„Wenn man Mama wird, zieht mit der Liebe auch die Angst ins Herz“ – dieser Spruch ist so wahr. Als Mama will man sein Kind beschützen – und eines der grauenhaftesten Dinge, die einer Kinderseele widerfahren können, ist sexueller Missbrauch. Oft, und das macht es noch viel schlimmer, trauen sich die Kinder nicht zu sagen, was ihnen angetan wird.
Deshalb hat die Kinderärztin und zweifache Mutter Tobi Adeyeye Amosun auf ihrer Facebook-Seite Tipps veröffentlicht, die wir alle gelesen haben sollten, um unsere Kinder vor Missbrauch zu schützen:
„Ohne ins Detail zu gehen – ich sehe etwa ein bis zwei Kinder pro Monat in meiner Praxis, die sexuell missbraucht oder belästigt worden sind. Ich nenne hier einige der häufigsten Szenarien.“
1. Familienmitglieder und Freunde sind die häufigsten Täter
„Der Ort des Missbrauchs ist höchstwahrscheinlich einer, den ihr kennt. Familienmitglieder und Freunde der Familie sind mit Abstand die häufigsten Täter – es kann ein Teenie genauso wie ein Erwachsener sein. Es ist fast immer ein männlicher Cousin, bekannter Nachbar, der ältere Bruder oder Cousin eines Freundes, Babysitter, Vater/Stiefvater, Onkel oder Mama’s neuer Freund.
Manchmal ist es auch eine Frau, aber das ist selten – es sei denn, sie ‚bereitet die Kinder vor‘, das andere Zugang zu ihnen bekommen.
Kirchengruppen sind der zweithäufigste Ort für Missbrauch, meist, weil es dort weniger Überwachung gibt.
Auch in der Schule, im Ferienlager oder Sport kann es zu Missbrauch kommen, allerdings unwahrscheinlicher, es sei denn, den Kindern ist es erlaubt, mit den Trainern und Lehrern allein zu sein. Fragt bei der Kirche und den Verantwortlichen nach, wie sie die Kinder schützen. Es wird nie perfekt sein, aber ich finde, so haben sie das Gefühl, es gibt Eltern, die aufpassen; außerdem hilft es dabei, dass die Menschen sich verantwortlich fühlen.“
2. Kinder-Übernachtungsparties sind nicht immer harmlos
„Übernachtungs- und Pyjamaparties: Ich will diesen Punkt einzeln ansprechen, weil es ein sensibles Thema ist. Meine Tochter darf zu einigen wenigen Freunden (etwa fünf eng befreundete Familien) nach Hause und da übernachten. Niemals bei Eltern die ich nicht extrem gut kenne, also auch nie bei ihren Schulfreundinnen. Niemals in größeren Gruppen, wo es nicht auffallen würde, wenn ein Kind separiert wird.
Ich kann euch nicht sagen, wie oft ich von einem meiner Patienten gehört habe, das erste Mal, dass sie unsittlich berührt wurden oder Pornos gesehen haben, war bei einer Übernachtung bei Freunden.
Ich habe nur eine Chance meine Kinder zu erziehen, und ich bin lieber die gemeine Mama als einer der anderen Möglichkeiten eine Chance zu geben.“
3. Körperteile genau benennen
„Bitte benutzt die korrekten anatomischen Begriffe für Körperteile. Augen sind Augen, Knie sind Knie, und ein Penis ist ein Penis. Benutzt keine niedlichen Namen oder Begriffe wie Mumu, Schnecke, Pipimann etc – das kann durcheinander bringen, sollte etwas angezeigt werden müssen.“
4. Bringt euren Kindern bei, dass nicht jede Berührung ok ist
„Es gibt ’sichere Berührungen‘ und ’schlechte Berührungen‘: Erklärt euren Kindern den Unterschied.
Ich bringe ihnen das so bei:
Eine sichere Berührung ist da, wo der Körper nicht von Badebekleidung bedeckt ist – wie Schultern, Hände und Füße. Sichere Berührungen sind auch die, bei denen man sich warm und geborgen fühlt, wie bei einer Umarmung von Mama.
Schlechte Berührungen sind da, wo der Körper von Unterwäsche bedeckt ist. Es sind auch Berührungen, bei denen man sich unsicher, nervös oder ängstlich fühlt. Wenn eine ältere Person dich in einer Art anfasst, dass es dir unangenehm ist, dann ist das eine schlechte Berührung. Sag immer Mama, Papa oder anderen Erwachsenen Bescheid, wenn dich jemand auf eine schlechte Art anfasst.
Und sagt euren Kindern, dass es niemals Geheimnisse zwischen Kindern und Erwachsenen geben darf, und dass ihr niemals böse auf sie sein werdet, wenn sie euch ein Geheimnis anvertrauen.
Wenn euch ein Kind etwas anvertraut, glaubt ihm. Kinder lügen, um aus Schwierigkeiten heraus zu kommen, und nicht, um in Schwierigkeiten zu geraten. Und sollte jemand das Kind ‚bearbeiten‘ und ihm das Gefühl geben, dass es etwas nicht erzählen darf, wird es glauben, in Schwierigkeiten zu geraten, wenn es etwas erzählt. Also glaubt ihm.“
5. Achtet auf Menschen, die versuchen, sich in eure Familie „einzuschleichen“
„Fremde sind nicht die größte Gefahr. In den meisten Fällen ist jemand, der ein Kind belästigt, ein Freund der Familie. Achtet auf sogenanntes ‚vorbereitendes‘ Verhalten. Das kommt meist von einem Erwachsenen, der versucht, sich eurer Vertrauen zu erschleichen und in eure Familie ‚aufgenommen‘ zu werden. Wenn sie euer Vertrauen haben, werden sie versuchen, Gelegenheit zu bekommen, allein mit euren Kindern zu sein.
Sie tun das, damit Anschuldigungen eurer Kinder ausgedacht wirken.
So ist es in fast jedem Fall gewesen, den ich gesehen habe.
Weil die meisten Kinder von einem Verwandten oder Freund der Familie missbraucht werden, vertrauen sie diesem Menschen. Sie wollen nur, dass der Missbrauch aufhört.“
6. Behaltet die Smartphones und Tablets eurer Kinder im Auge
„Habt ein Auge darauf, was eure Kinder auf dem Smartphone oder Tablet anschauen. Besonders auch bei Freunden, deren Eltern in diesem Bereich nicht so hinterher sind.
Ich sage für gewöhnlich allen Eltern von Kindern, die ein eigenes Smartphone haben: Solange die Kids unter 18 sind und ihr für das Telefon bezahlt, sind die Social-Media-Aktivitäten eures Kindes auch eure Verantwortung.“
7. Hört auf eure Intuition
„Am allerwichtigsten ist es, seinem Bauchgefühl zu vertrauen. Wenn dir jemand komisch vorkommt oder etwas zu nett zu deinen Kindern ist, vermeide alle Situationen in denen dieser Jemand allein mit deinen Kindern sein könnte. Wir alle kennen die Momente, in denen man eigentlich nur höflich sein will, obwohl sich einem bei der Person die Nackenhaare aufstellen.
Vertraut eurer Intuition.“