Mehr oder weniger müde sind alle Eltern mit kleinen Kindern, das ist kein Geheimnis. Wenn ein Baby allerdings so gar nicht schläft, dann kann das quälend für die ganze Familie werden.
„Schlaflose Nächte haben enorme Auswirkungen auf das Leben. Ich habe immer zu meinen Mann gesagt: Schlafentzug gilt zu recht als Foltermethode! Denn auch, wenn das Kind nach 20 Minuten wieder einschläft, heißt das nicht, dass das auch bei den Eltern so funktioniert. Ich bin dann meistens wach geblieben, da ich wusste, in eineinhalb Stunden muss ich sowieso wieder aufstehen!“ erzählt auch Karin aus Wien. Die 34-Jährige hat zwei Töchter und kennt die Verzweiflung nur zu gut, die auftritt, wenn man nicht weiß, wie man sein Kind zur Ruhe bringen kann.
Sie hat uns erzählt, was ihrer Familie schlußendlich geholfen hat:
„Im Dezember 2014 kam unser erstes Wunschkind Anna zur Welt. Ein pflegeleichtes Kind wie aus dem Bilderbuch. Das war mir schon damals bewusst – inzwischen aber noch viel mehr. Sie hat am liebsten unter ihrem Spielbogen gelegen und ihre Tagesschläfchen hat sie entspannt in der Wiege im Wohnzimmer gehalten. Ab dem fünften Monat haben wir mit Brei begonnen, was auch sehr gut funktioniert hat. Von Anfang an hat sie die Nächte in ihrem eigenen Zimmer verbracht. Nach drei Monaten hat sie durchgeschlafen, davor meldete sie sich alle vier Stunden.
Nach drei Jahren kam dann unsere Wunschtochter Nummer zwei, Sarah.
Die Schwangerschaft mit Sarah war leider emotional sehr aufwühlend für mich. Ich habe in 6 Monaten beide Elternteile verloren und in der achten SSW erfahren, dass ich mich mit Toxoplasmose angesteckt habe. Erst in der 20. SSW gab es nach der Fruchtwasseruntersuchung Entwarnung.
Am 1. Dezember kam Sarah dann aber kerngesund zur Welt.
Nach wenigen Tagen zu Hause merkten wir, dass Sarah nicht ganz so ,unkompliziert` wie Anna war. Nachts meldete sie sich alle zwei Stunden, am Tage hat sie kaum geschlafen und quengelte in einer Tour. Man spürte einfach, dass es ihr nicht gut geht und sie quasi „aus dem Takt“ war. Wir litten mit ihr – und waren dauermüde. Wir probierten vieles selbst, um unserer Maus beim Einschlafen zu helfen: Lavendel in allen Formen, Zirbenholz, Globuli… Normalerweise habe ich mit Homöopathie und ähnlichem nichts am Hut, doch wir waren so am Ende mit unseren Nerven, dass wir uns an jeden Strohhalm geklammert haben.
Eigentlich halte ich mich für eine total entspannte Mama, die nichts so schnell aus der Ruhe bringt. Aber schon nach kurzer Zeit war ich hier so verzweifelt, dass ich Bachblüten anmischen ließ. Wir besuchten eine Physiotherapeutin und sogar Craniosacral haben wir probiert, sämtliche Wippen und Schaukeln gekauft… Nichts half…
Nach knapp sechs Monaten schlafloser Nächte, habe ich verzweifelt meine Gynäkologin gefragt, ob sie vielleicht noch einen Tipp für mich hätte.
Sie hat mir dann eine Kinderarztpraxis empfohlen, die ein Schlafcoaching anbietet. Natürlich habe ich sofort angerufen und auch schon zwei Tage später einen Termin bei der Frau, die das Coaching leitet, bekommen.
Das Gespräch begann sehr locker, ich habe zuerst über die schwierige Schwangerschaft erzählt. Dann musste ich unseren Tagesablauf schildern, dass Kinderzimmer und das Babybett genau beschreiben (Lichtverhältnisse, Nestchen, usw.) und Sarahs Essgewohnheiten beschreiben. Nach dieser ,Analyse` hat der Coach mit mir gemeinsam zwei Schlafdiagramme gezeichnet: Eines, das Sarahs derzeitigen Rhythmus zeigte und eines, wie es hätte sein können. Dann hat der Coach mir Tipps gegeben, was ich ,verbessern` könnte bzw. wie ich die bisherige Schlafsituation verändern könnte.
