Ich habe ihn geliebt wie keinen zuvor. Er war perfekt: Anschmiegsam, haltgebend, attraktiv. Und doch musste er vor Kurzem gehen. Ja, ich war es, die sich getrennt hat. Es passte einfach nicht mehr mit uns. Und außerdem haben seine Bügel angefangen, mich in die Brust zu stechen.
Wer jetzt denkt: Hääää?, dem sei gesagt: Jaha, ich schwärme hier von einem BH. Und ich meine es genauso, wie ich es sage!
Kommt schon, habt ihr ihn nicht auch, einen absoluten Lieblings-BH? Der nicht kneift und sich nicht ungünstig unter T-Shirts abzeichnet? Der einfach immer geht?
Ich hatte so einen und ja, er wurde wirklich strapaziert von mir. Ich weiß nicht, wie oft ich ihn wieder aus Korb mit der dreckigen Wäsche herausgefummelt hab, weil ich ihn „doch noch eeeeeeinen Tag“ ganz dringend brauchte. An Morgen, an denen alle anderen Modelle blöd aussahen und mich eingeengt haben.
Natürlich, und ich wusste das im Grunde meines Herzens auch, war das nicht gerade gut. Ich habe mal nachgeschaut, wie oft man seinen BH eigentlich wechseln sollte. Es wäre doch gelacht, wenn es dazu keine Expertenmeinungen geben würde. Und klar, natürlich habe ich ganz schnell meine Antworten gefunden:
Wie oft sollte man einen BH wechseln, also waschen?
Mensch, ja nun… Beim Lesen wurde mir ein wenig blümerant. Expertin Antoinette Niederberger erklärt in der Schweizer Illustrierte, dass es schon von Vorteil sei, BHs TÄGLICH oder zumindest nach jedem zweiten Tag in die Wäsche zu geben. Denn klar, sie liegen auf der nackten Haut auf und dort schwitzen wir – auch, wenn wir es in dieser Region nicht immer merken. Der perfekte Nährboden für Bakterien und schlechte Gerüche! Es gibt aber noch einen Grund für das regelmäßige Waschen: „BHs bestehen zu einem grossen Teil aus Elastan. Kommt der Stoff mit Körperwärme in Kontakt, dehnt er sich aus. Tragen wir die Unterwäsche nur ein, zwei Tage, ist das nicht so dramatisch. Nach einer Woche leiert sie aber regelrecht aus und kommt nicht so einfach wieder in Form,“ erklärt die Unterwäsche-Fachfrau. Megadoof, wenn das gerade dem Lieblings-BH passiert.
A propos Waschen: Wer seinen BHs etwas Gutes tun will, schaut einmal vorher aufs Etikett.
Viele BHs sollte man mit der Hand waschen! Alle anderen Modelle – oder wenn man wie ich einfach viel zu faul für eine Handwäsche ist – sollte man vor der Maschinenwäsche unbedingt in ein Wäschesäckchen packen. Und zwar jeden BH in ein eigenes! Damit der zarte Stoff nicht verletzt wird, ist es eine gute Idee, den Häkchenverschluss zu schließen. Eine Temperatur von höchstens 40, besser 30 Grad, einstellen und mit möglichst wenig Umdrehungen schleudern. Und: Auf Weichspüler verzichten. Der macht das Gewebe auf Dauer zu weich und der BH kann seine Stützfunktion nicht mehr richtig ausüben.
Okay, verstanden. Aber da bleibt natürlich eine Frage, vor deren Antwort all jene, deren Lieblings-BH schon in die Jahre gekommen ist, noch viel mehr Angst haben:
Wann sollte ein BH entsorgt werden?
Eieieiei, bei den Tipps habe ich mit den Ohren geschlackert: Bei guter Pflege sollte „ein hochwertiger BH 9–12 Monate halten“, schreibt Bendon Lingerie. Ich habe BHs, die DEUTLICH älter sind…
Aber was sind denn Anzeichen dafür, dass der BH weg sollte?
1. Das Rückenband hat sich geweitet
Ein Großteil der Stützkraft eines BHs kommt tatsächlich durch seinen Rückenteil. Leiert dieses aus und fühlt sich selbst auf der engsten Stufe nur noch locker an, hat der BH seine Schuldigkeit getan und sollte aussortiert werden.
2. Die Träger fangen an zu nerven
Dasselbe wie für das Rückenband gilt auch für Träger: Nichts nervt so sehr wie ausgeleierte Träger, die man viertelstündlich wieder über die Schulter hochstreifen muss. Von Halt keine Spur mehr – und doof aussehen tut es auch, oder?
3. Die Körbchen passen nicht gut
BH-Körbchen sollten flach, ohne Lücken, aber auch ohne einszuchneiden an den Brüsten anliegen. Wölbt sich die Oberseite des Körbchens nach außen oder es entstehen auf einmal Lücken zwischen Stoff und Haut, ist der Stoff ermüdet. Oder aber die Brustform und ihr Volumen haben sich verändert. Bei einer Gewichtsabnahme gehören die Brüste (fieserweise) zu den Körperteilen, die sich am schnellsten „verdünnisieren“. Andersherum gilt natürlich genauso: Nimmt man etwas an Gewicht zu, kann sich das auch schnell am Busen zeigen – der ehemals perfekt passende BH kneift auf einmal.
4. Die Bügel sind außer Rand und Band
Viele hassen sie abgrundtief, ich dagegen liebe Bügel-BHs. Furchtbar ist es allerdings, wenn sich die Bügel verformen und sich dadurch alles komisch anfühlt. Ein ungeschriebenes Gesetz: Zurückbiegen lassen sie sich nicht, hmpf. Hat sich der Bügel sogar durch den Stoff gebohrt, muss der BH leider sofort weg.
5. Der Stoff löst sich auf
Bendon Lingerie schreibt dazu: „Übrigens: Wenn Ihrem BH tatsächlich Haare wachsen, ist er wahrscheinlich verformt.“ Wer jetzt denkt: „WTF?“, dem kann ich helfen. Die kleinen Haare aka Fäden, die manchmal vom Stoff abstehen, kommen vom Elastan. Elastan ist eines der Materialien, die in den meisten BHs stecken. Verliert es im Laufe der Zeit seine Festigkeit, zeigt sich die Materialermüdung durch eben diese kleinen „Härchen“ ganz deutlich.
Ach, ich vermisse meinen Lieblings-BH. Aber ja, wenn ich diese Checkliste anschaue, hatte er seine besten Zeiten wirklich hinter sich.
Dann mache ich mich wohl am kommenden Samstag auf den Weg ins Wäschegeschäft. Weil: Eines habe ich bei meinen Recherchen immer wieder gelesen: Etwa 80 Prozent der Frauen kennen ihre richtige BH-Größe nicht und tragen daher die falschen BHs. Ich wette, ich gehöre dazu. Ich bin jetzt Mitte 40 und ja – ich werde das erste Mal in meinem Leben eine Fachverkäuferin meine Brust ausmessen lassen.
Wetten, dass mein so angepasster BH mein neuer Liebling wird!?