„Klassisches Schlaftraining für mein Baby – warum nicht?“, dachte ich noch vor der Geburt meiner Tochter. Eine Bekannte hatte mir gerade davon berichtet, dass es bei ihrem Kind nur vier Nächte gedauert hätte. Seitdem würden alle die nächtliche Ruhe genießen. „Klar war es hart für uns, die Kleine so herzzerreißend schreien zu hören, aber wir sind ja ab und zu reingegangen und standen bei ihr am Bett …“, räumte meine Bekannte ein. Sie seien dafür sogar extra in ein „einsames“ Ferienhaus nach Fehmarn gefahren. Das Schlaftraining an einem fremden Ort durchzuziehen, macht die Situation nach meinem jetzigen Wissensstand in meiner Vorstellung noch schrecklicher!
Zum Glück entschied ich mich dann bei meiner Tochter intuitiv anders: Es gab kein klassisches Schlaftraining, bei dem ich sie schreien ließ. Und das ist nach heutigem Wissenstand auch der einzig richtige Weg!
„Ein Baby kann mit dem Stress nicht umgehen, der Stress wirkt sich im Gehirn giftig aus“, sagt Dagmar Brandi, Vorsitzende des Vereins „Von Anfang an e.V.“, der durch entwicklungspsychologische Beratung in Familien die sichere Eltern-Kind-Bindung fördert. „Babys, die nicht getröstet werden, resignieren. Aber nicht, weil sie einsehen, dass es für irgendetwas gut ist, sondern weil sie einfach nicht mehr können. Und das ist eine Schädigung des Nervensystems des Babys.“
Babyschlaf will gelernt sein, aber ganz sicher nicht „trainiert“
Ja, die meisten Babys müssen es erst lernen zu schlafen. Nur, das „Wie“ ist meiner Meinung nach ganz entscheidend! Falls du also planst, mit deinem Kind ein klassisches Schlaftraining zu machen – sei es aus Prinzip, wie es meine anfängliche Intention war, oder, weil dein Leidensdruck wegen zahlreicher durchwachter Nächte einfach zu groß ist – lies bitte bitte bitte unbedingt diesen Artikel und überdenke dein Vorhaben!
Das einzige Pro-Argument des klassischen Schlaftrainings ist, dass es schnell zum Erfolg führt. Doch zu welchem Preis? Was dein Kind für seine emotionale Entwicklung dabei mitnimmt, kann gravierend sein, und es für den Rest seines Lebens negativ beeinflussen. Die Frage lautet also: Möchtest du lieber „kurz, aber schmerzvoll“ zu mehr Schlaf kommen oder bist du bereit, einen längeren Weg dafür einzuschlagen, nach dem Motto „stetig, mit Geduld und Einfühlungsvermögen“? Oder anders gefragt: Welche ist wohl die bessere Variante für dein Kind?
Gerade im ersten Lebensjahr finden wichtige und weitreichende neurologische Entwicklungsprozesse statt. Dass so eine enorme Stresssituation dabei nicht förderlich sein kann, ist für mich ganz logisch. Kein Kind hätte in der Steinzeit überlebt, hätte man es lange alleine schreiend unter einem Baum liegen gelassen. Angelockt vom Geschrei hätten es längst wilde Tiere als leichte Beute geschnappt.
Ich habe mich umfangreich mit dem Thema klassisches Schlaftraining für Babys auseinandergesetzt und das Wichtigste für dich zusammengetragen.
Was ist klassisches Schlaftraining und wie funktioniert es?
„Schlaftraining“ ist mittlerweile ein Begriff, der sowohl die Elternschaft als auch die Expertenwelt spaltet. In dieser heftigen Diskussion ist mit Schlaftraining gemeint, dass Eltern ihr Kind durch Schreienlassen dazu bringen, alleine einzuschlafen oder wieder einzuschlafen, wenn es zwischendurch mal aufwacht, und somit die Nächte künftig ruhig durchzuschlafen.
Schon allein das Wort Training finde ich irreführend. Mit einem „erfolgreichem Training“ assoziiere ich „Disziplin“, die „FREIWILLIGE Bereitschaft, für das Trainingsergebnis zu leiden“ und „körperliche und mentale Grenzen zu überschreiten“, um zum Ziel zu kommen. Nur, dass ein Kind im Gegensatz zu einem ehrgeizigen Sportler, ein Schlaftraining im klassischen Sinne niemals freiwillig durchführen würde. Deshalb verstehe ich unter klassischem Schlaftraining eher eine Form der Konditionierung, mit der ein Kind zu dem gewünschten Ergebnis „gezwungen“ wird – wie ein Tier bei der Dressur. Jedoch nicht durch belohnende Leckerlies, wie beim verhätschelten Hund, sondern durch negative Verstärkung bzw. Bestrafung (schreien lassen), wie der Tanzbär auf der heißen Platte.
