Plötzlicher Kindstod: „Mein Baby lag leblos in seinem Bettchen.“

Es ist eine der schlimmsten Situationen, die Eltern erleben können: Ihr Baby stirbt, völlig überraschend.

Unsere echte Mama Anni (echter Name ist der Redaktion bekannt) musste dieses Erlebnis durchmachen. Sie hat uns erzählt, was passiert ist – und wie sie dieses Erlebnis überstanden hat:

„Ich habe wirklich lange überlegt, ob ich mein Erlebtes nach Außen tragen soll. Ich denke, die Tatsache, dass ich anonym bleiben kann, hat mir diese Entscheidung leichter gemacht.

Ich verfolge nun schon seit langer Zeit die Seite ,Echte Mamas` und lese die Berichte: Viel Bewegendes, viele tolle und interessante Dinge. Aber besonders bei einem Thema werde ich nachdenklich und traurig, nämlich beim Thema ,Sternenkind`. Viele Texte handeln von Mamas, die einen Abort oder eine stille Geburt durchleben mussten. Es ist wirklich unglaublich schlimm, dass es so etwas gibt. Ich würde jede Mama dafür gern einmal in den Arm nehmen und sie ganz lieb drücken ❤!

Aber: Ich habe bisher kaum darüber gelesen, wie es ist, sein Baby gesund mit nach Hause zu nehmen und es plötzlich leblos in seinem Bettchen vorzufinden. Wie geht es einer Mutter nach so einem Ereignis?

Deswegen möchte ich heute von mir berichten. Denn ich kann sagen: Es ist die schlimmste Erfahrung, die ich in meinem Leben gemacht habe. Dieses Erlebnis riss mir den Boden unter den Füßen weg, da war auf einmal ein großes Loch!

Anfang Dezember 2010 erblickte mein Erstgeborener, Noél, das Licht der Welt. Ich war wirklich glücklich und unendlich verliebt! Nach einer Traumschwangerschaft folgte eine Traumgeburt. Mein hübsches, kleines Wunschkind wurde geboren.

An seinem Geburtstag fielen die ersten Schneeflocken in diesem Jahr, das weiß ich noch, als wäre es gestern gewesen.

Die ganzen U-Untersuchungen bestanden wir mit Bravour und gingen überglücklich nach Abschluss der U2 nach Hause. Mein Baby war kerngesund.

Die Nächte waren kurz, aber das machte mir nichts. Ich sprühte nur so vor lauter Energie, voller Liebe! So verstrichen die Tage und wir planten die Weihnachtszeit, unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest. Die ersten Familienbesuche standen an, meine Freundin Dana reiste extra 300 Kilometer, um uns zu besuchen.

Das Fest war dann Harmonie pur. Der letzte Weihnachtstag ging zu Ende und wir legten uns müde und erschöpft, aber glücklich schlafen. Der nächste Morgen verlief ganz normal, wie jeden Tag: Frühstücken, kuscheln und anschließend ein kleines Nickerchen.

Aber da war dann auf einmal dieses komische Bauchgefühl und ich ging immer mal wieder nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Es gab keinerlei offensichtliche Anzeichen, dass etwas nicht stimmen könnte, aber mein Mama-Instinkt war irgendwie beunruhigt.

Und bei meiner letzten ,Kontrolle´, war dann tatsächlich nichts mehr in Ordnung. Mein Kind – es atmete nicht mehr. Noéls Puls war nicht mehr fühlbar. Wie ein Roboter legte ich mein Baby auf den Boden… Fing an, es zu beatmen… Herzdruckmassage… Ich griff zum Telefon, rief bei der Feuerwehr an. Der Herr am Telefon sagte mir, ich solle versuchen, Ruhe zu bewahren und mit der Ersten Hilfe weitermachen. Ich solle es immer weiter probieren, es würde ganz schnell jemand kommen.

