Ihr ungeborenes Kind zu verlieren, ist ein traumatisches Erlebnis für jede Frau. Oftmals gesellt sich zu der unfassbaren Trauer über die Fehlgeburt noch ein Schamgefühl, das Gefühl, dass man mit niemandem darüber sprechen kann.
Unsere Echte Mama Melina (29) aus Berlin ist gestärkt aus ihrer Fehlgeburt herausgegangen. Sie möchte allen betroffenen Mamas Mut machen:
„Schwanger werden.
Das allein ist schon eine Kunst für sich. Wenn man nachliest, was alles zusammenkommen und passieren muss, damit dieses Wunder geschieht, ist das schon ziemlich überwältigend und faszinierend.
Als wir uns dazu entschlossen hatten, meine Spirale ziehen und es darauf ankommen zu lassen, ging es aber tatsächlich ganz schnell. Im folgenden Zyklus wurde ich schwanger. Welch` ein Wunder! Wo doch meine größte Sorge im Leben war, nicht schwanger werden zu können. Siehe da – war ja ganz einfach.
So richtig klar war mir das dennoch erstmal nicht. Leben und Tod liegen nah beieinander, so sagt man doch. Und so geschah es. Am 25.04.2019 verstarb meine nun bald schon 99 jährige Oma im Altersheim. Mit ihr bin ich in unserem großen Familienhaus aufgewachsen, dementsprechend war die Trauer groß. Am nächsten Tag hatte ich einen Termin bei der Frauenärztin und war bereits in der 8. SSW!
Ich ging alleine zu meinem Termin, ich hatte ja nicht geahnt, dass es ein so besonderer Tag werden würde. Die Frauenärztin zeigte mir über den Ultraschall unser kleines Baby. Das Herz schlug kräftig.
Ich wusste nicht, wohin mit meinen Gefühlen. Mir liefen ein paar Tränen herunter. Meine Oma war am Tag zuvor gestorben und mein Traum, dass sie ihren Urenkel noch in den Armen halten würde, würde nicht mehr wahr werden. Somit war die Freude erstmal gar nicht mal so riesig.
Völliges Gefühlschaos.
Neben der Trauer und meiner sehr starken und dauerhaften Übelkeit musste ich mich nun auch noch rechtzeitig um eine Hebamme, Krankenhaus etc. kümmern. Doch eine weitere große Sorge war unsere Wohnsituation. Ich lebe mit meinem Freund in einer 1-Zimmer-Wohnung. Für uns beide reicht es, wir besitzen und brauchen nicht viel. Außer im Winter, da fehlt ein gemütliches Wohnzimmer und eine Badewanne.
Also begann ich mich auf die Suche nach einer neuen Wohnung. Kurze Zeit später habe ich unsere Traumwohnung gefunden. Wir waren beide direkt verliebt und irgendwie war ich mir auch ziemlich sicher, dass wir sie bekommen. Pustekuchen. Mein Geheule war groß.
Der nächste Frauenarzttermin fand erst in der 13. SSW Woche statt. Eine Stunde vor dem Termin wurde ich leicht nervös. Ich schrieb das meinen Mädels und auch, dass es mich nicht wundern würde, wenn unser Baby nicht mehr lebt.
Ich hatte es anscheinend irgendwie geahnt.
Zu diesem Termin nahm ich das erste Mal meinen Freund mit. Ich hatte mich die Tage zuvor schon sehr darauf gefreut, dass er nun auch unser Kind und das kleine schlagende Herz sehen würde. Mit den neuen Ultraschallbildern wollten wir es dem Rest der Familie und Freunden verkünden. Als ich auf dem gynäkologischen Stuhl lag, machte die Frauenärztin ein komisches Gesicht. Mein Freund, der hinter mir stand, streichelte mir über den Arm. Es sah nicht gut aus.
Kein intaktes Herz zu sehen.
Das Baby so klein wie in der 8. SSW und die Plazenta wucherte. Es war nun klar, dass unser Baby bereits in der 8. SSW, irgendwann nachdem ich das kleine Herzchen am 26.04.2019 flimmern sah, verstarb.
Danach ging alles ganz schnell und ich nahm mir genügend Zeit, die Geschehnisse zu verarbeiten.
Der histologische Befund sagte aus, dass ich an einer Partialmole litt. Hierbei wird eine Eizelle von zwei Spermien befruchtet. Somit gab es die doppelte Menge an väterlichen Chromosomen und der Embryo hätte sich nie richtig entwickeln können.
Die Natur hat entschieden und gehandelt und ich sehe es als Zeichen, dass wir noch nicht so weit waren. Ich bin mir aber absolut sicher, dass diese kleine Seele als Regenbogenkind zur richtigen Zeit wieder zu uns zurückkommt.
Ich bleibe stark und versuche mich auf all das Positive an dieser Situation zu fokussieren.
Ich bin unglaublich dankbar für diese Erfahrung und überhaupt schwanger geworden zu sein. Und auch dafür, dass es keine ernsthafte Blasenmole war. Und natürlich für meinen tollen Freund, Freunde und Familie, die immer für mich da waren und sind.
So ein Erlebnis verändert einen definitiv.
Ich fühle mich stärker, mutiger und reifer als je zuvor. Es ist das Traurigste und gleichzeitig das Schönste, was mir je passiert ist. Und leider auch das Normalste der Welt, der Natur.
Keine Frau sollte sich für eine Fehlgeburt schämen oder sich alleine gelassen fühlen.
Offen darüber zu reden und damit umzugehen kann wirklich sehr helfen – eine Fehlgeburt sollte kein Tabuthema mehr sein!
Ich möchte kein Mitleid.
Ich möchte nur Mut machen darüber sprechen zu können und dieses Thema nicht herunterspielen zu lassen.
Danke.“
Liebe Melina, vielen, vielen Dank für deine offenen Worte.
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