Schlaftraining nach Ferber – das Baby schreien lassen
Der Erfinder der sogenannten „Ferber-Methode“ oder „5-Minuten-Schrei-Methode“ ist der amerikanische Kinderarzt Prof. Dr. Richard Alan Ferber. Dabei sollen Eltern ihr Kind über einen immer länger werdenden Zeitraum alleine in ihrem Bett schreien lassen. Nach einem vorgegebenen Zeitplan betreten die Eltern zwar das Zimmer ihres Kindes, aber außer durch gutes Zureden, dürfen sie keinen Kontakt zu ihrem Kind aufnehmen. Nicht mit Blicken, und schon gar nicht mit Berührungen. Am Ende des Programms sind Eltern dazu aufgefordert, ihr Kind bis zu 30 Minuten alleine schreien zu lassen. Irgendwann hat das Kind dann „gelernt“, alleine einzuschlafen.
In den 80er Jahren setzte Prof. Dr. Ferber seine Methode im „Children’s Hospital“ in Boston bei Kindern mit Schlafstörungen ein. Mit der Veröffentlichung seines Buches „Solve Your Child’s Sleep Problems“ (mit dem deutschen Titel „Schlaf, Kindlein, schlaf. Schlafprobleme bei Kindern“) machte er die 5-Minuten-Schrei-Methode für die breite Masse zugänglich – und sie wurde weltweit freudig angenommen.
In Deutschland wurde die abgewandelte Version von Annette Kast Zahn und Hartmut Morgenroth unter dem Titel „Jedes Kind kann schlafen lernen“ zum Bestseller – und seitdem kontrovers diskutiert. Heute spricht man auch von „Ferbern“, wenn Eltern ihr Kind schreien lassen, damit es irgendwann alleine durchschläft.
Schlaftraining nach Gordon – das etwas sanftere Schlafprogramm?
Der amerikanische Kinderarzt Dr. Jay Gordon ist an sich ein großer Befürworter des Familienbettes, des Stillens und der bindungsorientierten Erziehung (Attachment Parenting). Bei seiner Methode werden die Eltern aufgefordert, einen Zeitraum von sieben Stunden zu wählen, in dem ihnen das Durchschlafen am wichtigsten ist. Eine klassische Kernzeit wäre zum Beispiel zwischen 23 Uhr abends und 6 Uhr morgens. Nur in diesem Zeitraum soll das Programm dann in mehreren Phasen stattfinden. Erwacht das Kind in den Nächten eins bis drei in diesem Zeitraum, darf kurz gestillt, liebkost und auch herumgetragen werden, aber das Kind muss wach abgelegt werden und anschließend nur mit dem Beisein des Elternteils in den Schlaf finden. Auch hier wird das Kind mit Geschrei reagieren, „denn es ist wütend darüber, dass plötzlich etwas anders läuft als sonst“. Gordon betont aber, „dass es nicht panisch ist“, sofern die Eltern ganz nah bei ihm seien und es einfühlsam dabei begleiten, dieses Gefühl durchstehen.
In den darauffolgenden drei Nächten ist die nächste Stufe, das Kind nicht zu stillen. Auch wenn anzunehmen ist, dass das Kind noch mehr protestiert und die Erfolge der ersten drei Nächte zunichte scheinen, gilt es: zwischen 23 Uhr und 6 Uhr das Kind nicht mehr anzulegen. Kurz Hochnehmen ist allerdings noch erlaubt.
In den Nächten sieben bis zehn sollen die Eltern ihr Kind nicht mehr auf den Arm nehmen oder innig umarmen. Sie dürfen und sollen es aber durch Worte und Berührungen beruhigen. Sollte das Kind nach der zehnten Nacht die sieben Stunden Schlaf noch nicht alleine meistern können, fahren die Eltern nach dem Prinzip der letzten Phase fort, bis das Kind von 23 Uhr bis 6 Uhr durchschläft. Denn irgendwann habe es gelernt, so Gordon, dass es geliebt und mit seinen Gefühlen nicht alleingelassen werde. Das vermittle ihm die nötige Ruhe und Geborgenheit, um sieben Stunden am Stück – oder länger – durchzuschlafen.
