Schluss jetzt! Diese Sprüche will ich als Neu-Mama nie mehr hören

Die erste Zeit mit einem Neugeborenen zu Hause ist unbeschreiblich, anders als alles andere, was wir bisher erlebt haben. Wunderschön und anstrengend, aufregend und aufwühlend. So einzigartig jedes Baby und jede Mama auch ist, eines gilt jetzt für uns alle: Wir befinden uns im absoluten Ausnahmezustand!

Das gilt aber irgendwie auch für viele Menschen um uns herum: Sie fühlen sich auf einmal bemüßigt, uns mit Tipps, Erfahrungen und kleinen Witzchen zu unterstützen.

Gar. Nicht. Gut.

Denn während man im „normalen“ Leben auf diese völlig unnötigen Kommentare vielleicht einfach mit einem Lächeln und Nicken reagieren würde (Motto: „Hier rein, da raus.“), ist unser hormongebeuteltes, übermüdetes Mama-Ich so gar nicht in der Stimmung für irgendwelche Nerv-Sätze.

Unter denen es übrigens echte Klassiker gibt, die jetzt hoffentlich endlich in der Mottenkiste verschwinden.

Hier die schlimmsten Aussagen:

  1. „Oh, warum weint sie denn? Was, das weißt du nicht!? Bestimmt hat sie Hunger!“

Na, wunderbar. Jetzt bin ich nicht nur nervös, weil mein Baby weint und ich gerade wirklich nicht weiß warum. Sondern auch, weil ich es hasse, dass die andere Person es offensichtlich merkwürdig findet, dass ich „mein Kind nicht verstehe“! Und sie für mich übersetzen muss, dass die Kleine Hunger hat (was natürlich Quatsch ist, da wäre ich auch selbst drauf gekommen). Es müsste mir egal sein, aber da schleicht es sich wieder an, dieses Gefühl der Unzulänglichkeit…

2. „Schläft sie denn schon durch? Also, meiner hat ja tatsächlich von Anfang an acht Stunden am Stück geschlafen…“

Nee, is klar. Die Zeit heilt alle Wunden. In 30 Jahren denke ich sicher auch so verklärt an unsere Nächte zurück, Tante Frieda. Aber jetzt – jetzt habe ich dir gerade gesagt, dass meine Tochter alle zwei Stunden wach wird. Musst du mir also wirklich von euren traumhaften Nächten vorschwärmen? Ich will das nicht hören, selbst, wenn sie wirklich so gewesen wären.

3. „He, he, und das Geschwisterchen ist schon unterwegs?“

Begleitet von einem liebevollen Piekser in meinen Bauch. Der einige Wochen nach der Geburt meiner Tochter noch so aussieht, als wäre ich im fünften Monat schwanger. Männo. Ich hadere gerade eh mit meinem Aussehen, finde es also gar nicht witzig. Im Gegenteil, es treibt mir sogar ein paar Tränchen in die Augen.

4. „Sie werden so schnell groß, genieße es!“

Wahrscheinlich stimmt das. Aber jetzt gerade, übernächtigt, mit zwickender Kaiserschnittnarbe und mitten dabei, meiner Tochter möglichst unfallfrei den vollgekackten Body auszuziehen – nein. Ich kann diesen Moment nicht genießen – ich verfluche ihn! Und mein Baby gleich mit. Sag mir diese Floskel doch lieber später, wenn es friedlich auf meinem Bauch schläft. Dann denke ich drüber nach.

5. „Schlafe doch einfach, wenn das Baby schläft.“

Raus hier! Lass mich in Ruhe. Auf diesen verstaubten Ratschlag kann ich nur mit verstaubten Antworten kontern: Wer putzt denn dann? Und wer kocht das Essen vor? Ich, wenn das Baby putzt und kocht, har, har? Und überhaupt – würdest du diese komischen kurzen Schlafphasen, über den Tag verteilt, erholsam finden? Ich denke nicht.

6. „Wem sieht sie denn nun ähnlich, dir ja so gar nicht, ne?“

Ich weiß es nicht. Dem Briefträger vielleicht!? Als wenn das wichtig wäre. Sie sieht aus wie sie selbst. Einzigartig und wunderschön. Und wenn hier jemand rumfantasiert, was sie von wem hat – dann sind das ihr Papa und ich. Basta.

7. „Früher haben wir das ja so und so gemacht!“

Aha. Nette Story. Oh, ach so – ich soll das auch mal ausprobieren? Nope. Die Dinge haben sich geändert und ich bin ich. Ich werde mein Kind nicht hungern lassen, damit es sich an einen regelmäßigen Trinkplan gewöhnt, Oma. Und meine Kleine wird so lange mit in unserem Schlafzimmer schlummern, wie ich es für richtig halte.

© Echte Mamas

8. „Bist du sicher, dass sie warm genug / nicht zu warm angezogen ist?“

Nett, dass du fragst. Nee, um ganz ehrlich zu sein, bin ich mir gar nicht sicher. Aber ich werde den Teufel tun, und das jetzt vor dir Klugscheißer zuzugeben. Und ganz sicher verrate ich dir auch nicht, dass in meinem Rucksack eine Menge wärmerer / luftigerer Klamotten mit dabei sind, falls ich mich geirrt habe und sie unterwegs noch umziehen muss.

9. „Du stillst doch, oder? Nicht?“

Nein, ich stille nicht. Ich habe es versucht. Lange. Bis ich mal wieder unter Tränen an der Milchpumpe hing und meine paar Tröpfchen Ausbeute am liebsten gegen die Wand geworfen hätte. Und mein Freund sagte: „Hör bitte auf damit. Du sollst unser Baby genießen und dich nicht quälen.“ Jetzt bekommt sie ihr Fläschchen. Und ich habe es gerade geschafft, kein schlechtes Gewissen mehr zu haben. Also – gehe bitte nicht automatisch davon aus, dass ich / jede Mama stillt!

Diese Liste könnte wohl jede Mama fortsetzen, oder? Halten wir durch. Ich glaube, irgendwann werden wir darüber lachen können. Oder darüber schreiben..

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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