Schluss mit dem Kaiserschnitt-Shaming: „Dabei kann man sterben!“

„Na, du hattest wohl keine Lust auf die Schmerzen, ne?“ 

Es ist unbegreiflich, aber unzählige Mamas, deren Kinder das Licht der Welt per Kaiserschnitt erblickt haben, müssen sich eine Menge Mist dazu anhören. Diese Operation sei weniger wert/weniger Leistung/weniger gut für die Mama-Kind-Bindung als eine spontane Geburt.

Das Schlimmste daran: Oftmals treffen solche Sprüche mitten ins sowieso schon verwundete Herz. Denn viele „Kaiserschnitt-Mamas“ leiden selbst aus verschiedenen Gründen darunter, dass ihr Kind nicht auf „natürlichem Wege“ auf die Welt gekommen ist. Also, auf dem Weg, der allgemein als „natürlich“ angesehen wird…

Niemand weiß, aus welchem Grund ein Kaiserschnitt durchgeführt wurde. Und: Wirklich alle (!) denkbaren Gründe haben ihre Berechtigung!

Eine Mama hat ihren Grund und ihren Ärger öffentlich gemacht, um eine Lanze zu brechen für Kaiserschnitte.

Raye Lee hat auf ihren Facebook-Profil Fotos von ihrer Kaiserschnitt-Narbe veröffentlicht. Die Fotos sind roh, nicht in ein sanftes Licht gerückt. Sie lassen erahnen, welcher harte Weg zu ihnen geführt hat – sie zeigen Verletzlichkeit und Schönheit:

Dazu schreibt die Amerikanerin, lose übersetzt:

„,Oh. Ein Kaiserschnitt? Du hattest also keine echte Geburt. Es muss schön gewesen sein, den einfachen Weg zu gehen. ‚
Ach ja, ja. Mein Notkaiserschnitt war absolut eine Frage der Bequemlichkeit. Es war wirklich praktisch, 38 Stunden lang Wehen zu haben, bevor mein Baby in Not geriet und sein Herz bei jeder Wehe aufhörte zu schlagen.
Am Anfang wurde mir gesagt, dass ich große Fortschritte zeige und keinen Kaiserschnitt brauche… Dann plötzlich gesagt zu bekommen, dass ich auf eine große Bauchoperation vorbereitet werde, war überhaupt kein Schock. Es hatte nichts damit zu tun, dass ich es physisch nicht konnte, weil ich keine andere Wahl hatte, das Leben meines Kindes zu retten. Oh, und von dieser Operation erholt man sich superleicht.
FALSCH, das ist alles Sarkasmus.
Das war das Schmerzhafteste, was ich in meinem Leben erlebt habe.
Ich gehöre jetzt zu einem harten Stamm von Mamas mit der Narbe, die beweist, dass ein Baby aus mir geschnitten wurde und ich es überlebt habe, um die Geschichte zu erzählen. (Weil man dabei wirklich sterben kann, weißt du. )
Ein kreischendes Kleinkind aus einem nur 5 Zoll langen Schlitz gezogen zu bekommen, der aber geschnitten und geschreddert und gezogen wird, bis er durch alle deine Fett-, Muskel- und Organschichten geht (…), ist eine ganz andere Erfahrung, als ich mir die Geburt meines Sohnes vorgestellt hatte.
Das war nicht angenehm. Ist es immer noch nicht.
Du benutzt deine Bauchmuskeln buchstäblich für alles… Selbst im Sitzen, stellt euch vor, kann man sie erstmal nicht benutzen, weil sie durchtrennt wurden und sie langsam heilen müssen.
Als die Krankenschwester mich das erste Mal nach der OP bat, zu versuchen, aus dem Bett zu kommen und der zerreißende Schmerz eines Körpers, der auseinandergeschnitten und wieder zusammengenäht wurde, mich traf, wurde mir die Ironie von jedem klar, der davon spricht, dass es der ,leichtere Weg‘.
Also f*** dich und sch*** drauf, was du darüber denkst, was ich getan habe.“

Es bleibt zu hoffen, dass allmählich ein Umdenken stattfindet. Jede Mama tut das, was für ihr Kind und sie am besten ist.

Ob nun ein Not-Kaiserschnitt, ein medizinisch ratsamer, geplanter oder ein Wunsch-Kaiserschnitt – keiner dieser Eingriffe ist „weniger wert“ als eine spontane Geburt!

Und, was mir auch noch ganz wichtig ist: Längst nicht jeder Kaiserschnitt ist so traumatisch wie der hier beschriebene!

Ich habe meine Tochter ebenfalls mit einem Kaiserschnitt zur Welt bringen müssen. Obwohl auch ich mir eine spontane Geburt gewünscht habe, habe ich die Operation verhältnismäßig entspannt erlebt. Ich hatte das Glück, ein tolles OP-Team zu haben. Die Tage danach waren sicher kein Zuckerschlecken, aber auch fernab von der „Hölle“. So kann es auch gehen! Hier könnt ihr die Geschichte meiner Tochter und mir lesen.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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