Als meine Tochter noch klein war, schlief sie oft im Auto in ihrer Babyschale ein. Manchmal, wenn ich sehr müde war, nahm ich sie in der Babyschale in die Wohnung und ließ sie einfach kurz darin weiterschlafen. Wenn meine Mama auf sie aufpasste, sagte ich: „Falls sie nicht aufhört zu weinen, lege sie in die Babyschale und geh‘ Autofahren. Das hilft immer.“
Im Nachhinein bin ich froh, dass damals – also vor sechs, sieben Jahren – nichts passiert ist und sie immer noch mein Leben bereichert. Denn wie man inzwischen weiß, ist dieses Verhalten tendenziell gefährlich. Ich habe nicht darüber nachgedacht, nur bemerkt, dass mein Baby in der Babyschale ruhig wurde. Ich ging davon aus, dass es das Schaukeln und Brummen des Autos sei.
Als ich neuere Studien zu dem Thema gelesen habe, stockte mir der Atem. So wie vielleicht auch meiner Tochter damals: Inzwischen haben Forscher nämlich herausgefunden, dass Babys in der Babyschale mit Sauerstoff unterversorgt sein können.
Unglaublich, oder?
Unter anderem haben Wissenschaftler der University of Bristol und der University of Southampton eine Studie durchgeführt, die 2016 von Lullaby Trust gesponsert wurde. Sie entwickelten zunächst einen Bewegungssimulator, der die Vibrationen in einem Auto imitierte. Dann schnallten sie Babys dort im Kindersitz an und überwachten ihre Herz- und Lungenfunktionen.
Sie fanden Erschreckendes: „Wird ein Kind in dem typischen 40°-Winkel positioniert und schläft ein, kann das mit den Vibrationen im Auto zu einer höheren Herz- und Atemfrequenz und einer geringeren Sauerstoffsättigung führen“, so Professor Peter Fleming.
Das liege daran, dass Babys nicht die Muskelstärke haben, um ihren Kopf aufrecht zu halten. Sind sie eingeschlafen, dann kann ihr Kopf nach vorne knicken oder Kopf und Schultern nach vorne sacken und so können die Atemwege werden blockiert werden.
Seit ich das weiß, erzähle ich es allen, die schwanger sind oder ein Baby haben, dass sie es nicht so machen sollen wie ich es früher gemacht habe.
Auf diese Gefahr wollen auch die Eltern von Mia aufmerksam machen. Ihre Tochter hatte nicht so viel Glück wie meine.
Das 17 Monate alte Baby starb, nachdem ihre Babysitterin sie in der Babyschale schlafen ließ. Lisa Smith erzählte ihre tragische Geschichte unter anderem dem Online-Magazin „The Hearty Soul“. Vor drei Jahren bekam die damals glückliche junge Mutter bei der Arbeit den fürchterlichsten Anruf ihres Lebens: Ihre Tochter Mia sei aus ihrem Mittagsschlaf nicht mehr aufgewacht.
Dass sie im Kindersitz starb, erfuhren Mias Eltern erst von der Polizei im Krankenhaus: „Wir waren davon ausgegangen, dass sie in einem Babybett schlief.“
Doch die zertifizierte Babysitterin hatte die kleinen Kinder öfters für den Mittagsschlaf in ihre Babyschalen gesetzt, erklärte sie, da sie darin besser schlafen würden. Ein weiterer fataler Fehler: Mia war dabei nicht angegurtet gewesen. So rutschte sie nach unten, in eine Position, in der ihre Atemwege blockiert wurden.
In der Fachsprache nennt man das PAS, „Positional Asphyxia Syndrom“ – lagebedingter Erstickungstod. Dieser kann – in seltenen Fällen – allerdings auch eintreten, wenn das Kind richtig angeschnallt ist, wie die Studie aus Bristol und Southampton zeigt.
Obwohl nicht viele Kinder sterben, ist Mia auch kein Einzelfall: „Es gibt nachgewiesene Fälle, in denen Kinder starben, weil sie zu lange in dieser zu aufrechten Position waren, auch in Babyschalen – auf sehr langen Reisen oder wenn die Eltern diese als Alternative zu einem Kinderwagen oder Babybett benutzt haben“, erklärt Peter Fleming.
Er warnt allerdings davor, nun Panik zu bekommen: „Unsere Studie zeigt allein, dass diese Dinge passieren KÖNNEN, obwohl es sehr selten ist.“
Seine Kollegin, Dr. Renu Arya, betont die Wichtigkeit von Kindersitzen im Auto: „Eltern sollten auf keinen Fall deswegen aufhören, ihre Kinder in Babyschalen zu transportieren. Kinder müssen in Autos immer vorschriftsmäßig in Kindersitzen gesichert sein.“
Die Wissenschaftler empfehlen allerdings, bei längeren Strecken im Auto zwischendurch Pausen einzulegen, in denen das Baby komplett aus dem Kindersitz gehoben wird. Außerdem sollte, wenn möglich, ein Erwachsener neben dem Kind sitzen, um die Atemfrequenz zu beobachten.