Sie vermutete beispielsweise, dass Sarah schlichtweg nicht satt war, wenn ich sie abends ins Bett legte. Daher sollte ich sie regelmäßiger füttern. Ich sollte schauen, dass sie über den ganzen Tag verteilt gut satt ist, damit sie genug Energie für die Nacht hat. Das war tatsächlich mein größter Aha-Moment im Coaching – bei Anna habe ich nicht einmal darüber nachgedacht, ob sie satt ist! Sie hat regelmäßig ihre Fläschchen bekommen und damit war es gut. Was ich noch Wichtiges gelernt habe: Eine Schlafphase bei einem Baby muss 45 Minuten dauern, um erholsam zu sein.
Zudem riet der Schlafcoach mir, das Kinderzimmer komplett abzudunkeln. Sogar die die kleinen Lämpchen am Babyphone sollte ich abkleben. Und nachts die Fenster geschlossen lassen, damit Sarah von keinem Geräusch abgelenkt werden konnte. Jede Störung sollte vermieden werden.
Ich sollte zudem versuchen, den von uns ausgearbeiteten Schlaf- und Wachplan wirklich genau einzuhalten, da oft schon 15 Minuten reichen und die Müdigkeit des Kindes in ,Überdrehtheit` umschlägt. Ich notierte das Wach-/Schlafverhalten ganz genau, um es mir selbst zu erleichtern, einen ordentlichen Rhythmus zubekommen. Der schönste Satz des Schlafcoachs war: ,Sie brauchen sich nicht schlecht fühlen, weil sie einen Schlafcouch aufgesucht haben. Sie sind schon einen wesentlichen Schritt weiter als andere Eltern, da Sie wissen, dass ein Kind auch durchschlafen kann und gewillt sind, Ihrem Kind dabei zu helfen!`
Als wir wieder zuhause waren, wurde der Schlafplan sofort am Kühlschrank aufgehängt, mein Mann gebrieft, die Lichter am Babyphone abgeklebt…
Und wir starteten konsequent mit dem Brei zu Mittag und am Abend. In der Nacht gab es dagegen nur noch verdünnte Milch, damit meine Tochter lernt, dass am Tage gegessen wird und nicht in der Nacht.
Und wir hielten durch: Es gab eben keine spontanen Einkäufe am Vormittag, denn sie musste immer zur gleichen Zeit im Bett liegen. Kein Staubsaugen während des Schläfchens, da sie absolute Ruhe brauchte. Wir brachen die Wochenendbesuche bei Oma immer pünktlich ab, um rechtzeitig zuhause zu sein.
Ja, es waren Einschränkungen, doch schon nach dem dritten Tag hat sie tatsächlich von 19-24 Uhr durchgeschlafen.
Und nach einem Monat haben wir ihr einen für ihr Alter entsprechenden Rhythmus antrainiert, das erste Mal wurde sie um zwei Uhr nachts wach. Den Folgetermin beim Schlafcoach konnten wir, aufgrund des guten Erfolgs, dann telefonisch abhalten.
Ich bin wirklich heilfroh, dass ich nicht aufgegeben habe, eine Lösung zu finden – und dann zum Glück vom Schlafcoaching erfahren habe. Ich habe gelernt, dass man niemals automatisch vom ersten Kind aufs zweite schließen kann.
Und ich musste lernen, dass Sarah sich nicht so einfach fallen lassen kann.
Nicht einfach beim Spazierengehen die Augen zu machen kann, wenn sie gerade müde ist, sondern dass ich sie dabei immer unterstützen muss.
Die Wachphasen waren durch den erholsamen Schlaf übrigens auch viel entspannter. Sarah quengelte viel weniger und konnte sich auch um einiges besser selbst beschäftigen.
Und bis heute braucht sie eine feste Struktur. Seit einem Monat schläft sie nun wirklich jede Nacht durch.
Bis heute höre und lese ich immer, ein Kind soll schlafen wie es will, und wenn es erst mit zwei Jahren durchschläft, ist es auch gut….
NEIN, ich behaupte, es ist für das Kind nicht gut und – schon gar nicht für die Eltern. Ich würde ein Schlafcoaching unbedingt weiterempfehlen. Oftmals kommt es so rüber, als wenn man sein Kind zum Schlafen zwingen würde. Jetzt im Nachhinein weiß ich: Mir musste nur jemand die Augen öffnen, wie ich es meiner Tochter angenehmer machen kann.“