 

Sanitäter

Die Sanitäter kamen schnell und kümmerten sich um mich und Noél. Foto: Bigstock

 

So war es dann auch, die Rettungssanitäter kamen. Zwei kümmerten sich um mich und zwei um meinen kleinen Noél. Leider ohne Erfolg.

Mein Baby war kerngesund, es erlag dem Plötzlichen Kindstod.

Das war’s. Ich war am Ende. Ich wusste nicht, wie mir geschieht, ich verlor die Fassung.  Es war alles wie im Traum, ein böser Alptraum, der nie mehr zu Ende geht. Meine Wohnung füllte sich langsam, meine Freundin Dana, die extra zum Babybesuch angereist war und ein sehr enger Freund von mir kamen um mich zu stützen, mir die Hand zu reichen. Die Polizei kam noch dazu und viele, viele andere Menschen…

Nachdem ich noch weitere anderthalb Stunden hatte, um mich von meinem Kind zu verabschieden und dann mit ansehen musste, wie mein kleiner Babyjunge in einem kleinen weißen Sarg aus der Wohnung getragen wurde, flüchtete ich. Raus aus der Wohnung, raus aus der Stadt. Ich musste weg, weit, weit weg. Dana nahm mich ein paar Tage mit zu sich, damit ich nicht allein sein musste.

Aber für immer konnte ich ja nicht wegbleiben, also kam ich irgendwann kraftlos zurück. Wie wird das Leben nun weiter gehen? Kann das Leben weitergehen?

Ich hatte eine Entscheidung getroffen, ich ließ mich stationär in eine Klinik einweisen, in der ich eine Therapie machen konnte. Das war rückblickend die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Für mich war dennoch das Thema ,Familie gründen` erledigt, die Angst zu groß, noch einmal durch diese Hölle zu gehen. Fünf Jahre später änderte sich dieses Gefühl, die Angst blieb, aber der Wunsch, noch einmal Mama zu werden, wurde immer stärker.

Nach fast sechs Jahren habe ich habe meinem Stern, unseren Schutzengel, ein kleines Geschwisterchen geschenkt.

Nach sechs Jahren der Trauer war ich bereit, meinem Noél ein Geschwisterchen zu schenken. Symbolbild, Foto: Bigstock

Ob man so etwas verarbeiten kann? Ich habe lange gebraucht, um mir diese Frage beantworten zu können und ich meine, man lernt nur, mit der Zeit damit umzugehen. Während ich euch diese Zeilen geschrieben habe, liege ich mit Tränen im Bett, aber ich bin auch ein Stück weit erleichtert, mich getraut zu haben, diesen Schritt zu gehen. Ich finde, man sollte öfter darüber sprechen. Reden entlastet und vielleicht erreiche ich damit die ein oder andere Mama und übersende ihr Kraft! Kraft zum Weitermachen, Kraft zum Kämpfen und zum Reden.“

Liebe Anni, wir danken dir ganz herzlich für dein Vertrauen.

Wer Kontakt zu Anni aufnehmen möchte, um sich auszutauschen, kann ihr gerne eine Mail an folgende Adresse schreiben: [email protected]

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Johanna
Johanna
2 Jahre zuvor

Liebe Mama…

Das schlimmste was passieren kann ist dir widerfahren. Ich bin Mama von 2 Söhnen und die unterschwellige Angst, sein Kind könnte einem genommen werden ist oft da und die allein die Vorstellung lässt mich schaudern. Niemand der das nicht erlebt hat, kann empfinden was du durchmachst. Ich glaube auch nicht, dass Worte helfen.
Aber ich finde es toll, dass du deine Geschichte teilst. Und ich finde es mutig, dass du den Schritt gegangen bist und noch einmal Mama geworden bist. Ich wünsche euch alles Glück der Welt. Und ganz viele wunderschöne Momente mit eurem Kind an der Hand und dem kleinen Noél im Herzen dabei.

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