„Ich liebe meine Mutter nicht! Ein Satz, der jetzt wahrscheinlich vielen den Atem verschlägt. Heute nach 34 Jahren kann ich ihn zum ersten Mal richtig aussprechen. Meine ,Mutter‘, wie ich sie nenne, ist eigentlich meine Adoptivmutter. Mit vier Jahren wurde ich von meinen jetzigen Eltern adoptiert, worüber ich auch sehr dankbar bin, da sie mir ein ,gutes‘ Leben ermöglichten.
Gut im Sinne: es hat mir an materiellen Dingen nie gefehlt.
Wir hatten alles, Spielzeug, gute Kleidung, sind viel gereist. Es mangelte jedoch an körperlicher und seelischer Zuneigung. Heute frage ich mich oft, warum sie mich überhaupt adoptiert hat, wenn sie keine Liebe zeigen konnte/kann. Wenn ich ein Kind möchte, dann doch mit ganz viel Herzblut und Gefühl.
Ich kann mich nur an eine Kindheit erinnern, die von ihrer Seite lieblos und kalt war! Ein Satz wie ‚ich habe dich lieb‘, oder eine Entschuldigung habe ich noch nie aus ihrem Mund gehört. Zum Geburtstag mal eine dicke, herzliche Umarmung? Fehlanzeige. Sie war schon immer sehr distanziert. Wenn ich krank war, wurde ich mit den Worten: ‚Ab ins Bett, wird schon wieder‘ getröstet.
Es fehlte ihr komplett an Empathie.
Seit ich selbst Mutter geworden bin, weiß ich, was es heißt, die eigenen Kinder bedingungslos zu lieben. Mir war erst gar nicht bewusst, wie sehr ich unter ihrer fehlenden Liebe litt. Ich fragte mich oft, warum ich gleich zwei Mütter hatte, die einen nicht liebten. Eine, die einen zur Adoption freigab und eine, die ihre Liebe nicht zeigen konnte.
Selbst heute haben wir immer noch kein gutes Verhältnis. Ich kann mich an keinen einzigen Anruf ihrerseits erinnern, bei dem sie gefragt hat, wie es mir geht, was die Arbeit macht oder wie es mit den Enkeln aussieht. Andere gehen mit ihrer Mama shoppen, Kaffee trinken oder plaudern über persönliche Dinge. Das kenne ich mit ihr gar nicht.
In ihren Augen war ich nie gut genug, das hat sie mich jeden Tag spüren lassen.
Zeit meines Lebens hatte ich das Gefühl, für die Stimmung meiner Mutter verantwortlich zu sein. Heute versuche ich, die Schuld nicht mehr bei MIR zu suchen, denn es macht einen innerlich kaputt. Oft schiebe ich ihr Verhalten darauf, dass ich nicht ihre leibliche Tochter bin. Ich habe mir immer geschworen, niemals so zu werden wie sie. Ich glaube das versuchen alle Töchter, wenn es in der Mutter-Tochter-Beziehung nicht gut läuft.
Wenn wir uns dann mal mit der ganzen Familie sehen, ist die Stimmung sehr angespannt. Man wechselt kaum ein Wort miteinander. Ich habe es auch mittlerweile aufgegeben. All die Jahre habe ich immer wieder versucht, Gespräche anzufangen, mich nach ihrem Wohlbefinden erkundet, ihr Hilfe angeboten, aber leider kommt bei ihr rein gar nichts davon an.
Es ist, als würde man mit einem Eisberg sprechen.
Mein Sohn ist jetzt mittlerweile in einem Alter, in dem er auch einiges mitbekommt, bzw. spürt. Das macht es nicht einfacher, wenn ich ihm erklären muss, warum ich schon wieder Tränen in den Augen habe. Die Nummer ‚Ich habe etwas im Auge‘, zieht dann nicht mehr.
Wenn es meinem Papa gesundheitlich nicht so schlecht gehen würde, hätte ich längst den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen.”
Liebe Sandra, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!
Mehr über Sandra und ihr Leben erfahrt ihr über ihren Instagram- Account „_meinlottaleben_8”, schaut dort gerne vorbei!
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