Bei diesem Schlaftraining begleiten die Eltern ihr Baby immerhin ein wenig mehr auf dem Weg zum besseren Schlaf. Aber trotzdem sollte es nie eine Option sein, sein Kind ab einem gewissen Punkt „nicht mehr innig umarmen“ zu dürfen, oder? Mir sträuben sich hier die Nackenhaare.
Zugegeben, wenn einen das Baby nachts auf Trab hält, geht das bei allem Verständnis an die Substanz. Schlafentzug ist eine wirklich miese Sache und jeder wünscht sich irgendwann, dass sein Baby zumindest ein paar Stündchen am Stück schläft. Aber: Bekommt man das nicht auch ohne all diesen Liebesentzug irgendwie hin?
Schlafhygiene für Babys
Oftmals kannst du dir einen Teil des nächtlichen „Ärgers“ schon alleine dadurch ersparen, wenn du auf eine gute Schlafhygiene für dein Baby achtest. Das bedeutet, dass du den gesamten Schlafbedarf (Summe aus Tag- und Nachtschlaf) deines Kindes im Blick hast. Womöglich schläft es tagsüber zu viel, weshalb es nachts häufig erwacht. Darüber hinaus zählt zu einer guten Schlafhygiene auch ein möglichst gleicher Tagesablauf. Spicke ihn mit ganz vielen innigen Mutter-Kind-Momenten und sorge für eine gute Balance aus aktiven und ruhigen (Schlaf-)Phasen. Außerdem gehört ein schönes Zubettgeh-Ritual dazu, um den abendlichen Sinkflug deines Kindes einzuleiten und damit seine Bereitschaft bald einzuschlafen.
Ab wann kann ich ein Schlaftraining mit meinem Baby machen?
Viele wenden die Schrei-Methode bereits ab dem 6. Lebensmonat an. Vermutlich, weil Babys ab diesem Alter in der Lage sind, längere Zeit am Stück ohne Nahrung auszukommen, Stillen oder Füttern also nicht existenziell sind. Abgesehen davon, dass Schreienlassen für mich ab keinem Alter eine Option ist, sind sechs Monate für so eine drastische Methode wie das „Ferbern“ definitiv zu früh, um ein Kind angstvoll und verzweifelt sich selbst zu überlassen. Bitte. Nicht. Ausprobieren.
Wie lange dauert es, bis so ein Programm Erfolg hat?
Bevor ich von pauschalen Zeitfenstern schreibe, eines vorweg: Je mehr auf einmal umgestellt wird, desto schwieriger und langwieriger wird der Prozess. Versuche also bitte nicht, dein Kind abzustillen, gleichzeitig aus dem Familienbett auszuquartieren und dann auch noch mit der Schrei-Methode alleine im eigenen Zimmer einschlafen zu lassen. Das kann nur traumatische Folgen haben.
Jede Neuerung muss gelernt und bereitwillig vom Kind angenommen werden. Dafür benötigt jede Veränderung ihren eigenen Fahrplan und ein paar Nächte Zeit, bis dein Kind diesen akzeptieren kann. Sorge dringend für ein paar Wochen Erholung, sprich eine Lernpause, bevor du eine weitere Routine ändern möchtest.
Dauer der Ferber-Methode
Gehen wir beim Ferbern also von einem Kind aus, das nachts keine Nahrung mehr braucht und bereits im eigenen Zimmer schläft, und bei dem es „nur noch“ gilt, das alleine Einschlafen und das nächtliche Aufwachen „abzutrainieren“. In dem Fall dauert die Ferber-Methode laut Erfahrungsberichten zwischen vier und 14 Nächten. Es ist vermutlich tatsächlich die Methode, mit der du am schnellsten zum gewünschten Ergebnis kommen kannst. Allerdings führt eine harte Crash-Diät auch zum schnellsten Abnehmerfolg. Dein Stoffwechsel nimmt aber großen Schaden dadurch. Wie groß der Schaden für dein Kind und eure langfristige Beziehung durch die Ferber-Methode ist, ist bisher nicht wissenschaftlich belegt, dass dein Kind keinen Schaden nimmt, allerdings auch nicht (mehr zur Studienlage im weiteren Verlauf).
Dauer der Gordon-Methode
Das „sanfte Schlaftraining“ nach Gordon dauert zehn Nächte und mehr. Jedes Kind hat eine eigene Schlaf-Persönlichkei, die den Weg zum gewünschten Effekt beschleunigen oder eben auch verlängern kann.
Klassisches Schlaftraining für Babys – Pro und Contra
Das einzige Pro-Argument der Ferber-Methode ist, dass sie in den meisten Fällen einen schnellen Effekt zeigt und Eltern in kurzer Zeit ihre langersehnte Nachtruhe bekommen. Was die Befürworter des Schreienlassens noch als Vorteil aufzählen, ist allerdings auch das Resultat einer sanften Schlafbegleitung: Das Kind hat gelernt, sich selbst zu beruhigen. Sein Schlaf ist insgesamt erholsamer, weshalb es tagsüber ausgeglichener ist.
Ich halte also lediglich nur EIN Pro-Argument des Schlaftrainings fest und komme nun zu den Nachteilen:
- Das Training ist sowohl für das Kind als auch für die Eltern eine extreme psychische Belastung.
- Manche Kinder schreien sich so in Rage, dass sie sich sogar übergeben.
- So ein erhöhtes Stresslevel kann Spätfolgen haben.
- Emotional lernt ein Kind, dass es in einer verzweifelten Situation seinen Eltern nicht vertrauen kann. Es ist irritiert, dass seine Eltern tagsüber all seinen Bedürfnissen nachkommen, es aber nachts gefühlt im Stich lassen.
- Es fühlt sich nicht geliebt, empfindet das alleine Einschlafen als Strafe.
- Verstehen, dass es für alle Beteiligten das Beste ist, wenn es alleine einschläft, tut es durch das Schlaftraining nicht.
Ist Schlaftraining schädlich?
Um mal einen krassen Vergleich zu wagen: Stell dir vor, dein Kind wird entführt. Anfangs wird es viel weinen, aber irgendwann wird es sich beruhigen und aus Selbstschutz in Resignation flüchten. Du selbst bist wahnsinnig vor Verzweiflung. Weißt, dass dein Kind irgendwo nach dir schreit und enttäuscht von dir ist, dass du ihm nicht hilfst. In den ersten Nächten des Schlaftrainings macht ein Kind, meiner Vorstellung nach, eine ähnlich traumatische Erfahrung durch. Nicht annähernd so intensiv, aber auf einige emotionale Verknüpfungen, die während der Trainingsphase stattfinden, heruntergebrochen schon: Warum ist Mama nicht für mich da, wenn ich sie brauche? Was habe ich nur getan? Ich werde nicht geliebt. Ich mag mich selbst nicht. Dieser Brief aus der Perspektive eines Babys drückt sehr gut aus, warum du dir ein Schlaftraining für dein Kind gut überlegen solltest.
Ob ein Schlaftraining schädlich für dein Kind ist, ist wissenschaftlich noch nicht bewiesen. Das Gegenteil jedoch auch nicht. Sicherlich entscheiden ein paar Nächte mit einer unschönen Erfahrung nicht über die gesamte Entwicklung seines Selbstbewusstseins. Dennoch wirkt sich nach aktuellen entwicklungspsychologischen Erkenntnissen am Ende die Summe aller zwischenmenschlichen Erfahrungen – egal ob tagsüber oder nachts – langfristig auf das Selbstvertrauen, die psychische Belastbarkeit und das Bindungsverhalten deines Kindes aus.
Das sagt die Wissenschaft
Methodisch einwandfreie Studien zum Thema Schlaftraining gibt es bisher nicht. Dass Schlaflernprogramme wirken, weil Kinder irgendwann besser einschlafen, das zeigt eine Auswertung von insgesamt 52 Untersuchungen aus dem Jahr 2006. Besonders gut funktionierten die klassischen Schlaftrainings, wenn sich die Eltern damit gut fühlten und das Programm konsequent durchzogen.
Laut einer Vergleichsstudie aus dem Jahr 2012 zeigten Kinder, die ein Schlaftraining nach Ferber durchlaufen hatten, nicht mehr Auffälligkeiten in ihrem Bindungs- und Sozialverhalten als Kinder, die anders einschliefen. Langzeiterhebungen gibt es allerdings nicht. Eine Studie aus Kanada mit 28 Kindern zeigte einen positiven Effekt für die Mutter-Kind-Beziehung. Dennoch zeigte eine andere Studie, dass die Kinder auch dann noch einen erhöhten Spiegel des Stresshormons Cortisol hatten, als das Programm erste Erfolge zeigte. Zu diesem Zeitpunkt sank der Cortisolspiegel der Mütter aber bereits.
