbank meistens zwischen 1.500 und 4.000 Euro.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Nein. Entscheidest du dich dazu, das Nabelschnurblut bei einer privaten Nabelschnurblutbank einzulagern, werden die Kosten grundsätzlich nicht von der gesetzlichen Krankenkasse getragen – jedoch von einigen privaten Krankenkassen. Solltest du also privat versichert sein, kann es sich lohnen, einmal bei deinem Versicherungsanbieter nachzufragen.
6. Nabelschnurblut einlagern: Pro und Contra
Im Folgenden haben wir dir noch einmal alle Vor- und Nachteile aufgelistet:
Vorteile:
- Aufgrund der enthaltenen Stammzellen kann eingelagertes Nabelschnurblut Leben innerhalb der Familie retten.
- Die Stammzellen im Nabelschnurblut stehen sofort zur Verfügung.
- Die Entnahme von Nabelschnurblut ist für Mama und Baby ungefährlich.
- Blutstammzellen wehabensen im Vergleich eine höhere immunologische Toleranz auf (geringe Abstoßreaktion beim Patienten)
- Das Transplantieren von Stammzellen erfolgt ohne erhöhtes Infektionsrisiko.
- Nabelschnurblut braucht keine bestimmte Blutgruppe und kann auch bei geringer Übereinstimmung (zwischen Patient und Spender) eingesetzt werden
Nachteile:
- Ein Auspulsieren der Nabelschnur ist nicht möglich.
- Das Einlagern von Nabelschnurblut in privaten Nabelschnurblutbanken ist oftmals teuer.
- Nach Ende der Vertragsdauer mit dem privaten Anbieter wird das Blut vernichtet.
- In der Regel lässt sich nur wenig Nabelschnurblut gewinnen, was häufig nur für die Behandlung eines Patienten ausreicht.
- Nicht jedes Nabelschnurblut eignet sich zur Aufbewahrung.
- Die Anwendungsmöglichkeiten für Nabelschnurblut sind (noch) verhältnismäßig gering.
Wie lange kann Nabelschnurblut gelagert werden?
Da Nabelschnurblut mit flüssigem Stickstoff bei sehr niedrigen Temperaturen aufbewahrt wird, ist es grundsätzlich unbegrenzt haltbar. Wer sich jedoch für eine Einlagerung bei einer privaten Nabelschnurblutbank entscheidet, zahlt natürlich für die Dauer der Aufbewahrung und das nicht wenig. In der Regel fallen die Lagerungsgebühren nämlich pro Jahr an und kommen on top zu den Kosten der Entnahme hinzu.
7. Wie kann ich Nabelschnurblut spenden?
Wer Nabelschnurblut abnehmen lassen möchte, hat im Anschluss zwei Möglichkeiten: entweder wird das Blut gespendet oder bei einem privaten Anbieter eingelagert. In beiden Fällen wird das Nabelschnurblut nach den Richtlinien der Bundesärztekammer transportiert und für den Ernstfall aufbewahrt.
Bei einer Spende besteht zwar die Möglichkeit, dass bei Bedarf auf das eigene Nabelschnurblut zurückgegriffen werden kann, allerdings hat man darauf keinen Anspruch. Wurde das Blut vorher schon an einen anderen Patienten gespendet, gibt es keine Chance mehr auf eine weitere Nutzung.
Wenn du dich dazu entschieden hast, das Nabelschnurblut nach der Geburt zu spenden, ist der Ablauf zunächst genauso wie bei der Einlagerung für den persönlichen Gebrauch. Zusätzlich werden die Stammzellen bzw. das Stammzellpräparat aus „deinem“ Nabelschnurblut bei einer öffentlichen Nabelschnurblutbank registriert – absolut anonym natürlich. In der Datenbank steht es dann behandlungsbedürftigen Patienten bzw. Patientinnen auf der ganzen Welt zur Verfügung.
Normalerweise meldet sich die Nabelschnurblutbank etwa sechs Monate nach deiner Spende noch einmal bei dir, um sich nach der gesundheitlichen Entwicklung deines Babys zu erkundigen. Außerdem wird in den meisten Fällen eine zweite Blutprobe der Kindsmutter benötigt.
Hinweis: Solltest du Nabelschnurblut spenden wollen, solltest du dies einer Hebamme oder deinem Arzt bzw. deiner Ärztin idealerweise mehrere Wochen vor der Geburt mitteilen.
Wer darf keine Stammzellen aus Nabelschnurblut spenden?
Um Nabelschnurblut spenden zu dürfen, müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt sein. Trifft einer der folgenden Faktoren auf die Kindsmutter, den Kindsvater oder nahe Verwandten zu, ist es in Deutschland nicht erlaubt, Stammzellen aus Nabelschnurblut zu spenden:
- Die Mutter ist unter 18 Jahre alt.
- Während der Schwangerschaft kam es zu Komplikationen.
- Die Mutter leidet an einer schweren Infektionskrankheit (wie HIV oder Hepatitis)
- Es liegt eine Suchterkrankung bei der Mutter vor.
- Innerhalb der Familie gibt es genetische Erkrankungen.
- Die Mutter oder der Vater leiden an bestimmten Erkrankungen.
- Nach den Richtlinien der Bundesärztekammer gehört die Mutter einer Risikogruppe an.
Welche Blutgruppe muss das Nabelschnurblut haben?
Da der bzw. die behandlungsbedürftige Patient*in bei einer Stammzellspende durch Nabelschnurblut die jeweilige Blutgruppe des Spenders bzw. der Spenderin übernimmt, spielt die Blutgruppe bei einer Spende von Nabelschnurblut tatsächlich keine Rolle.
Kostet das Spenden von Nabelschnurblut etwas?
Möchtest du Nabelschnurblut für die öffentliche Nabelschnurblutbank spenden, entstehen für dich keine Kosten.
8. Wissenswertes für werdende Mamas zum Geburtsablauf
Vielen Schwangeren hilft es, sich vor der Entbindung mit dem Ablauf einer Geburt vertraut zu machen:
- Nabelschnurvorfall
- Geburtstermin überschritten
- Geburtsphasen einfach erklärt
- Latenzphase
- Austreibungsphase
Entdecke hier außerdem tolle Tipps, Infos und Rezepte rund um die Themen Ernährung in der Schwangerschaft, Geburt, Stillen, Wochenbett und Babyernährung.
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