Die gefährliche „Blackout-Challenge”, die auf der Plattform TikTok kursierte, wird ein weiteres Todesopfer fordern. Der 12-jährige Archie Battersbee aus England ist im April ins Koma gefallen – höchstwahrscheinlich weil er an der Challenge teilgenommen hatte. Nun entschied das Oberste Gericht in London, dass die Geräte gegen den Willen der Eltern abgeschaltet werden.
Die Mutter, Hollie Dance, hatte ihren Sohn am 7. April dieses Jahres leblos in dessen Zimmer in Southend in Essex aufgefunden. Sie vermutet, dass er an der sogenannten Blackout-Challenge teilgenommen hatte. Gemeinsam mit dem Vater kämpfte sie um das Leben ihres Kindes – und verlor.
In der Urteilsverkündung erklärte Richter Anthony Hayden, dass der 12-Jährige katastrophale Hirnschäden erlitten habe, die ihn jeglicher körperlicher Autonomie berauben würden. Mit „tiefstem Bedauern“ müsse er daher den Ärzten des Royal London Hospitals zustimmen, dass es für Archie „keine Hoffnung auf Besserung“ gebe.
Er habe keine Zweifel, dass Archie ein Kämpfer sei, erklärte bei der Urteilsverkündung der anwesenden Familie. „Doch der Kampf – wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann – liegt nicht mehr in Archies Händen. (…) Irgendwann werden Archies Organe versagen und schließlich wird sein Herz aufhören zu schlagen.“
Es gäbe keine Behandlung, die den Schaden rückgängig machen könne
Er fügte hinzu: „Es gibt leider keine Behandlung, die den Schaden rückgängig machen kann, der Archies Gehirn zugefügt wurde. Es kann überhaupt keine Hoffnung auf Genesung geben.“ Zuvor hatte bereits eine Richterin des High Courts in London Archie für tot erklärt. Die Eltern hatten daraufhin Berufung eingelegt.
Im Interview mit dem Guardian sagte die Mutter: „Archie sollte viel mehr Zeit gewährt werden.“ Das Herz des Jungen schlage noch. „Es gibt Covid-Patienten, die sechs Monate bis ein Jahr an Beatmungsgeräten hängen. Archie hatte bloß acht kurze Wochen.“ Doch mit der Entscheidung des Obersten Gerichts ist klar, dass die Ärzte den 12-Jährigen auch ohne das Einverständnis der Eltern sterben lassen dürfen.
Blackout-Challenge forderte bereits mehrere Todesopfer
In der „Blackout Challenge” geht es darum, sich bis zur Ohnmacht zu würgen und dabei zu filmen. Zuvor wurde bereits der Tod zweiter Mädchen in den USA bekannt, die ebenfalls an der TikTok-Challenge teilgenommen hatten. Die acht- und neunjährigen Kinder strangulierten sich selbst zu Tode. Ihre Familien verklagten daraufhin den Betreiber der Plattform.
Auf TikTok gibt es zahlreiche gefährliche Challenges, mit denen Teilnehmer*innen zu gefährlichen Aktionen aufgefordert werden, bei denen sie sich filmen sollen. In der Vergangenheit hatte sich das Unternehmen damit verteidigt, dass die „Blackout Challenge” älter sei als TikTok und auf der eigenen Plattform nie ein Trend gewesen sei.
Wir sind in Gedanken bei der Familie und wünschen ihr viel Kraft.