Reise zum Glück: „Ich hatte drei Jobs und sah mein Kind nur noch schlafend.“

Jasmin Böhm ist alleinerziehende Mutter, Lehrerin an einer Grundschule, Assistentin in einer Galerie und Doktorandin der Kunstgeschichte, als sie spürt,: „Ich muss alles verändern, um wieder glücklich zu werden.“ In einem Moment tiefster Erschöpfung zieht sie die Reißleine: Drei Jobs, keine Zeit für sich oder ihren Sohn, Zukunftsängste und emotionale Altlasten – so will sie nicht weiterleben.

Trotz finanzieller Hürden und Gegenwind aus dem Umfeld kündigt Jasmin alles und begibt sich auf eine mehrmonatige Fahrradtour mit ihrem zweijährigen Sohn – von Offenbach bis nach Südspanien. Was nach purer Freiheit klingt, bedeutet auch: Kälte, Unsicherheit, spontane Planänderungen und innere Arbeit. Doch unterwegs findet sie nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu einer neuen Art, Mutter zu sein – und zu einer Lebensfreude, die sie fast verloren hat. Mehr über Jasmin findet ihr auf ihrem Instagram-Account _jasmin_boehm_.

Ihre ganze Geschichte hat Jasmin Nora in unserem Podcast „Ehrlich gesagt“ erzählt. Hier könnt ihr direkt reinhören:

Und hier erzählt Jasmin von der Situation, in der sie einfach nicht mehr weitermachen konnte:

„Ich war schon immer auf Reisen. Nach der Schule war ich viel unterwegs und wusste daher, dass man davor keine Angst haben muss. Als dann meine Mama mit Anfang 50 verstarb, versprach ich ihr, dem Glück zu folgen. Sie wusste, dass mich das Reisen glücklich macht und so haben wir uns in ihren letzten Tagen gemeinsam meine Zukunft ausgemalt. Wie ich später mit meinem Mann und meinen drei, vier Kindern auf Reisen bin…

Doch eines Tages fand ich mich in der Badewanne liegend und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. Ich stand kurz vor dem Burnout und war weit davon entfernt, glücklich zu sein.

Ich hatte es aus einer toxischen, gewaltvollen Beziehung mit dem Vater meines Sohnes geschafft und war alleinerziehend. Um uns gut über Wasser halten zu können, hatte ich mehrere Jobs. Meine Wochen waren exakt durchgeplant: Mein Sohn war der erste in der Kita, manchmal haben wir schon davor gewartet, bis sie geöffnet haben. Ich musste ja früh in der Schule sein, in der ich als Lehrerin arbeitete. Nach der Schule mittags bin ich in die Galerie gerannt, in der ich dann bis abends gearbeitet habe. Zudem war ich noch Dozentin an der Uni.

Meine Oma hatte in der Zwischenzeit meinen Sohn abgeholt, ich holte ihn dann um 19 Uhr bei ihr ab. Auf dem Weg nach Hause schlief er oft schon ein und ich legte ihn dann nur noch ins Bettchen.

Es war schrecklich, wer wird denn Mama, um sein Kind nur schlafend zu sehen?

Dann kam der besagte Tag. Meine Oma und ich wollten meinen Sohn zusammen von der Kita abholen, weil mein Auto kaputt war. ich wollte dann aber mit ihm direkt zu uns nach Hause. Er wollte aber partout mit zur Oma. Er hat richtig geschrien. Oma meinte, komm, ich nehme ihn mit, er will doch nicht mit zu dir. Ich wollte aber so gerne, dass er mit zu mir kommt. An diesem Tag war sowieso schon alles schief gelaufen bei mir. Am Ende rief ich: ,Ach komm, macht doch, was ihr wollt. Es interessiert doch eh keinen, was ich will!‘ Ich bin nach Hause gelaufen, hab die Tür geschlossen und bin hochgegangen. Dann lag ich in der Badewanne, hab über mein Leben nachgedacht und nur noch geweint:

,Mein Gott, wo bin ich gelandet? So weit weg von meiner Traumvorstellung….`

Ich habe mir gedacht, ich will das nicht mehr. Ich hab in der Wanne meditiert, mir bewusst gemacht, wie es wäre, wenn ich genau jetzt sterben würde. Was würde ich mir dann wünschen? Und es war ganz klar, ich hatte nur einen richtigen Wunsch: Mit meinem Sohn Zeit zu verbringen und mit ihm in der Natur unterwegs zu sein. Aber das ginge dann ja nicht mehr… Und dann hab ich mir vorgestellt, was wäre, wenn ich doch noch Zeit hätte. Was sollte ich dann tun?

Und in dem Moment wurde mir klar: Du kündigst jetzt. Alles andere ist unwichtig.

Am Ende des Tages, und wenn wir dann wirklich sterben, sind Jobs das Unwichtigste. Am Wichtigsten ist die Liebe zu den Menschen, die dir nahestehen. Ja, manche lieben ihren Job, aber die meisten machen ihn doch, damit man überlebt. Und wenn das der einzige Grund ist, dann ist das nicht das Richtige.

Also habe ich meine Jobs gekündigt. Ich hatte in dem Moment keine Zukunftsängste, ich war nur froh und erleichtert, dass jetzt alles anders sein wird. Später hatte ich natürlich immer mal wieder Momente, in denen ich überlegte, wie es nur weitergehen sollte…

Ich hatte 1.500 Euro gespart und per glücklichem Zufall durch ein Stipendium noch meine Studiengebühren zurückbekommen, so 3.000, 4.000 Euro.

Und dann ging es los. Mein Sohn war gerade drei Jahre alt geworden. Ich schnappte mir einen Fahrradanhänger und dann ging es los, Richtung Spanien.“

Alles über die große Reise lest ihr in Jasmins Buch:

Jasmins Geschichte
Hier lest ihr ausführlich, warum sich Jasmin für diese Reise entschieden hat und was sie unterwegs alles erlebte.

 

*Dieser Text enthält Affiliate-Links, die mit einem Sternchen gekennzeichnet sind. Das heißt: Immer, wenn du etwas darüber bestellst, erhalten wir vom Verkäufer einen kleinen Obolus. Der Preis des Produkts ändert sich dadurch nicht. Für Produktlinks, die nicht mit Sternchen gekennzeichnet sind, erhalten wir keine Vergütung. Unsere Berichterstattung wird durch die Vergütung nicht beeinflusst.

 


Danke, liebe Jasmin, dass du deine außergewöhnliche Geschichte mit uns geteilt hast! Wir wünschen dir und deinem Sohn alles Liebe für die Zukunft.

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen