„Es kommt!“ oder „Ich komme!“? Ist das wirklich eine ernst gemeinte Frage? Kann es wirklich einen Orgasmus bei der Geburt geben?
Eine Geburt gilt nicht gerade als die angenehmste Erfahrung, die wir uns vorstellen können. Überwältigend? Ja! Einzigartig? Natürlich! Glücksbringend? Sowieso. Aber: Erregend und lustbringend? Also, jetzt mal ehrlich…
Trotzdem berichten immer wieder Frauen, dass sie während der Entbindung ihrer Kinder einen Orgasmus hatten, und einige Hebammen bestätigen, dass sie tatsächlich Zeuginnen davon wurden.
Das hat den französischen Psychologen Thierry Postel neugierig gemacht und und zu einer groß angelegten Untersuchung angeregt. Diese wurde kürzlich im Fachmagazin Sexologies veröffentlicht.
Für seine Studie hatte er 109 Hebammen einen Fragebogen ausfüllen lassen, in dem sie über ihre Erfahrungen berichteten. Diese Hebammen haben zusammen stolze 206.000 Kinder zur Welt gebracht.
668 Mütter hatten ihrer Hebamme anvertraut, das sie einen Orgasmus bei der Geburt erlebt hatten. Und in ganzen weiteren 868 Fällen berichteten die Hebammen davon, bei den werdenden Müttern deutliche Anzeichen von Lust beobachtet zu haben.
Diese Beobachtungen sind vielleicht Auslegungssache, aber selbst wenn man nur die Aussagen der Gebärenden selbst zählt, hat rund jede 330. Frau einen Orgasmus bei der Geburt.
Woran das liegen kann? Da spekuliert Psychologe Postel fröhlich mit: Er denkt, dass die extreme Ausdehnung und der hohe Druck auf den Geburtskanal erogene Zonen anregen und damit zu einer sexuellen Erfahrung führen könnten.
Andere Erklärungsversuche beschäftigen sich mit den Hormonen, die sich in vielen Punkten bei einer Geburt und einem Orgasmus ähneln.
So richtig ausgegoren ist aber keine dieser Theorien, da die Beweise fehlen. Der Spiegel befragte verschiedene Fachärzte zu diesem Thema. Sie können sich einen Orgasmus bei der Geburt nur schwer vorstellen, schließen ihn allerdings auch nicht aus. Ein Kind auf die Welt zu bringen, sei in jeder Hinsicht eine so extreme Erfahrung, dass es eben auch zu ungewöhnlichen Reaktionen kommen könne.