„Plötzlich hat es auch mich erwischt: Nach der 2. Elternzeit bin ich arbeitslos und das auch noch mitten in der Pandemie.
Bisher habe ich immer nur davon gehört, wenn Mamas nach der Rückkehr aus der Elternzeit davon betroffen waren. Aber schon da hätte ich am liebsten etwas gegen diese Ungerechtigkeit getan! Gegen die Ungerechtigkeit und soziale Inkompetenz der Firmen, einer Mama nach der Rückkehr aus der Elternzeit einfach keinen Job mehr anzubieten, sondern sie auf teilweise wirklich unmenschliche Art und Weise aus dem Unternehmen zu werfen oder, noch schlimmer, zu mobben!
Und das trifft mehr Mamas als man denkt. Aber nun zu meiner Geschichte…
Nachdem unsere kleine Tochter 2017 auf die Welt kam, haben wir uns ganz bewusst entschieden, dass ich dieses Mal zwei Jahre Elternzeit nehme und nicht nur ein Jahr, wie nach der Geburt unseres Sohn 2013. Damals bin ich nach einem Jahr problemlos als Teilzeitkraft an meinen früheren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Doch dieses Mal sollte es nicht so sein.
Ich habe mich bereits Monate bevor die Elternzeit zu Ende ging in der Firma gemeldet, um alles weitere zu besprechen, aber schnell wurde ich vertröstet, sie müssten erstmal schauen, wie und wo etwas frei ist oder wird. Und so vergingen Wochen, die Zeit wurde von Seiten des Unternehmens immer weiter ausgesessen. Mir war nicht wohl in diesem Spiel, es war so ganz anders als die Rückkehr aus meiner ersten Elternzeit.
Aber dann kam die Einladung zu einem Gespräch
Das Treffen ging schnell, es wurde mir zügig gesagt, dass es keine freie Stelle gibt, schon gar nicht halbtags. Daher bieten sie mir jetzt einen Aufhebungsvertrag mit einer kleinen Summe Handgeld an. Ich solle darüber nachdenken, sie melden sich mit genauen Details. Planlos und sprachlos bin ich danach zum Kindergarten gefahren, um meine beiden Kids abzuholen.
Abends haben mein Mann und ich das Thema besprochen. Wir kamen zu dem Entschluss abzuwarten, was sie mir anbieten können oder ob sie vielleicht doch noch eine Stelle intern für mich finden. Ich bin als Diplom Betriebswirtin und Modedesignerin vielseitig einsetzbar, ich kenne das Unternehmen, war insgesamt 10 Jahre dort.
Doch dann kam die Mail aus der Personalabteilung.
Entweder ich nehme ihre angebotene Abfindung oder sie werden mich kündigen. Es war noch genau eine Woche Zeit, bis die Elternzeit ausgelaufen wäre, daher blieb mir jetzt nur noch eine Wahl, ich musste mir dringend rechtliche Hilfe suchen und einen Anwalt einschalten. Die Firma ist gesetzlich verpflichtet und muss mich aus der Elternzeit zurücknehmen, jede Klage würde der Arbeitgeber vor Gericht verlieren.
So langsam ist mir dieses Spiel auf das Gemüt geschlagen, ich war zutiefst enttäuscht von dieser Firma und wusste, dass ein Zurück unter diesen Umständen für mich emotional nicht mehr möglich war. Ich wurde freigestellt. Es vergingen Wochen mit Verhandlungen über die Abfindung, aber diese Firma war nicht bereit zu bezahlen, was nur halbwegs angemessen gewesen wäre.
Wir fanden keine Einigung.
Die Firma zog die Freistellung zurück und sie schrieben, dass ich am Montag um 9 Uhr in die Firma kommen soll. Puh, als ich das las liefen mir die Tränen, aber ich musste dort auftauchen, ansonsten hätte es die erste Abmahnung gegeben. Ich hätte den Arbeitsvertrag gebrochen und sie hätten einfaches Spiel gehabt, mich zu entlassen. Also gut, Montagmorgen fuhr ich in die Firma.
