Kaum ist das Baby auf der Welt, geht es los: „Lass ihn doch einfach mal schreien, dann lernt er das mit dem Einschlafen schon noch.“ „Also, ob das wirklich so gut ist mit der Trage. Dein Kind bekommt doch überhaupt keine Luft!“ „Du musst unbedingt zufüttern, dein Baby bekommt nicht genug Milch!“
Von allen Seiten prasseln „schlaue“ Tipps auf uns frischgebackene Mamas ein. Und das, obwohl wir überhaupt nicht darum gebeten haben. Schwiegereltern, Verwandte, andere Mütter – alle wissen es ständig besser. Das Blöde: Als Neu-Mama lässt man sich häufig schnell verunsichern. Wir ignorieren unser Bauchgefühl und hören auf das, was andere uns sagen.
Dazu kommt: Wer chronisch müde ist, lässt sich leichter von anderen beeinflussen. Das konnte nun im Rahmen einer neuen Studie erstmals empirisch bewiesen werden.
Neue Studie zeigt: Schlafmangel macht unsicher
Sind wir müde, hören wir eher auf das, was andere sagen. Das gilt schon länger als bewiesen. Menschen mit chronischem Schlafmangel (wie wir Mamas…) folgen Ratschlägen – ob gut oder schlecht – bereitwilliger als ausgeschlafene Personen. Es ist uns dann meistens auch nicht so wichtig, ob die Quelle des Ratschlags vertrauenswürdig ist.
Ein Expertenteam rund um Jan Häusser, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Gießen, wollte das jetzt genauer wissen. Zusammen mit anderen Forschern untersuchte er in seiner Studie erstmals empirisch, ob Menschen mit Schlafmangel Ratschläge anderer wirklich eher annehmen und umsetzen.
Ergebnis: Sind wir müde, hören wir auch auf wenig kompetente „Experten“
An der Studie nahmen 96 Versuchspersonen teil. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine blieb im Labor (unter Aufsicht) die ganze Nacht wach. Die andere schlief zuhause aus. Beide Gruppen lösten am nächsten Morgen Schätzaufgaben. Sie sollten u.a. die Entfernung zwischen zwei europäischen Hauptstädten schätzen.
Nach der ersten Schätzung erhielten die Personen abwechselnd Ratschläge von zwei angeblichen Experten, die als unterschiedlich kompetent vorgestellt wurden. Danach durften die Versuchspersonen ihre Entscheidung revidieren und eine erneute Schätzung abgeben. Ergebnis: Die übermüdeten Probanden nutzten die Ratschläge der Experten eher als die ausgeschlafenen. Außerdem vertrauten sie auch dem weniger kompetenten Experten.
Das Fatale: Oft sind die Tipps total daneben!
Leider sind wir Mamas im ersten Babyjahr (und teilweise noch darüber hinaus) chronisch müde – und damit leichte Opfer für alle Besserwisser. In Sachen Erziehung hat jeder eine eigene Meinung. Und ist der Auffassung, dass der eigene Weg der einzig richtige ist. Oft sind die „gut gemeinten“ Tipps total daneben. Was in einer Familie gut klappt, muss in der anderen überhaupt nicht passend sein!
Dazu kommt: Was früher üblich war, kommt für viele Mamas heute überhaupt nicht mehr infrage. Inzwischen ist erwiesen, dass Erziehungsmethoden wie das gezielte schreien lassen von Säuglingen schädlich sind. Dass die Großeltern trotzdem oft auf ihrer Meinung beharren, ist an sich sogar verständlich: Alles andere wäre ein Eingeständnis, es falsch gemacht zu haben. Dabei wussten die Eltern es damals einfach nicht besser und haben, wie wir heute, ihr Bestes gegeben.
Was kannst du als müde Mama bei ungebetenen Tipps tun?
Das Wichtigste ist: Lass dich bitte nicht verunsichern! Wenn du merkst, dass du innerlich ins Schwanken kommst, sage dir immer wieder: Ich weiß am besten, was gut für mein Baby und mich ist. Ich höre auf mein Herz, nicht auf andere! Lächle einfach freundlich und sage so etwas wie: „Vielen Dank für den Ratschlag, ich werde darüber nachdenken!“ oder „Danke, ich frage mal unseren Kinderarzt.“ Du kannst auch ironisch antworten und deinem Gegenüber so den Wind aus den Segeln nehmen.
Hier ein paar mögliche Antworten auf ungebetene Ratschläge:
„Das Kind kriegt im Tragetuch doch keine Luft!“ Antwort: „Das ist ein gutes Training für seine Taucher-Karriere.“
„Vom Stillen allein wird der Kleine doch nicht satt.“ Antwort: „Ach, deshalb schleicht er nachts immer zum Kühlschrank!“
„Kriegt das Prinzesschen schon wieder seinen Willen?“ Antwort: „Nur das Pony kommt mir nicht in die Wohnung, da bleib ich stur.“
„Schreien kräftigt die Lungen.“ Antwort: „Das sagt mein Arzt zu seinen kurzatmigen Patientinnen auch immer.“
„Schläft sie denn schon durch?“Antwort: „Im Grunde schon. Sie schaut nachts nur ab und zu nach dem Rechten.“
Hier findest du noch viele weitere Beispiele, wie du als Mama in so einem Moment reagieren kannst. Humor nimmt der Situation die Spitze – und du kannst danach geschickt auf andere, angenehmere Themen umschwenken.
Erzähl mal: Hast du auch schon ungebetene Ratschläge bekommen – und wie hast du reagiert? Wenn du dich mit uns und anderen Mamas austauschen möchtest, komm gerne in unsere geschlossene Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas“.
Ich sage inzwischen immer lächelnd: „danke für deine Meinung.“ und sonst nichts. Die Leute gucken so doof, wenn danach nichts mehr kommt wie „probiere ich mal aus“… Das Gespräch endet hier immer. Denn was wollen sie denn sagen? Ich bedanke mich, bin höflich und nahezu jeder checkt die Abfuhr des ungebetenen Ratschlags. Und die doofen Gesichter erfreuen mich heimlich.