„Papa hat einen haarigen Penis!“ „Mama sagt, Lina sei eine fiese Kuh!“ Gibt unser Kind in der KiTa munter Informationen wie diese preis, kann uns das schon mal die Schamröte ins Gesicht treiben. Schimpfen ist aber keine Option. Schließlich sagen die Kleinen nur ganz ehrlich, was sie sehen und erleben.
Bitte nicht sagen: „Darüber redet man nicht!“
Die Versuchung kann groß sein, dem Kind in solchen Situationen über den Mund zu fahren, oder gar zu behaupten, es müsse etwas missverstanden haben. Schimpfen oder Rausreden sind aber unfair dem Kind gegenüber. Wir wünschen uns Ehrlichkeit von ihnen und plötzlich ist das falsch? Kleine Kinder haben noch kein Schamgefühl. Sie begreifen nicht, warum manche „Sensationen“ lieber nicht ausgesprochen werden sollten. „Darüber redet man nicht“, ist auch keine gute Ansage, gerade wenn es um den Intimbereich geht. Erstens sind Tabuisierungen immer schwierig, und zweitens kann es passieren, dass unser Kind sich daran hält. Und zwar im schlimmsten Fall auch dann, wenn jemand seinem Intimbereich zu nahe kommt.
Heißt das, wir müssen uns zu Hause pausenlos selbst überwachen und jedes Wort auf die Goldwaage legen? Das sicher nicht. Jeder braucht einen Ort, an dem er sich ein Stück weit gehen lassen kann. Sind dabei allerdings Kinder anwesend, müssen wir uns eventuell ein dickes Fell zulegen – oder uns fragen, ob es wirklich so peinlich ist, was das Kind preisgeben könnte.
KiTa-Erzieher*innen haben eh alles schon mal gehört
Gespräche über Intimes, Probleme wie Geldsorgen oder Menschen, die man doof findet, hebt man sich besser für Zeiten auf, in denen die Kinder abwesend sind. Aus eigener Erfahrung… räusper… kann ich sagen, dass es nicht genügt, wenn sie abgelenkt sind. Auch wenn sie auf der Rückbank des Autos scheinbar noch so versunken ihr Hörspiel hören, nehmen sie auf, dass Mama gesagt hat…
Ein kleiner Trost, wenn man sich doch verquatscht hat: Gerade, wenn es um Körperteile und -funktionen geht, kannst du ganz sicher sein, dass die KiTa-Erzieher*innen alles schon mal gehört haben. Ohnehin dürften sie eine Ahnung davon haben, wie das mit der Biologie so funktioniert und dass wir alle nur Menschen sind. Klar kann es passieren, dass die anderen Kinder alles brühwarm zu Hause an ihre Eltern weitergeben. Aber ist das schlimm? Diejenigen, auf deren Urteil wir wirklich wert legen, kennen uns doch meistens so gut, dass sie die Anekdoten einordnen können.
Schamgefühl erst nach und nach
Erst zwischen vier und sieben Jahren kommt auch bei den Kindern selbst so etwas wie Scham auf. Vielleicht möchten sie dann zum Beispiel nicht mehr, dass jemand daneben steht, wenn sie „Kacka“ machen – auch wenn der andere ihnen hinterher ohnehin den Po abwischen muss. Erst dann können sie langsam ein Verständnis dafür entwickeln, dass auch uns etwas peinlich sein könnte. Nun kannst du versuchen, ihm zu erklären, dass es Dinge gibt, die unter euch bleiben sollten.
Sei aber nicht sauer, wenn das nicht funktioniert. Ganz ehrlich: Es schon echt kompliziert, zu durchschauen, was man wem wann erzählt – und dass zwar vielleicht nicht eine Lüge , aber das Schweigen die bessere Alternative zur Wahrheit sein kann. Außerdem ist es ja sehr individuell, was andere Menschen als peinlich empfinden. Auch viele von uns (ich zum Beispiel) dürften das erst durchschaut haben, nachdem sie selbst in viele Fettnäpfchen getreten sind.
Während wir auf das Schamgefühl unserer Kinder sehr wohl Rücksicht nehmen sollten, ist es umgekehrt nicht ihre Aufgabe, unsere Geheimnisträger zu sein. Und irgendwie gehört doch gerade ihre Offenheit zu den Eigenschaften, die wir an ihnen lieben, oder?
Zum Glück wars nicht sooo peinlich :vom Esstisch aus konnten wir den Nachbarn sehen, der wie jeden Samstag sein Auto aussaugte. Bemerkung der Grossen: „der Herr……. macht das jeden Samstag.“ Ich: der schafft was weg. Nach dem Essen läuft die Kleine zum Nachbarn, der immernoch sein Auto säubert. Stellt sich vor ihn und sagt:“Na, du Schaffer!“