Dort wurde mir dann kurz gesagt, dass sie keine Lust haben, mich zu beschäftigen, sie es aber rechtlich müssen. Es gab ein Zimmer, da sollte ich mich reinsetzten. Kein Laptop, kein Telefon, keine Aufgaben. In einem kleinen Raum die Zeit absitzen. Es war der absolute Horror und das pure Mobbing.
Nach zwei Tagen unter diesen Umständen war ich emotional am Ende.
Ich konnte nicht mehr und habe unter Tränen mit meiner Anwältin telefoniert, dass sie mich heute noch hier rausboxen muss, egal zu welchen Konditionen. Ich konnte nicht mehr. Diese Firma versuchte so dermaßen unverschämt mich weich zu kochen, um mich auf billige Art und Weise loszuwerden. Und das hat sie tatsächlich geschafft: Am nächsten Tag bekam ich meine betriebsbedingte Kündigung und unterschrieb meinen Aufhebungsvertrag.
Ich war so unendlich sauer, aber auch unendlich traurig, dass so mit mir umgegangen wurde. Dieses Spiel hatte ich schon jahrelang beobachtet, als ich selbst noch keine Kinder hatte. Doch, dass ich irgendwann selbst mal an der Reihe sein würde, das ahnte ich damals nicht.
Ohne meinen Mann, ohne meine Kinder, für die ich jeden Tag aufstehen musste, um sie zu versorgen, wäre ich wahrscheinlich erst einmal zusammengebrochen.
Leider bin aktuell, ein Jahr später, immer noch ohne neuen Job. Direkt nach meinem Ausstieg kam Corona und es gab viele Momente, da war ich froh, zu Hause zu sein, um mich um die Kinder zu kümmern, da mein Mann voll arbeitete. Aber es gab auch so viele Momente, da ging es mir wirklich emotional schlecht. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als einen Job und eine Aufgabe zurück, da ich es immer geliebt habe zu arbeiten und ein Fan von Vereinbarkeit von Beruf und Familie bin.
Es folgten unzählige Bewerbungen, doch es kamen nur Absagen. Als ich einmal eingeladen wurde, wurde nur auf dem Thema Familie herumgeritten. Wie ich das vereinbare und warum mein alter Arbeitgeber und ich uns getrennt haben. Es ging nicht mehr um den Job, sondern um alle anderen Themen. Zum Jahresende stand ich vor einer schwarzen Wand. Ich wusste nicht mehr, was ich tun soll, ich war einfach nur am Ende.
Ich brauchte dringend Hilfe und suchte mir ein Bewerbungscoaching.
Das war definitiv das Beste, was ich aus dieser Situation machen konnte. Meine Bewerbungsunterlagen haben wir gemeinsam bearbeitet, die neue Strategie festgelegt und uns schnellstens um mein mittlerweile nur noch spärlich vorhandenes Selbstwertgefühl gekümmert. Es ist leider immer noch sehr schwer, Halbtagsstellen zu bekommen in meinem Bereich.
Ich habe mich auch schon auf Vollzeitstellen beworben, um dann im Gespräch auf eventuell 70—80% Arbeitszeit zu verhandeln, leider bisher auch ohne Erfolg. Wenn ich nach Gründen frage, heißt es immer ‚die Kinder‘.
Unser soziale Deutschland hat leider die Gruppe der arbeitssuchenden Mamas vergessen.
Meiner Meinung nach muss von Politik und Gesetz dringend mehr geregelt werden. Die Unternehmen sollten nach der Elternzeit eine bestimmte Quote an Mamas zum Beispiel im Job-Sharing einstellen müssen. Es muss gesetzlich geregelte Auflagen geben. Ansonsten fallen wir Mamas im Berufsleben weiterhin hinten runter. Was ist die Folge? Wir bekommen vielleicht weniger oder keine Kinder mehr, um unseren Job und ‚den Anschluss‘ nicht zu verlieren.
Aber ganz ehrlich, das wäre für unsere Zukunft doch der Anfang vom Ende!”
Liebe Lisa, vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns teilst! Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft.
Arbeitslosigkeit nach Elternzeit kann leider auch Väter treffen: Wie Papa Guy Patton damit umgegangen ist, erfährst du hier.
WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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