„In meiner Familie hat Religion nie eine Rolle gespielt. Mein Mann ist schon Jahre vor unserer Hochzeit aus der katholischen Kirche ausgetreten und ich war noch nie getauft oder gläubig. Meine Mutter kommt ursprünglich aus der Türkei, weshalb ich als Kind, wenn überhaupt, von meinen Großeltern noch etwas vom islamischen Glauben vermittelt bekommen habe. Für mich ist das heute aber eher Kindheitsnostalgie, als eine wirklich religiöse Einstellung.
Also hat Glaube und Religion auch bei der Geburt unserer Tochter überhaupt keine Bedeutung für uns gehabt.
Dementsprechend war auch niemand in unserem Familien- und Bekanntenkreis überrascht, dass sie nicht getauft wurde. Auch wenn unser ansonsten gut bürgerliches und doch eher konservatives Umfeld das vielleicht vermuten ließ. Tja, und genau diese Tochter, die sich nie für Religion oder Kirche interessiert hat, ist nun 14 Jahre alt und hat mir vor wenigen Wochen eröffnet, dass sie getauft und konfirmiert werden möchte.
Erstmal dachte ich, das sei nur eine ihrer Teenielaunen. Das kann sie im Moment nämlich besonders gut. Jeden Tag brennt sie für eine andere Sache, die sie auf TikTok gesehen hat. Jetzt ist sie aber mit ihren Freundinnen schon mehrfach zu deren Konfirmandinnen-Unterricht gegangen und hat bei einer Kinderfreizeit der Kirchengemeinde geholfen. Aktuell informiert sie sich, was sie für eine Taufe braucht.
Mein Mann sagt, ‚lass sie doch machen.‘ Aber mir fällt es total schwer, das zu akzeptieren!
Ich find es total toll, dass sie so interessiert und engagiert bei einigen Themen ist. Ich finde es auch schön zu sehen, dass sie sich der Kirchenjugend so verbunden fühlt und die machen wirklich viele gute Sachen für die Menschen an unserem Wohnort. Aber dieses ganze ‘Göttliche‘ daran fällt mir wirklich schwer. Ich weiß nicht, ob ich sie ermutigen oder es ihr sogar verbieten soll. Auch diese ganzen Missbrauchsgeschichten im kirchlichen Kontext kann ich einfach nicht in meinem Kopf abschalten.
Ich möchte für sie ja eigentlich Vorbild sein und tolerant und offen sein, aber ich habe Angst, dass sie sich in etwas verrennt. Ich habe ihr schon gesagt, dass wir uns, wenn es ihr um das Fest oder um Geschenke geht, eine Alternative überlegen könnten. Sie sagt, es sei weder das Fest noch dass sie die Einzige von ihren Mädels sein möchte, die nicht konfirmiert wird.
Ich versuche ihr das zu Glauben, aber kann es einfach nicht nachvollziehen. Was gibt ihr die Kirche oder der Glaube, was sie nicht auch woanders bekommen könnte? Und wie soll ich damit umgehen?“
Liebe Hilal, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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