Nabelschnurvorfall: Symptome, Häufigkeit & Maßnahmen

 

 

Ein Nabelschnurvorfall ist eine gefährliche Komplikation während der Geburt, die zum Glück nur sehr selten vorkommt. Wie es dazu kommen kann, woran du einen Nabelschnurvorfall erkennst, und was im Notfall wichtig ist, erklären wir dir hier.

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Von einem Nabelschnurvorfall spricht man, wenn die Nabelschnur zwischen das Baby und den Geburtskanal gelangt und dadurch vom Säugling abgedrückt wird.
  • Der Nabelschnurvorfall ist ein Notfall und eine gefährliche Komplikation in der Geburtshilfe.
  • Im schlimmsten Fall kann das Baby durch einen Nabelschnurvorfall sterben oder schwere gesundheitliche Schäden davontragen.
  • Kommt es zu einem Nabelschnurvorfall, muss die Schwangere unbedingt liegend ins Krankenhaus transportiert werden,
  • Nur circa 0,2 bis 0,6 Prozent aller Geburten sind betroffen. Damit gilt der Nabelschnurvorfall als extrem selten.

2. Was ist ein Nabelschnurvorfall?

Rutscht die Nabelschnur nach einem (vorzeitigen) Blasensprung oder während der Geburt vor das Baby in den Geburtskanal, besteht die Gefahr, dass der Fötus die Nabelschnur abklemmt. Dieser Notfall wird in der Geburtshilfe als Nabelschnurvorfall bezeichnet und kann für das Baby lebensbedrohlich sein. Denn durch das Abdrücken der Nabelschnur kann es nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt (Plazentainsuffizienz) werden. Im schlimmsten Fall ist sogar eine unterbrochene Blutzirkulation die Folge.

Wie oft kommt ein Nabelschnurvorfall vor?

Die Wahrscheinlichkeit für einen Nabelschnurvorfall ist zum Glück sehr gering. Lediglich rund 0,2 bis 0,6 Prozent der Geburten in Deutschland sind betroffen. Tritt ein solcher Notfall ein, muss schnell und richtig gehandelt werden.

3. Anzeichen: Wie kann ich einen Nabelschnurvorfall erkennen?

Ein mögliches Anzeichen für das Vorliegen eines Nabelschnurvorfalls ist das plötzliche Verlangsamen der kindlichen Herztöne als Folge der Unter- bzw. Nichtversorgung mit Sauerstoff. Ob es sich tatsächlich um einen Nabelschnurvorfall handelt, lässt sich herausfinden, indem das medizinische Personal die Nabelschnur vor dem Baby im Geburtskanal ertastet. Teilweise ist die Nabelschnur auf den ersten Blick aber auch sichtbar. Ist der Muttermund ausreichend geöffnet, können die Ärzt*innen außerdem  eine Fruchtwasserspiegelung durchführen.

4. Was können Ursachen für einen Nabelschnurvorfall sein?

Es gibt verschiedene Faktoren, die die Entstehung eines Nabelschnurvorfalls begünstigen können. Bei sehr kleinen Kindern kann es zum Beispiel sein, dass der Kopf das Becken nicht vollständig abdichtet, sodass die Nabelschnur am Säugling vorbei in den Geburtskanal rutschen kann. Weitere Risikofaktoren können sein:

  • Beckenendlage (Steißlage)
  • Frühgeburten
  • Mehrlingsschwangerschaften
  • Fruchtblase platzt vor Beginn der Wehen (vorzeitiger Blasensprung)
  • zu viel Fruchtwasser
  • Einleitung der Wehen

Kann ein Nabelschnurvorfall bei geschlossenem Muttermund auftreten?

Ist der Muttermund geschlossen, ist ein Nabelschnurvorfall eher selten, lässt sich aber nicht komplett ausschließen. Erhöht wird das Risiko, wenn sich dein Baby in Beckenend- bzw. Querlage befindet oder es sich um eine Frühgeburt handelt. Bei einem vorzeitigen Blasensprung solltest du dich daher sicherheitshalber sofort hinlegen und den Rettungsdienst rufen. Dieser bringt dich liegend ins Krankenhaus, um alles abzuchecken.

4. Welche Folgen und Spätfolgen kann ein Nabelschnurvorfall haben?

Der Nabelschnurvorfall gilt in der Geburtshilfe als absoluter Notfall. Wird die Versorgung der Plazenta durch den Druck, den das Baby während der Geburt auf die Nabelschnur ausübt, unterbrochen, ist das lebensbedrohlich. Die Herztöne des Babys können sich verlangsamen und das Gehirn kann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Bei einer Unterversorgung durch einen Nabelschnurvorfall muss schnell gehandelt werden, da sonst schwere, dauerhafte Schädigungen des Gehirns oder sogar der Tod des Babys drohen können.

5. Was kann man bei einem Nabelschnurvorfall tun?

Kommt es zu einem Nabelschnurvorall, ist schnelles Handeln extrem wichtig. Falls du noch zuhause bist, solltest du dich möglichst direkt hinlegen und unbedingt den Rettungsdienst rufen! Folgende Notfallmaßnahmen kommen im Normalfall zum Einsatz:

  • Druck auf die Nabelschnur verringern, indem das Becken der Schwangeren hochgelagert wird.
  • Die Schwangere liegend ins Krankenhaus transportieren.
  • Nabelschnur entlasten, indem das Baby mit der Hand im Geburtskanal hochgeschoben wird.
  • Der werdenden Mutter wird über einen Zugang ein wehenhemmendes Mittel (Notfalltokolyse) verabreicht.
  • Bei Babys in Beckenend- oder Querlage sowie bei Früh- oder Mehrlingsgeburten wird in der Regel ein Notfall-Kaiserschnitt durchgeführt.

Hinweis: Sollte dein Baby in Schädellage liegen, dein Muttermund komplett geöffnet sein und du hast bereits ein Baby natürlich entbunden, kann durch das Zurückrutschen der Nabelschnur die Geburt nach einem Nabelschnurvorfall eventuell spontan erfolgen. In den meisten Fällen ist allerdings ein Notkaiserschnitt erforderlich.

5. Lässt sich ein Nabelschnurvorfall verhindern?

Um einen Nabelschnurvorfall zu verhindern, solltest du dich bei einem vorzeitigen Blasensprung hinlegen, dein Becken etwas erhöht lagern (beispielsweise auf einem Kissen) und einen Rettungswagen rufen. Wichtig ist, dass du liegend ins Krankenhaus gebracht wirst. Durch diese Maßnahmen sorgst du dafür, dass auf die Nabelschnur kein zu starker Druck ausgeübt wird, der die Versorgung zum Baby einschränken oder unterbrechen könnte.

Wichtig: Ein vorzeitiger Blasensprung bedeutet nicht automatisch, dass du einen Nabelschnurvorfall erleidest.

6. Nabelschnurvorfall: Erfahrungen aus unserer Community

Auch wenn der Nabelschnurvorfall extrem selten ist, so kommt er für betroffene Mütter doch viel zu oft vor. So wie für Jennifer. Unsere Community-Mama erlitt 2017 kurz vor der Geburt ihrer kleinen Tochter einen Nabelschnurvorfall, der nicht erkannt wurde. Sie hat uns ihre bewegende Geschichte erzählt:

Ich rief im Krankenhaus an, um zu sagen, dass ich unmöglich kommen kann. Ich hätte es nicht einmal mehr vor die Tür geschafft, hatte ständig das Gefühl, dass ich groß muss und saß seit 4 Uhr morgens auf der Toilette. Das alles sagte ich am Telefon und bekam von der Hebamme als Antwort: „Aber Frau Wällisch, Sie können doch noch telefonieren. Das ginge nicht mehr, hätten sie richtige Wehen!

Da ich allein zuhause war, blieb ich also auf der Toilette sitzen und wartete. Mein Freund rief sehr oft an und fragte, ob er kommen solle. Um 18 Uhr bat ich ihn dann zu kommen. Er war schnell da und brachte mir Essen und Trinken zur Toilette. Ich konnte wirklich keinen Schritt mehr gehen.

Er rief noch einmal in der Klinik an, aber die Hebamme sagte ihm, meine Wehen wären am Tag vorher laut CTG noch nicht einmal annähernd im Geburtsbereich gewesen. Wir könnten gern kommen, ich solle aber lieber noch warten und Energie tanken, weil sie mich mit diesen Werten wieder nach Hause schicken würden. Hallo? Ich meine, eigentlich wollten sie die Geburt doch einleiten!

Ich merkte, dass etwas raushing

Wir warteten also, mein Freund ging gegen 23:30 Uhr ins Bett und polsterte es für mich mit mehreren Kissen und Stillkissen aus, damit ich im Sitzen schlafen konnte. Aber kaum war ich im Bett, musste ich sofort wieder zur Toilette – und blieb dort sitzen.

Um halb sechs platze meine Fruchtblase. Ich wollte alles schnell wegwischen und merkte auf einmal, dass etwas raushing. Zuerst dachte ich, es wäre eine Hand von Marie, war es aber nicht – sondern die Nabelschnur! Von einem Nabelschnurvorfall hatte ich noch nie gehört und habe ihn deshalb auch nicht erkannt. Ich war aber geschockt und ging sofort vom Schlimmsten aus. Marie war zu diesem Zeitpunkt so heftig aktiv wie noch nie zuvor.

Ich schrie meinem Freund zu: „Schatz, ruf die Rettung. Ich hatte gerade den Blasensprung, ich habe heftige Wehen, die Kleine ist sooo aktiv. Ich glaube, sie stirbt!“ Er rief die Rettung, und nach nicht einmal drei Minuten waren Sanitäter und Arzt auch schon da. Sie hatten so etwas auch alle noch nicht gesehen. Ich kam sofort mit Blaulicht und Sirene ins Krankenhaus. Sie riefen im Krankenhaus an und ließen die OP für einen Not-Kaiserschnitt vorbereiten.

Maries Herz hatte schon aufgehört zu schlagen.“

Jennifers ganze bewegende Geschichte kannst du hier nachlesen: Nabelschnurvorfall nicht erkannt: „Mein Baby starb während der Geburt“

7. Tipps und Infos zum Ablauf einer Geburt

Mehr Infos und Tipps rund um das Thema Geburt haben wir hier für dich zusammengestellt:

Hier haben wir noch mehr hilfreiche Tipps, Wissenswertes und Rezepte rund um die Themen Ernährung in der Schwangerschaft, Stillen, Wochenbett und Babyernährung für dich.

Du bist auf der Suche nach Mamas aus unserer Community, die ähnliche Erfahrungen wie du gemacht haben? Dann komm in unsere geschlossene Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas – Unsere Fragen und Antworten“ und tauscht euch untereinander aus!

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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