Es ist der Alptraum eines jeden Elternteils: Man behütet seine Kinder, passt auf sie auf, während sie die Welt erkunden. Und dann schaut man einmal nicht hin, ganz einfach, weil man kurz etwas in einem anderen Raum erledigen muss oder in seiner Tasche nach dem nächsten Snack wühlen – und es passiert etwas Schreckliches.
So einen Schicksalsschlag musste auch Nicaela Bier erleben. Die Mama aus Las Vegas spielt mit zwei ihrer drei Kindern, als sie auf die Toilette muss. Gerade mal zwei Minuten lässt sie Aubreanna, ihre dreijährige Tochter, und den elf Monate alten Ryder allein im Wohnzimmer zurück.
„Ich hörte etwas, das wie das Fallenlassen eines Spielzeugs klang. Aber es war kein Weinen zu hören“, erzählt die 28-Jährige in The Sun. Dann aber begann Aubreanna, ihren Bruder zu rufen – und Nicaela kehrte ins Wohnzimmer zurück.
Gemeinsam rufen sie den kleinen Ryder, schauen in alle Schränke, in alle Ecken.
„Ein paar Minuten vergingen, und ich spürte einen kleinen Schauer der Sorge. Ich überprüfte die Vorder- und Hintertür, nur für den Fall, dass ich sie irgendwie offengelassen hatte. Aber das war nicht der Fall, und Ryder war nirgends zu sehen oder zu hören.“, erzählt Mama Nicaela. Allmählich wird sie wirklich unruhig: „Als die Minuten verstrichen und Ryder immer noch nicht zu sehen war, wurde mir schlecht vor Angst.“
„Dann sah ich auf die Couch und mein Magen sank auf den Boden.“
Von Anfang an hatte Nicaela Angst gehabt, dass das Sofa ihren Kindern gefährlich werden könnte. „Es war ein elektrischer Dreisitzer und jedes Teil hatte einen Knopf, mit dem es gesteuert werden konnte.“ Eigentlich wahnsinnig praktisch, so konnten beispielsweise die Sitzflächen hochgefahren werden, um in dem Hohlraum darunter Decken, Kissen oder Spielzeug zu verstauen.
Nach dem Kauf der Couch schien es rund ein Jahr lang so, als wenn die Sorgen der Mutter unbegründet gewesen seien. Bis zu diesem Nachmittag am 8. Mai 2022.
Alles an dem Sofa sah aus wie immer, doch Nicaela folgte ihrem Bauchgefühl und öffnete die mittlere Sitzfläche des Möbelstücks.
Dort fand sie ihren Sohn. An ihrem ersten Muttertag als Mama von Ryder zieht sie ihren Sohn leblos aus der Unterbox der Couch. In „The Sun“ erinnert sie sich: „Es ist unmöglich zu beschreiben, wie es sich anfühlte, Ryder dort zu sehen, leblos und gefangen hinter der Metallstange des Sessels. Es war, als sei die Zeit stehen geblieben, als ich ihn herauszog und sein bläulich-violettes Gesicht sah.“
Aubreanna hatte mit dem Sofa gespielt, den Sitz geöffnet und dann wieder geschlossen – in der Zwischenzeit war Ryder unbemerkt in die Box geklettert.
Sofort ruft seine Mama den Rettungsdienst und Ryders Papa an, beginnt, ihren Sohn zu beatmen. Im Krankenhaus wird Ryder noch lange maschinell beatmet – doch er erholt sich nicht mehr von den Minuten ohne Sauerstoff im Inneren der Couch. „Ryders Gehirnverletzungen waren so schwer, dass er nie wieder in der Lage sein würde, selbstständig zu gehen, zu atmen oder zu essen. Er würde nie sprechen, und sie wussten nicht, ob er überhaupt sehen würde.“ Nur drei Wochen nach dem Unfall stirbt Ryder im Hospiz.
Das Sofa ist seitdem verschwunden, aber die Familie lebt noch in dem Haus des Unglücks: „Ich hasse es!“
„Wir hatten das Haus gekauft, damit unsere Kinder Platz zum Spielen haben. Jetzt fühlt es sich an, als wäre es verflucht.“
Eines ist Nicaela besonders wichtig: „Aubreanna soll sich niemals die Schuld am Tod ihres Bruders geben, es war ein tragischer Unfall. Warum nur habe ich dieses Sofa in unser Haus geholt!?“ Sie versucht stark zu sein.
Um die Familie in dieser schweren Zeit zu unterstützen, hat eine Freundin der Familie bei GoFundMe einen Spendenfonds eingerichtet.
Die Familie solle sich in ihrer Trauer nicht noch Sorgen um die Rechnungen machen müssen. Außerdem solle die Öffentlichkeit von ihrer Geschichte erfahren, um anderen Eltern Gefahren dieser Art bewusst zu machen.
„Ryder hat wirklich jeden Moment seines Lebens genossen“, erinnert sich Nicaela, „auch, wenn es so kurz war.“