Plazenta essen: sehr gesund oder extrem gefährlich?

Es ist zugegeben ein ziemlich unappetitlicher Trend: Plazenta essen. Manche Frauen essen ihre Plazenta nach der Geburt auf oder lassen sie zu Pillen verarbeiten. Sie sind überzeugt, dass sich das positiv auf Körper und Psyche auswirkt. Experten warnen jedoch vor dem Konsumieren der Plazenta. Der Trend sei nicht etwa gesund, sondern extrem gefährlich ist. Welche Vorteile und Nachteile hat das Essen der Plazenta? Hier findest du die Antwort.

Was ist die Plazenta?

Die Plazenta – auch Mutterkuchen genannt – wird erst während der Schwangerschaft im Körper der Frau gebildet. Sie verbindet Mutter und Baby durch die Nabelschnur und hat die Funktion das Kind zu versorgen. Dafür leitet die Plazenta Nährstoffe weiter, hält aber auch Schadstoffe vom Baby fern. Eine gesunde Plazenta wiegt ca. 500-600 Gramm und hat einen Durchmesser von ca. 20 Zentimetern.

So sieht eine gesunde Plazenta nach der Geburt aus

So sieht eine gesunde Plazenta nach der Geburt aus.
Foto: Bigstock

Ein paar Minuten, nachdem das Kind geboren wurde, wird auch die Plazenta ausgeschieden. Sie wird nach der Geburt nicht mehr vom Körper gebraucht. Einige Menschen glauben daran, dass die Plazenta so etwas wie der Zwilling des Babys ist. Und besonders abergläubische Hebammen gratulieren erst, wenn auch die Plazenta erfolgreich ausgeschieden wurde.

Übrigens: viele Säugetiere fressen nach der Geburt ihre Plazenta. Menschen verspüren jedoch normalerweise nicht diesen Instinkt. Wenn du also die Idee, die Plazenta zu essen, total eklig findest, dann ist das eine ganz natürliche Reaktion. Außerdem ist die Plazenta genetisch betrachtet ein Teil des Säuglings.

Warum essen Menschen die Plazenta?

Natürlich essen Menschen die Plazenta nicht ohne Grund. Sie behaupten, dass es viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. So soll Mutterkuchen essen zum Beispiel folgende Wirkung haben:

  • Muttermilchproduktion fördern
  • Schmerzen lindern
  • (Wochenbett-) Depression vorbeugen
  • Immunsystem stärken
  • Hautbild verbessern

Die meisten Befürworter berufen sich darauf, dass die Plazenta aus körpereigenen Stoffen gemacht und daher besonders verträglich ist. Wichtig: Keine dieser Wirkungen konnte bisher in wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen werden. Auch der angeblich hohe Nährstoffgehalt der Plazenta wurde von Wissenschaftlern nicht bestätigt.

Andererseits konnte auch nicht ausreichend belegt werden, dass die Nachgeburt keine positive Wirkung auf das Wohlbefinden hat. Ausführliche Studien zu diesem Thema fehlen, wohl auch aus ethischen Gründen. Viele Forscher nehmen jedoch an, dass das Essen der Plazenta einen starken Placebo-Effekt hat und so die Wirkung bei einigen Frauen zustande kommt.

Wie wird die Plazenta gegessen?

Im Internet finden sich zahlreiche Ideen für Rezepte mit Plazenta: gebraten, gekocht, roh im Smoothie oder in Soße mit Spaghetti. Vorsicht, dieses Rezept ist nichts für schwache Nerven:

Bevor sich dir der Magen umdreht: es gibt auch andere Möglichkeiten. So können aus dem Mutterkuchen Kapseln, Pulver oder Globuli hergestellt werden.

Einige Apotheken bieten an, aus der Plazenta Nosoden zu machen. Das sind homöopathische Mittel, die unter anderem auch aus körpereigener Muttermilch oder Blut hergestellt werden.

Woher kommt der Trend, seine Plazenta zu essen?

Die Plazenta zu essen ist kein neuer Trend. So wurden im 20. Jahrhundert zahlreiche Präparate aus der Nachgeburt hergestellt. Bis in die 80er Jahre wurden aus ihr Cremes gemacht, da sie angeblich gut für den Teint sein soll. Ein Comeback machte die Plazenta in der Kosmetik und um ca. 2010. Plazenta-Extrakt in Gesichtsmasken und anderen dermatologischen Behandlungen war damals nicht selten.

