Ist eine normale Geburt nach einem Kaiserschnitt möglich?

Hast du gewusst, dass pro Jahr über 30 Prozent der Schwangeren in Deutschland ihr Baby per Kaiserschnitt zur Welt bringen? Bei einer erneuten Schwangerschaft steht häufig die Frage im Raum, ob eine normale Geburt nach einem Kaiserschnitt überhaupt möglich ist. Mediziner*innen verwenden dafür übrigens die Abkürzung VBAC. Das steht für „vaginal birth after caesarean section“ – also vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt. Ob sie grundsätzlich möglich ist, und welche Risiken es gibt, verraten wir dir hier.

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Im Normalfall spricht nach einem Kaiserschnitt nichts dagegen, das nächste Baby vaginal zur Welt zu bringen
  • Oftmals ist auch nach zwei Kaiserschnitten eine Spontangeburt möglich.
  • Rund 60 bis 85 Prozent der Schwangeren mit vorausgegangenem Kaiserschnitt bringen ihr nächstes Kind mit einer natürlichen Geburt zur Welt-
  • Liegt die Sectio weniger als 18 Monate zurück, wird teilweise zu eine weiteren Kaiserschnitt geraten.
  • Gegen eine normale Geburt nach einem Kaiserschnitt sprechen z. B. eine falsch liegende Plazenta, ein Gebärmutterriss oder eine Beckenendlage des Babys.

2. Kann ich nach einem Kaiserschnitt eine normale Geburt haben?

Ja, aus medizinischer Sicht spricht in der Regel nichts gegen eine Spontangeburt, wenn in der vorherigen Schwangerschaft ein Kaiserschnitt durchgeführt wurde. Dafür ist es jedoch wichtig, dass die Sectio lange genug her ist, und keine Schwangerschaftskomplikationen vorliegen.

Hinweis: Unter welchen Umständen eine normale Geburt nach einem Kaiserschnitt tatsächlich nicht möglich ist, erklären wir dir weiter unten im Text.

Und noch eine wichtige Anmerkung:  Wenn von einer „normalen“ oder „natürlichen“ Geburt die Rede ist, ist damit in den meisten Fällen eine vaginale Entbindung gemeint. Das soll aber keinesfalls heißen, dass ein Kaiserschnitt „unnormal“ oder „unnatürlich“ ist!  Jede Mama, die ein Baby zur Welt gebracht hat – ganz egal, auf welchem Weg – hat eine unglaubliche Leistung vollbracht und kann stolz auf sich sein!

Und wie sieht es nach zwei Kaiserschnitten mit einer natürlichen Geburt aus?

Solltest du bereits zwei Kaiserschnitte gehabt haben, ist eine normale Geburt ebenfalls denkbar und nicht völlig ausgeschlossen. Du solltest dich bezüglich der Risiken allerdings von deinem Arzt bzw. deiner Ärztin beraten lassen. Bei mehr als drei Kaiserschnitten wird in den meisten Fällen dazu geraten, dass auch die nächste Geburt per Sectio erfolgen sollte.

Statistik: Wie wahrscheinlich ist eine normale Geburt nach einem Kaiserschnitt?

Circa 60 bis 85 Prozent der Frauen, die einen Kaiserschnitt hatten, entbinden bei ihrer Folgeschwangerschaft vaginal. Die Wahrscheinlichkeit für eine mögliche Spontangeburt (nach einer Sectio) kann sogar ansteigen, wenn du als Mehrfachmama schon einmal eine normale Geburt erlebt hast.