Bei allen Studien ist zu kritisieren, dass die Teilnehmerzahl zu gering war, um statistische Rückschlüsse zu ziehen. Außerdem gab es erhebliche Mängel in der Vorgehensweise, angefangen von der Auswahl der Kinder bis hin zur anschließenden Befragung. Das trifft auch auf die auf den ersten Blick pro Ferber resultierende australischen Studie aus dem Jahr 2016 zu. Hier wurden die 43 Teilnehmer in drei Gruppen geteilt. Eine Gruppe trainierte nach Ferber, die andere nach der Bedtime-Fading-Methode, bei der die Einschlafzeit nach und nach mehr in die Nacht verlegt wurde. Die Eltern der dritten Gruppe erhielten lediglich umfangreiche Informationen zum Babyschlaf. Das offizielle Ergebnis lautete: Die Babys der Ferber-Gruppe schliefen schneller ein und wachten nachts seltener auf. Weder Auffälligkeiten im Cortisolspiegel noch in der emotionalen Entwicklung waren zu sehen. Hinsichtlich der Schlafdauer gab es keine Unterschiede. Auffälligkeiten gab es allerdings bei den Müttern: Die Ferber-Mütter waren nicht entspannter, als diejenigen, die mehr Wissen über Babyschlaf hatten. Am entspanntesten waren die Mütter der Bedtime-Fading-Methode. Warum die Studie aber kein klarer Freispruch für die Schrei-Methode ist, sondern ein „methodisches Desaster“, liest du in diesem Artikel auf Spektrum.de.
Warum die Studie aber kein klarer Freispruch für die Schrei-Methode ist, sondern ein „methodisches Desaster“:
Fazit zur Studienlage: Ist in der Justiz die Beweislage nicht eindeutig, lautet das Urteil: Im Zweifel für den Angeklagten. So sehe ich das auch im Fall „Schlaftraining“ dem verurteilten Kind gegenüber. Viele Experten warnen davor, klassisches Schlaftraining als bequemes, effektives Mittel einzusetzen. Sie sehen Schlaflernprogramme wie nach Ferber viel mehr als absolute Notfallmaßnahme für verzweifelte Eltern, die schon alles versucht haben und am Limit ihrer nervlichen Belastung angekommen sind. Bevor die gesamte Mutter-Kind-Beziehung leidet oder die Mutter droht, depressiv zu werden, wäre ein Schlaftraining ein möglicher, schneller Ausweg.
Schlaftraining mit einem Schreibaby – ein Ausnahmefall?
Sobald dein Baby wach ist, schreit es nur? Auch über die drei Koliken-Monate hinaus? Klar, dass du ein nervliches Wrack und am Ende deiner Kräfte bist. Mit der Schrei-Methode endlich für Ruhe zu sorgen klingt da sehr verlockend. Es gibt tatsächlich Experten, die gerade bei Schreibabys die Ferber-Methode empfehlen. Vor allem, damit die Eltern endlich die Abwärtsspirale, in der sie sich befinden, durchbrechen können.
Allerdings sprechen die möglichen Ursachen, die ein Baby zum Schreibaby machen, meiner Meinung nach ganz klar dagegen. Ob es nun Blähungen, Migräne-Attacken, eine erhöhte Reizoffenheit oder gar eine traumatische Geburt Auslöser für das vermehrte Schreien ist. Gerade solche Babys laufen vielleicht umso mehr Gefahr, durch ein drastisches Schlaftraining am Ende noch mehr Schaden zu nehmen. Solltest du ein Schreibaby haben, suche zuerst Rat bei einer Schrei-Ambulanz oder Elternberatung, bevor du dir ein Buch kaufst und selbst therapierst.
Schlaftraining in fremder Umgebung (z. B. im Urlaub)
Dank Schlaftraining oder sanfter Schlafbegleitung schläft dein Kind zu Hause alleine ein und auch durch? Aber bei Oma oder im Urlaub, will es das nicht? Irgendwie nachvollziehbar. Schließlich ist es allein in einer fremden Umgebung. Entscheide dich für dein Kind und zeige ihm, dass du in dieser ungewohnten Situation bei ihm bist. Auch wenn das unter Umständen bedeutet, dass du zu Hause wieder für ein paar Nächte „von vorn“ anfangen musst.
