Uns hat Yvonne geschrieben, die zwei Kinder hat und alleinerziehend ist. Eines ihrer Kinder hat eine Behinderung, was sie oft vor Herausforderungen stellt, die viele andere Eltern nicht bewältigen müssen. Für sie ist es deswegen schwer, neue Mama-Freundschaften zu knüpfen. Yvonne heißt in Wirklichkeit anders, möchte aber lieber anonym bleiben.
„Ein ganz großes Thema sind für mich Freundschaften. Ich habe ein behindertes Kind und ein gesundes und bin alleinerziehend. Es fällt mir total schwer, neue Freundinnen zu finden. Ich habe Freundinnen, die ich schon seit Jahren kenne, für die ich auch sehr dankbar bin. Es ist aber schwierig, neue Mamas kennenzulernen und sich anzufreunden.
Mittlerweile befürchte ich, dass das an mir liegen könnte.
Ich habe das Gefühl, dass meine täglichen Herausforderungen einfach andere sind. Meine Probleme spielen sich in einem ganz anderen Bereich ab. Es gibt einfach so eine große Distanz zwischen meinem Alltag und ihrem Alltag.
Wenn ich zum Beispiel auf dem Spielplatz mit anderen Mamas ins Gespräch komme, fällt es mir manchmal schwer, die nötige Empathie aufzubringen. Zum Beispiel hat neulich eine Mutter ganz betroffen erzählt, dass sie ihr Kind zum Haare waschen festhalten musste und das Kind hätte dann geweint und geschrien.
Danach brach erst einmal eine Diskussion aus, ob das nun Gewalt ist.
Sicherlich keine schöne Situation für die betroffene Mama und ihr Kind, aber ich ertappe mich bei solchen Gesprächen dabei, dass ich denke: ‚Man, eure Probleme hätte ich gerne…‘ Ich ärgere mich dann über mich selbst, weil ich mich überheblich und anmaßend finde, die Probleme von anderen Menschen so zu bewerten. Ich will das doch eigentlich nicht, aber scheitere gleichzeitig auch daran, Mitgefühl für die Probleme der anderen, fremden Mütter zu entwickeln.
Aufgrund meiner eigenen Situation ist es schwer für mich, Verständnis zu haben, für Menschen, die das Glück haben, gemeinsam mit einem Partner zwei gesunde Kinder großzuziehen. Bei denen einfach alles gut geregelt und gesichert ist.
Ich frage mich dann immer: ‚Was wollt ihr eigentlich noch vom Leben?‘
Ich glaube, ich bin dann wütend, weil ich mich oft mit Schlimmeren herumschlagen muss. Vielleicht komme ich gerade mal wieder von einem Notfallaufenthalt aus dem Krankenhaus und verstehe einfach nicht, wieso die anderen ihr Glück nicht zu schätzen wissen.
Und auch die Mama-Freundinnen, die ich gut kenne und die sich bei mir selbstverständlich auch über kleinere Problemchen beschweren dürfen, sagen selbst immer: ‚Oh je, bei dir darf ich mich eigentlich nicht darüber beschweren, so schlecht geht es mir vergleichsweise nicht.‘ Deswegen habe ich manchmal auch Angst, diese Freundschaften zu verlieren, weil sie sich mir nicht mehr mit ihren Alltagsproblemen anvertrauen möchten.
Ich hoffe, ich wirke nun nicht wie der absolute Unmensch. Ich fühle mich nur manchmal, als würde ich in einer anderen Welt leben – mit anderen Spielregeln.”
Liebe Yvonne (echter Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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