Es gibt aber auch ein paar Faktoren, die die Erfolgswahrscheinlichkeit einer normalen Geburt nach einem Kaiserschnitt senken können. Dazu zählen zum Beispiel:

  • eine notwendige Geburtseinleitung
  • ein Geburtsstillstand während der vorherigen Geburt (weshalb der Kaiserschnitt erfolgte)
  • mütterliches Übergewicht
  • Bluthochdruck (bei der Mutter)
  • bislang noch nie spontan entbunden

3. Ab wann ist eine normale Geburt nach einem Kaiserschnitt möglich?

Um mögliche Risiken zu vermeiden und die Chance auf eine normale Geburt zu erhöhen, solltest du nach einem Kaiserschnitt mindestens ein Jahr warten, bis du wieder schwanger wirst. Teilweise werden sogar 18 Monate oder zwei Jahre empfohlen. Es hängt auch davon ab, wie schnell dein Körper sich nach dem Kaiserschnitt erholt, und ob mögliche Spätfolgen auftreten. Am besten sprichst du also einmal mit deinem Frauenarzt bzw. deiner Frauenärztin, wenn du nach einem Kaiserschnitt wieder schwanger werden möchtest.

4. Wie lange dauert eine normale Geburt nach einem Kaiserschnitt?

Die Dauer einer vaginalen Geburt beträgt durchschnittlich zwischen vier und 18 Stunden. Wie lange hingegen eine normale Geburt dauert, die auf einen Kaiserschnitt folgt, lässt sich nicht genau sagen. Denn wie jede Entbindung ist auch diese von Frau zu Frau individuell. Zieht sich die Spontangeburt jedoch deutlich in die Länge oder muss die Geburt sogar mit Medikamenten eingeleitet werden, kann sich dadurch das Risiko eines Risses in der Gebärmutter (Uterusruptur) erhöhen.

5. Welche Risiken kann eine Spontangeburt nach einem Kaiserschnitt haben?

Eine natürliche Geburt nach dem Kaiserschnitt birgt leider immer ein gewisses Risiko einer Uterusruptur, vor allem im Bereich der alten Kaiserschnittnarbe. Und die kann sowohl für die Mutter als auch für das Kind gefährlich werden. Glücklicherweise ist das Risiko aber sehr gering und liegt nur bei circa 0,5 Prozent (das entspricht ungefähr 1 von 200 Schwangeren).

Ist jedoch eine medikamentöse Einleitung der Geburt notwendig, kann das das Risiko eines Gebärmutterrisses erhöhen. Und zwar um das 2- bis 3-fache (auf 1 bis 1,5 Prozent). Zusätzlich kann das Risiko für massive Blutungen ansteigen, sodass bei einem hohen Blutverlust (teilweise mehrere) Blutkonserven verabreicht werden müssen.

Hinweis: Wenn du nach einem Kaiserschnitt spontan entbinden möchtest, solltest du dich vorab ausführlich von deinem Arzt bzw. deiner Ärztin über alle möglichen Risiken aufklären und dazu beraten lassen.

6. Warum ist manchmal keine normale Geburt nach einem Kaiserschnitt möglich?

Auch wenn aus medizinischer Sicht bei vielen Schwangeren nichts gegen eine normale Geburt nach dem vorangegangenen Kaiserschnitt spricht, gibt es natürlich auch Ausnahmen, in denen zu einer erneuten Sectio geraten wird oder sogar ein zwingender Grund für einen weiteren Kaiserschnitt besteht:

  • Es werden Zwillinge bzw. Mehrlinge erwartet.
  • Das Baby liegt in Beckenendlage.
  • Die Plazenta befindet vor dem Muttermund (Placenta praevia).
  • Die Plazenta ist mit der Gebärmutter verwachsen (Placenta increta) oder löst sich vorzeitig ab.
  • Die Schwangere hatte schon einmal einen Gebärmutterriss.
  • Es wurden mehr als drei Kaiserschnitte durchgeführt.
  • Beim vorherigen Kaiserschnitt erfolgte ein T-Schnitt oder ein Längsschnitt.
  • Das Baby hat vermutlich ein überdurchschnittlich hohes Geburtsgewicht und/oder ist sehr groß (Makrosomie).

Dass nicht nach jedem Kaiserschnitt eine normale Geburt möglich ist, wird von Mediziner*innen damit begründet, dass in dem jeweiligen Fall das Risiko für einen Gebärmutterriss zu hoch ist.

Du hattest einen Kaiserschnitt und bei der nächsten Schwangerschaft war eine normale Geburt möglich? Vielleicht magst du uns davon in den Kommentaren von deinen persönlichen Erfahrungen berichten? Wir würden uns freun!
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Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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