Endlich ist Sommer und damit hält Kinder eigentlich nichts davon ab, so viel Zeit wie möglich draußen zu verbringen. Eigentlich, denn leider warnen Experten immer wieder vor dem Trend, dass Kinder heute viel zu viel Zeit drinnen vor dem Fernseher oder am Handy verbringen. Dabei ist das freie Spiel in der Natur unglaublich wichtig für die Entwicklung von Kreativität und Neugier.
Deswegen appellierte meine Kollegin Laura schon vor einigen Jahren: Statt unsere Kinder von einer Früherziehung zur nächsten zu fahren, sollten wir sie öfter einfach spielen und erkunden lassen, am besten draußen in Garten, Stadtpark oder Wald. Doch selbst dann, wenn die Kinder gewillt sind rauszugehen, sind Eltern verunsichert. Können sie ihre Kinder überhaupt alleine draußen spielen lassen?
Ab welchem Alter ist mein Kind so weit?
Auch wenn es bei dir vielleicht jetzt noch nicht der Fall ist: Irgendwann kommt der Tag, da möchte dein kleiner Schatz alleine mit Freunden losziehen. Außerdem ist es ja auch praktisch, wenn dein Kind sich draußen mit Freunden trifft und du nicht die ganze Zeit daneben stehen musst. Doch wie lange sollten Mama und Papa ihre Kinder begleiten, wenn sie rausgehen?
Wie die Studie „British Children’s Play Survey“ aus Großbritannien zeigt, lassen die meisten Eltern ihre Kinder mit elf Jahren unbeaufsichtigt draußen spielen. Damit ist das Alter in den letzten Jahrzehnten gestiegen, denn als die Eltern selbst noch Kinder waren, lag das durchschnittliche Alter bei neun Jahren, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Laut Studienleiterin Helen Dodd, Kinderpsychologin der Universität Reading, sei das alarmierend. Heutige Kinder erhalten im Gegensatz zu früheren Generationen deutlich weniger Gelegenheit, sich bereits in jungen Jahren auf eigene Faust mit der Außenwelt samt ihren Möglichkeiten und Gefahren auseinanderzusetzen. Dies führe dazu, dass Kinder auch im späteren Leben Risiken und Gefahren weniger gut einschätzen und verarbeiten könnten (Helikopter-Eltern lassen grüßen).
Wie ist die Aufsichtspflicht gesetzlich geregelt?
Behalten wir das doch einfach mal im Hinterkopf, wenn wir uns die gesetzliche Lage näher anschauen. Eltern sind durch die Aufsichtspflicht gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Kinder zu beaufsichtigen. Mit zunehmendem Alter muss das aber natürlich nicht mehr rund um die Uhr passieren.
Deshalb darf ein Kind auch alleine beziehungsweise mit Freunden nach draußen zum Spielen. Wann es in einem solchen Fall wieder zu Hause sein soll, ist grundsätzlich Sache der Eltern. Eine entsprechende gesetzliche Regelung, etwa durch das Jugendschutzgesetz [JuSchG], besteht also gerade nicht (Quelle: Juraforum.de).
Doch Vorsicht: Eltern haften für ihre Kinder.
Sollte etwas passieren, wird geprüft, ob eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorliegt. Der Verdacht könnte zum Beispiel dann aufkommen, wenn sehr junge Kinder bis spät in die Nacht alleine draußen spielen. In besonders drastischen Fällen kann die Polizei außerdem das Jugendamt einschalten. Der Gesetzgeber lässt Eltern also Spielraum bei der Entscheidung, ab wann sie ihre Kinder alleine draußen spielen lassen. Das ergibt auch Sinn in Anbetracht der Tatsache, dass Kinder sich sehr individuell entwickeln.
Dorothea Jung, Leiterin Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) in Fürth sagt gegenüber RTL: „Jedes Kind ist vom Charakter her unterschiedlich, das eine ist sehr neugierig, das andere vielleicht etwas ängstlicher. Grundvoraussetzung dafür, dass es alleine nach draußen spielen geht, ist natürlich erstmal, dass das Kind das auch will.”
Wie verlässlich ist mein Kind bereits?
Ob und wann ein Kind guten Gewissens alleine draußen spielen gehen könne, sei dabei immer eine Frage der Verlässlichkeit: „Verkehrsregeln und andere wichtige Regeln müssen fest verinnerlicht sein“, sagt die Sozial-Pädagogin. Ab wann das der Fall ist? Das kann sehr unterschiedlich sein. Neben der Verlässlichkeit sei auch wichtig, dass das Kind in der Lage sei, Risiken und Gefahrensituationen zu erkennen und angemessen zu reagieren.
Dann wird Jung doch noch etwas konkreter: „Kinder unter sieben Jahre sollten noch nicht ganz unbeaufsichtigt alleine draußen spielen.” Sie fügt hinzu: „Auch im eigenen Garten können Verletzungen passieren, deshalb sollten Eltern selbst da immer mal wieder nach dem Kind schauen.“ Bei Kindern ab 7 Jahren könne das Zeitfenster langsam erweitert werden.
Wie seht ihr das?
Schreibt uns gerne in die Kommentare, wie ihr das handhabt und was ihr glaubt, welches Alter angemessen ist, um Kinder alleine draußen spielen zu lassen. Ich bin gespannt auf eure Meinung!
HIER haben wir bereits die Frage geklärt, ab wann Kinder alleine ins Freibad dürfen (Spoiler: Früher als ihr denkt).
Mehr zum Thema „Kinder draußen spielen lassen”, findet ihr hier:
Ich finde es fast etwas erschreckend, wie spät Kinder heute selbständig werden dürfen. Ich war bereits im Kindergartenalter alleine draußen. Allerdings war ich kognitiv auch schon sehr weit und vorsichtig, was Gefahren betrifft. Aber im Grundschulalter waren ab der ersten Klasse nicht nur ich sondern auch andere Kinder alleine zum Spielen verabredet und genau das war auch das Schöne in dieser Zeit…Die Gemeinschaft mit anderen Kindern nach der Schule und immer war jemand zum Spielen da. Und nie hat jemand „gefährlichen Blödsinn“ gemacht und es ist auch nie etwas passiert. Sicher gibt es auch Kinder, die in dem Alter noch nicht so weit sind aber erst mit 11 den Kindern etwas zu zu trauen finde ich besorgniserregend spät. Schon 5 Jahre später startet bei manchen die Ausbildung. Da muss ja der Schritt zum Erwachsenenalter dann plötzlich rasend schnell gehen…
Es kommt auch immer darauf an, wo man wohnt. Wir wohnen in einer sehr ruhigen Wohngegend mit einem kleinen Park. Meine Große war fünf, als sie dort alleine mit Freundinnen gespielt hat. Die Kleine wollte irgendwann auch mit, da war sie drei. Die „Großen“ haben aber gut auf sie aufgepasst.