Damit die Eulen unter uns sich nicht zu sehr freuen, kommt hier direkt ein Spoiler: Der neue, spätere Schulstart am Morgen gilt für den doch recht weit entfernten US-Bundesstaat Kalifornien.
Für Kinder ab der 6. Klasse darf die Schule hier nicht mehr vor 8 Uhr beginnen, ab der 9. Klasse geht’s erst um 8.3o los. Damit folgen die Gesetzgeber einer Empfehlung der „American Academy of Pediatrics“.
Noch später wäre noch besser
Zugegeben, für uns würde dieses Modell kaum eine Veränderung bedeuten. In anderen Ländern müssen die Kinder allerdings schon ab 7 oder 7.30 Uhr wach im Unterricht sitzen. Dabei halten Forscher auch unseren 8-Uhr-Start noch für zu früh.
Schon vor Jahren hat Schlafforscher Jürgen Zulley darauf hingewiesen, dass ein späterer Schulbeginn besser wäre. Derzeit arbeiten viele Kinder gegen ihren Biorhythmus an. Das kann – brutal gesagt – dick, dumm und krank machen. Mit Schlafdefizit fühlt sich eben jeder Tag so an, als leide man unter einem Jetlag — ähnlich wie bei der Zeitumstellung.
Müssen die Kinder sich einfach nur zusammenreißen?
„Dann sollen die halt nicht bis spät in die Nacht auf dem Handy daddeln, sondern sich ein wenig zusammenreißen – so wie wir damals“, heißt es manchmal, insbesondere, wenn es um Teenies geht. Ist aber Quatsch. Auch ganz ohne Blaulicht-Displays, Internet & Co. verändern sich Schlafrhythmen.
Ab der Vorpubertät wird das Schlafhormon Melatonin immer später ausgeschüttet. Erst bei jungen Erwachsenen kommt das Sandmännchen wieder ein wenig früher. Das war bei uns nicht anders, hat halt nur niemanden interessiert. Wessen Kopf morgens auf der Tischplatte lag, galt dann eben als faule Schnarchnase.
Dabei ist erwiesen, dass Schlafmangel und schlechte Schulleistungen zusammenhängen. Das Gehirn braucht den Schlaf, um Gelerntes im Langzeitgedächtnis abzuspeichern. Es hat sich außerdem gezeigt, dass Klausuren besser ausfallen, die später am Tag geschrieben werden. Insbesondere viele Jugendliche sind in der ersten Stunde einfach noch nicht voll leistungsfähig.
Wann sind Kinder denn wach genug?
Zulley schlug einen Schulstart gegen 9 Uhr vor. Forscher der Universitäten Oxford und Harvard geben im Rahmen einer Studie noch präzisere Empfehlungen: Kinder zwischen acht und zehn Jahren sollten um 8.30 starten, die 16-Jährigen um 10 Uhr und die 18-Jährigen um 11 Uhr.
Finde ich gut. Ich weiß noch gut, wie es ist, wenn man morgens nicht in die Gänge kommt und die erste Schulstunde wie im Nebel vorbeizieht.
Bleibt nur die Frage: Wie lässt sich das mit dem Alltag berufstätiger Eltern mit festgelegten Arbeitszeiten vereinbaren? Eher schlecht…
Deswegen schlage ich hier einen Kompromiss vor: Klausuren werden erst ab der dritten Stunde geschrieben, und außerdem darf der Wecker morgens zumindest eine Viertelstunde später klingeln – Studien deuten darauf hin, dass schon die viel bringt.
