Väter und Elternzeit? Das ist immer wieder ein heiß diskutiertes Thema. Nur zehn Prozent der Väter, die in Elternzeit gehen, nehmen mehr als die zwei Vätermonate, die für den vollen Bezug des Elterngeldes nötig sind (Stichwort „Partnermonate“). Und diese Zahl stagniert seit Jahren.
Das sorgt für heftige Kritik, denn schließlich ist es 2024 und eigentlich sind viele Papas doch viel präsenter im Leben ihrer Kinder als noch ihre eigenen Väter… Aber wenn es an ihren Job geht, kneifen sie dann doch wieder!?
Nun ja. Männer, denen ihr Job wichtiger ist oder die schlichtweg keine Lust darauf haben, mit ihren Kleinen all die Dinge zu tun, die ein Baby eben so braucht? Die gibt es gaaaaanz sicher. Und ebenso sicher muss man sie auch nicht lange suchen. Uncool.
Aber: Ich finde, man darf auch hier mal wieder nicht so vorschnell urteilen und schimpfen. Denn es gibt doch auch andere Hintergründe!
Erstens, ganz klar, ist es sehr oft eine finanzielle Entscheidung, wenn die Mamas zu Hause bleiben. Häufig verdienen Männer eben doch noch deutlich mehr als Frauen – dass das ein echter Skandal ist, darüber müssen wir gar nicht sprechen. (Mehr darüber liest du HIER.)
So war es auch bei uns, als wir Eltern wurden. Mein Partner verdiente eine ganze Stange mehr als ich und so war es eigentlich gar keine Frage, ob er länger als zwei Monate zu Hause bleiben würde.
Aber, und jetzt kommt der Punkt, den in dieser Diskussion viele übersehen: Ich wollte meine bezahlten zwölf Monate Elternzeit auch nehmen! Das war quasi „meeeinnnn Schaaaatz“, den ich gar nicht hergeben wollte!
Ein ganzes Jahr ohne meinen damaligen (nicht so schönen) Job? Nur mein Baby und ich, ganz ohne Verpflichtungen und Zeitdruck? All die ersten Meilensteine des ersten Jahres, die ich hautnah miterleben würde? Den Luxus, mich ganz auf mein kleines Mädchen konzentrieren zu können und nach sehr kurzen Nächten mit Augenringen und im Schlafanzug auf dem Sofa zu kuscheln?
Den Teufel würde ich tun und mir das entgehen lassen! Ich war dankbar, dass unsere finanzielle Aufstellung so war, wie sie eben war. (Das erste Mal, allerdings.)
Und damit bin ich nicht alleine. Wir haben mal in unserem WhatsApp-Channel (dessen kostenloses Abo sich übrigens total lohnt, schaut mal vorbei!) in unserer Community nachgefragt:
Wie ihr seht: Mit unglaublich großem Abstand geben die Mamas an, dass sie die vollen zwölf Monate Elternzeit (oder auch länger) nehmen woll(t)en.
Für mich kann ich rückblickend sagen, dass unsere Entscheidung goldrichtig war. Ich habe meine Elternzeit geliebt und nach einer etwas komplizierteren Schwangerschaft und Geburt auch gebraucht. Die zwei Monate meines Partners, die man damals noch gemeinsam nehmen dufte, waren die Kirsche auf der Babytorte. Wir waren mit unserer „Null-Acht-Fünfzehn“-Lösung also mehr als happy.
Jede Familie ist einzigartig und für jeden funktioniert etwas anderes gut. Wenn also der Papa lieber länger zu Hause bleiben möchte oder es praktikabler ist – go for it. Zum Glück lässt sich das ja individuell entscheiden.
Was ich nur sagen möchte: Bei all den Rants gegen die faulen Väter darf man nicht vergessen, genauer hinzuschauen. Denn für viele Mamas ist es einfach keine Option, etwas von ihren bezahlten zwölf Monaten Elternzeit abzugeben.
Im Väterreport der Bundesregierung gaben 2023 20 Prozent der Papas an, die die Vätermonate genommen haben, dass die Partnerin nicht damit einverstanden war, dass sie mehr Elternzeit nehmen.
Wie war es denn bei euch? Wie lange hattet ihr Elternzeit?
Danke für deinen Kommentar! Ich finde es richtig schlimm, hier von euch vermehrt zu lesen, dass man quasi verurteilt wird, wenn man es „anders“ handhabt als der Durchschnitt. Ich denke ja auch: Jeder macht es so, wie es sich richtig anfühlt und zur Familie passt. Und das sollte allen anderen doch total egal sein…
Liebe Grüße,
Laura
Dem kann ich nur zustimmen. Wir hatten es uns tatsächlich aufgeteilt, mit Teilzeit in Elternzeot, ab dem 4. Monat haben mein Mann und ich je 50% gearbeitet, jeder von uns war 2,5 Tage pro Woche zu Hause beim Kind. Mit dieser Aufteilung sind wir auf viel Unverständnis gestoßen… aber nicht bei Männern, sondern bei vielen Frauen/Mamis. Da kamen Kommentare wie „warum bekommst du ein Kind, wenn du es dann alleine lässt“ (hm, der Papa ist ja zu Hause), „ich würde mir die Elternzeit nicht wegnehmen lassen“ und vieles mehr.
Hat mich echt sehr getroffen, aber ich bin froh, dass wir das durchgezogen haben. War im Nachhinein betrachtet für uns alle toll, sowohl für die Kinder, die zu beiden Elternteilen eine gleichwertig enge Bindung haben, als auch für uns.
Danke für deinen Kommentar! Interessant (und ärgerlich), dass euer „Modell“ auf Unverständnis trifft – finde ich immer so schade, denn jede/r macht es ja so, wie es am besten zur Familie passt…
Ganz liebe Grüße,
Laura
Wir haben beide 9 Monate Elternzeit gehabt zum Teil mit Teilzeit arbeiten. Ich habe nach 9 Monaten wieder angefangen zu arbeiten. Ich fand es super öde mir Baby allein zu Hause und hätte rückblickend auch kürzer Elternzeit genommen. Stillen war auch bei der Arbeit kein Problem.
Auch jetzt arbeiten wir beide etwa 80%. Das passt gut.
Ich weiß, dass das nicht der normale Weg ist und uns schon mal Unverständnis entgegen schlägt. Das Argument, dass es aus finanziellen Gründen gar nicht partnerschaftlich aufteilbar ist, finde ich, ist nur sehr selten wirklich wahr. Insbesondere nicht bei 2 Akademikern.