Mama Rebecca K. aus der Oberpfalz hatte eine unkomplizierte Schwangerschaft. Bis sie in der 16. Woche unter anderem ihre stark geschwollenen Beine bemerkte. Keine Seltenheit in der Schwangerschaft, bei ihr aber das erste Symptom einer Schwangerschaftsvergiftung – einer sog. Gestose.
Hier erzählt die 27-Jährige, welche Veränderungen sie noch an sich bemerkte und wie sehr sie die Diagnose ihres Gynäkologen überraschte:
„Meine Schwiegereltern haben eine Gaststätte. Da es ein echter Familienbetrieb ist, half ich natürlich mit, als eine große Feier anstand. 65 Gäste, von Donnerstag bis Sonntag. Es ging mir in meiner Schwangerschaft ja gut!
Sonntag nach dem Mittagessen war ich dann doch sehr schlapp. Ich war jeden Tag von 5 Uhr morgens bis spätabends auf den Beinen. Ich sagte, dass ich mich ein bisschen ausruhen möchte und ging in unsere Wohnung. Auf der Couch angekommen, merkte ich, dass ich Wasser in den Beinen hatte. Meine Füße waren geschwollen und spannten stark.
Ein paar Tage später stand der Betriebsausflug meiner Arbeitsstelle an. Dort wollte ich sooo gerne mit. Ich machte einen Termin beim Frauenarzt aus, der sagte, dass ich ruhig mitfahren könne. Auf dem Rückweg vom Arzt ging ich noch in die Apotheke und holte mir entwässernde Globuli. Den Ausflug habe ich gut überstanden und hatte viel Spaß.
Nur das Wasser in den Beinen blieb. Es war zu dem Zeitpunkt Sommer und sehr heiß, umso beschwerlicher fühlte es sich an. Ich nutzte jede Gelegenheit, meine Beine in kühles Wasser zu stellen. Irgendwann entdeckte ich, dass auch meine Finger teilweise geschwollen waren. Ich hatte ab und zu Kopfschmerzen und leichte Sehstörungen, die aber immer schnell vorbei waren. Ich dachte mir nichts dabei, meine Gedanken waren eher: So ist es eben mal, wenn man hochschwanger ist. Ich freute mich stattdessen auf mein Kind – einen Sohn, wie ich inzwischen wusste.
Dann stand in der 34. Schwangerschaftswoche die Routine-Untersuchung beim Frauenarzt an. Ich machte mir vorab keine Sorgen. Wie immer gab ich zuerst Urin ab und wurde gewogen. Das Gewicht war völlig okay, aber im Urin war etwas Eiweiß. Ein Schreck war dann mein Blutdruck: 150/104. Viel zu hoch!
Als ich dem Arzt von meinem Kopfweh und den Sehstörungen erzählte, schickte er mich ins Krankenhaus. Verdacht auf eine Schwangerschaftsvergiftung, auch Gestose genannt! Er erklärte mir, dass es sich dabei um eine Anpassungsstörung des Körpers an die Veränderungen der Schwangerschaft handelt. Nach dieser Diagnose müssten die Gesundheit von Mutter und Kind gut und in kurzen Abständen überwacht werden. Der Verlauf einer Schwangerschaftsvergiftung könne sehr unterschiedlich sein, für die betroffene Frau könne es aber im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden.
In welches Krankenhaus ich fahren würde, war ihm egal. Hauptsache, es hat eine Kinderklinik, denn eine Schwangerschaftsvergiftung birgt ein hohes Risiko für eine Frühgeburt. Ich fuhr erst einmal nach Haue und wartete auf meinen Freund. Gemeinsam fuhren wir ins Krankenhaus. Die Ärzte behielten mich gleich stationär dort.
Ab da wurden drei Mal täglich die Herztöne meines Kindes mit dem Wehenmesser (CTG) überprüft. Außer, dass der Kleine dabei öfter einschlief und geweckt werden musste, war hier nichts auffällig. Und ganze fünf Mal am Tag wurde mir der Blutdruck gemessen. Er war ein paar Mal an der oberen Grenze, aber sonst eigentlich immer okay.
Ich musste den gesamten Urin aus den letzten 24 Stunden sammeln. Hier fand das Krankenhauslabor noch größere Mengen Eiweiß. Mir wurde Blut abgenommen, die Leberwerte waren eine Katastrophe!
Ich bekam keine Medikamente, es wurde abgewartet, ob sich alles von selbst reguliert. Nach sechs Tagen wurde ich wieder durchgecheckt – danach hieß es, ich dürfe nach Hause. Hurra! Ich rief daheim an, dass mich jemand abholen könnte.
Vor der Entlassung kam noch Oberarzt der Kinderklinik vorbei und klärte mich über eine mögliche Frühgeburt auf. Das ging mir ziemlich nahe.
Kurz bevor meine Schwägerin eintraf, um mich abzuholen, kam die Ärztin und sagte mir, dass ich doch nicht nach Hause dürfe: Meine Leberwerte stiegen wieder. Ich überlegte kurz, entließ mich dann aber selbst. Ich wollte so gerne nach Hause, und als gelernte Krankenschwester konnte ich meinen Blutdruck auch selbst im Auge behalten. Dass das CTG stets unauffällig war, bestärkte mich in meiner Entscheidung. Meinem Kleinen ging es ja gut!
So war ich noch drei Wochen zu Hause. Ich überwachte mich aufmerksam. Allerdings wurden die Leberwerte und auch alles weitere nicht besser. Deswegen wurde mit Beginn der 38. Schwangerschaftswoche ein Kaiserschnitt gemacht. Die Geburt ist bei einer Gestose die einzig wirksame Therapie – man kann sonst nicht viel dagegen machen. Wenn die Schwangerschaft weit genug ist, wird sie eingeleitet oder eine Sectio gemacht.
Mein Sohn Jakob wurde zum Glück gesund geboren, ist heute fast zwei Jahre alt und ein fröhliches Kind. Er hatte sich ein paar Tage nach Geburt noch eine schlimme Infektion eingefangen, aber das ist eine andere Geschichte.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass die Schwangerschaftsvergiftung entdeckt wurde und für mich relativ glimpflich ausging.“