Neun Monate ohne Schlaf – und ich bin ein Mombie

Wurdet ihr in den ersten Monaten auch dauernd gefragt, ob euer Baby schon durchschläft? Die Frage kann ganz schön nerven, wenn es doch meistens nur eine ehrliche Antwort gibt: Nö! Zum Glück ist der Spuk irgendwann vorbei. Aber je nachdem, wie lange er dauert, kann er uns soviel Kraft rauben, dass die Freude am Familienleben beinahe untergeht. Unsere Echte Mama Daniele berichtet von ihrem Gefühl, nur noch tief erschöpft zu funktionieren.

Ich komme mir vor wie eine Untote – ein Mombie!

„Mein erstes Kind haben alle ein Anfängerbaby genannt. Nach drei Monaten schlief Hannah durch. Und dann kam Theo… Das geht vorbei, habe ich mich in den ersten Monaten immer getröstet, wenn ich weinend auf dem Bett saß, weil ich kaum einmal auch nur eine Stunde am Stück schlafen konnte. Doch nun sind neun Monate vergangen. Gefühlt habe ich seither kein Auge zugetan. Leider kann mein Mann mir nicht so gut helfen, wie er gerne würde, weil er bei der Bundeswehr ist und deshalb oft nicht da.

Ich kenne und mag mich oft selbst nicht mehr, wenn ich im Spiegel diese blasse Frau mit den schwarzen Augenringen sehe. Die Frau, die so ungerecht Hannah anraunzt, obwohl sie nur getan hat, was Fünfjährige tun: ein wenig maulen, das Glas mit der Milch umwerfen, mit dreckigen Schuhen aufs Sofa springen. Manchmal halte ich Theo weinend auf den Arm, weil ich ihn schon stundenlang rumgetragen und gestreichelt habe. Dann bin bin ich überhaupt nicht mehr bei ihm, sondern in Gedanken ganz weit weg – weil ich es nicht mehr aushalte.  An manchen Tagen ziehe ich mich nur an, weil ich in den Supermarkt und Hannah in die Kita bringen muss. Ich vergesse zu essen und bin dann so hungrig, dass ich Mist in mich reinschaufele, der mich noch müder macht. Mir ist oft schwindelig, ich bin vergesslich, hypersensibel und ungeschickt geworden – und manchmal heule ich sogar schon los, wenn mir wieder etwas aus der Hand fällt.

Es ist schon verrückt, wie ich trotzdem funktioniere

Wenn es drauf ankommt, funktioniere ich trotzdem irgendwie. Ich kann mit den Erziehern und Bekannten auf der Straße quatschen, als wäre alles in bester Ordnung. Ich schaffe es, den Geschirrspüler einzuräumen, Hannah pünktlich aus der KiTa abzuholen und ein Abendessen zu kochen. Aber auch dabei habe ich oft das Gefühl, gar nicht wirklich da zu sein. Das finde ich schrecklich. Unsere Kinder sind toll. Ich wäre so gerne voller Aufmerksamkeit und Energie für sie da, würde mit der einen Hand morgens summend frischen O-Saft für Hannah pressen und mit der anderen Theo unter dem Kinn kitzeln, bis beide lachen. Nachmittags die tollsten Kastanien-Männchen basteln, statt sinnlos auf dem Handy im Internet zu surfen, um mal eine Minute abzuschalten.

In Wahrheit wache ich morgens auf und kann mir nicht vorstellen, jemals wieder aufzustehen. Natürlich tue ich es, der Kleine weint, und die Große hat Hunger. Aber spätestens am Abend geht nichts mehr. Sexleben? Ist nicht vorhanden, stattdessen zoffen wir uns immer häufiger.

Ich versuche jetzt, mich auf gute Momente zu konzentrieren

Wenn ich doch mal zwei, drei Stunden tief geschlafen habe, sehe ich die guten Momente besser. Dann weiß ich, wie es sein könnte und hoffentlich ganz bald wird. Früh morgens, wenn beide noch ruhig und kreuz und quer neben mir liegen, ihre kleinen Füße vertrauensvoll irgendwo in meinem Körper vergraben, platze ich fast vor Liebe zu ihnen. Natürlich liebe ich sie auch in jedem anderen Moment über alles, aber oft werden meine Gefühle von tiefer Erschöpfung überlagert. Ich will mehr von den anderen Momenten. All die guten Tipps – „Schlaf, wenn dein Baby schläft“, „Nimm es nicht immer gleich hoch“ etc. haben bei mir nicht funktioniert. Aber vielleicht folge ich dem Rat einer Freundin, einen Schlafcoach zu suchen.“

Danke, liebe Daniela für deine echte und ehrliche Geschichte.

Hattet oder habt ihr auch so mit Schlafmangel zu kämpfen? Wie seid ihr damit umgegangen? Vielleicht habt ihr sogar ein paar Tipps? Dann teilt sie doch mit anderen Mamas – in den Kommentaren oder in unserer geschlossenen Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas“.

Jana Stieler

Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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