Nach Europa kam die Idee des Plazenta Essens – wie auch viele andere Dinge – aus den USA. So wird aktuell der Trend des Plazenta Verspeisens hauptsächlich durch Promis getragen und über Social-Media-Kanäle verbreitet. Unter anderem hat Kim Kardashian öffentlich erzählt, dass sie ihre Plazenta in Form von Kapseln eingenommen hat.

Und ob man nun den Promis folgt oder nicht – man schnappt es einfach auf. Ob durch Schlagzeilen, Gespräche mit anderen Müttern, vielleicht auch einfach nur von der Nachbarin – irgendwoher weiß man doch davon. Und dann packt einige Frauen doch die Neugier.

Und leider glauben dann viele Frauen an das Gerede vom Plazenta-Wundermittel. Selbst, wenn die Wissenschaft vor ihm warnt.

Was sagt die Wissenschaft zum Plazenta essen?

Ganz klar: Wissenschaftler und Experten warnen davor, die Plazenta zu essen. Schließlich dient der Mutterkuchen unter anderem dazu, Schadstoffe abzuhalten, in den Körper des ungeborenen Kindes zu gelangen. In der Plazenta sammeln sich beispielsweise schädliche Stoffe wie Quecksilber, Blei oder Cadmium.

„Die vermuteten gesunden Nährstoffe wie Eisen, Selen und Zink befinden sich nicht in ausreichend hohen Konzentrationen im Mutterkuchen. Allerdings wurden hohe Konzentrationen von Schwermetallen in der Plazenta festgestellt, die sich dort im Laufe der Schwangerschaft ansammeln“, so Alex Farr, Gynäkologe der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Wien.

Wird die Plazenta gegessen, gelangen diese schädlichen Stoffe in einer höheren Konzentration in den Körper der Frau. Das ist zum einen nicht gut für die Mutter, zum anderen können diese Stoffe über die Muttermilch auf das Kind übertragen werden. Das kann schwere Folgen haben. Auch Erreger von Krankheiten oder Infektionen, die die Mutter während der Schwangerschaft hatte und die von der Plazenta abgehalten wurden, könnten zum Kind gelangen.

Und was viele Frauen nicht bedenken: Bei der Herstellung von Plazenta Produkten kann schnell eine Verunreinigung entstehen. Ein trauriges Beispiel für eine Infektion durch Plazenta Kapseln kommt aus den USA: Ein Baby musste aufgrund einer Streptokokken Infektion in die Intensivstation eingewiesen werden, weil die Mutter Plazenta Kapseln mit den selben Erregern zu sich nahm.

Fazit: Darum solltest du deine Plazenta nicht essen:

Willst du dich nach der Geburt noch nicht von der Plazenta trennen, hast du das Recht, sie mitzunehmen. Das solltest du rechtzeitig deinen Ärzten oder Hebammen mitteilen, da sie ansonsten einfach entsorgt wird. Was du danach mit deiner Plazenta machst, ist dir überlassen.

Natürlich kann dich niemand davon abhalten, sie zu essen. Wir raten dir jedoch sehr dazu, dem Rat der Wissenschaftler und Experten zu folgen und es nicht zu tun.

Es gibt keinerlei wissenschaftliche oder medizinische Untersuchungen, die die positive Wirkung beweisen. 

Probleme mit dem Stillen oder Wochenbettdepressionen können auch mit anderen Mitteln behandelt werden. Sprich am besten einfach mit deinem Arzt darüber. Und wie du bereits gelesen hast, kann es sogar sehr gefährlich sein, die Plazenta zu essen.

In der Plazenta sind nicht nur Nährstoffe, sondern vor allem viele Schadstoffe enthalten.

Wenn du nicht willst, dass die Plazenta einfach im Müll landet, kannst du auch andere Dinge mit ihr machen. So vergraben manche Eltern die Plazenta im Garten und pflanzen einen Baum auf ihr.

Möchtest du ein Andenken, ist dir aber ein Foto zu langweilig, kannst du die noch blutige Plazenta für einen Abdruck auf ein Blatt Papier pressen. Und wenn blutrot nicht deine Lieblingsfarbe ist, kannst du die Plazenta abwaschen und mit einer anderen Farbe bestreichen.

Aber du solltest die Plazenta lieber nicht essen!

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Plazenta Bipartita: Wie gefährlich ist das wirklich? | Echte Mamas
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