Schlaftraining bei Krankheit oder beim Zahnen
Schlaftraining hin oder her – es gibt immer wieder Phasen im Laufe der kindlichen Entwicklung, in denen der Schlaf unruhiger und von längeren Wachphasen unterbrochen wird. Sei es aufgrund einer Krankheit oder weil ein neuer Zahn zu schaffen macht. Auch wenn dein Kind bisher ein guter Schläfer war, befreie dich von dem Gedanken, dass alles futsch ist, wenn du deinem leidenden Kind nachts doch wieder mehr Aufmerksamkeit schenkst oder es gar ins Elternbett holst. Zeige ihm, dass es in einer Ausnahmesituation auf dich zählen kann, dann wird es im Anschluss die „alte“ Situation problemlos und selbstbewusst wieder annehmen.
Mit Schlaftraining abstillen oder Schuller abgewöhnen
Mit einem Schlaftraining dein Kind abzustillen oder den Schnuller abgewöhnen und gleichzeitig von ihm verlangen, dass es alleine einschläft, halte ich für fatal. Schließlich entziehst du ihm dadurch gleich zwei Trostobjekte und Sicherheitsanker: deine Nähe und das beruhigende Saugen an deiner Brust beziehungsweise Nuckeln am Schnuller.
Der Artikel widerspricht sich doch selbst. Zuerst wird das Ferbern unter allen Gesichtspunkten verteufelt um anschließend darauf hinzuweisen, dass es ja eigentlich keine belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt. Mir scheint es, als stehe der Artikel auf einem „gefühlten“ Fundament der Verfasserin.
Alles schön und gut, aber ich halte es da mit einer anderen Hebamme (Artikel ist leicht zu googeln): Lieber ferbern als schütteln! Niemand kann echte Belege für die angeblichen Schäden, die ein Baby durchs Schreien lassen erfährt, anführen (die wissenschaftliche Lage ist nicht eindeutig und Studien, die es dazu gab, haben sich mit unter Hospitalimus leidenden Waisenkindern befasst!). Dass die Bindung zwischen Mutter und Kind durch Schlafentzug gestört wird, die Mutter Depressionen bekommen kann und das die Bindung noch weiter beeinträchtigt, ist nämlich tatsächlich Fakt. Die ganzen tollen Ideale helfen nämlich nicht weiter, wenn das Kind aufgrund der Belastung der Eltern misshandelt wurde.
[…] = weniger quengeln und jammern. Und weniger Gequengel ist gerade in den Anfangsmonaten, wenn Schlafmangel Gang und Gäbe und man oftmals ausgelaugt ist, doch sehr […]
[…] Nachts wird dein Baby noch regelmäßig erwachen, weil es noch Hunger haben wird. Zuneigung und Nähe sind zum Einschlafen immer wichtig, damit sich dein Baby geborgen fühlt. Du kannst dennoch versuchen, es nicht in den Schlaf zu stillen oder zu wiegen, sondern kurz vor dem Einschlafen ins Bettchen abzulegen. Das kann einige Anläufe dauern, aber die Chancen, dass es so schon früh lernt, alleine einzuschlafen, stehen gut. Lasse dein Baby aber niemals über längere Zeit schreien. Jetzt nicht und auch nicht, wenn es älter wird. Das kann gravierende Folgen auf seine emotionale Entwicklung und die Beziehung zwischen euch haben. Mehr über klassisches Schlaftraining und sanfte Alternativen, liest du in diesem Artikel. […]
[…] Was die Zähne angeht, so bin ich selbst von Gewissensbissen geplagt. Wie oben erwähnt, nimmt meine fast vierjährige Tochter nachts noch den Schnuller. Die Schnuller-Fee ist zwar schon ein Thema bei ihr, aber sie würde trotz Geschenk ihren Schnuller abends lautstark und außer sich vor Verzweiflung wieder einfordern – da bin ich mir sicher. Sie sich dann aus Konsequenz mehrere Nächte in den Schlaf schreien zu lassen, dazu bin ich nicht bereit. Zumal mich das an das klassische Schlaftraining mit der Schrei-Methode erinnert. Mehr dazu liest du in diesem Artikel. […]
[…] Alles zum Thema Schlaftraining findest du hier bei uns. […]
[…] in der Kita, schläft abends meistens innerhalb von 15 bis 20 Minuten ein und häufig durch. Schlaftrainings, bei denen das Baby gezielt schreien gelassen wird, kamen für mich nie infrage – egal, wie […]