„Ich habe es nicht immer gehasst, Mutter zu sein. Mit 22 Jahren bekam ich mein erstes Kind und ich fand mich sehr gut in die Mutter-Rolle ein. Schon in der Schwangerschaft war ich Feuer und Flamme für dieses ganze Mütter-Ding. Das kleine Wesen kam zur Welt und ich war mächtig stolz auf mein Mädchen.
Schon bald waren wir alleine, da die Beziehung zum Vater zerbrach.
Ich war nun mit 23 Jahren alleinerziehende Mutter. Natürlich war das nicht immer leicht, aber ich habe nie an meinem Mutter-Dasein gezweifelt. Ich hatte viel Unterstützung und habe auch oft auf andere Kinder aufgepasst. Zu viele Kinder um mich herum zu haben, war gar nicht möglich.
Ich wurde ein paar Jahre später erneut schwanger, ungeplant. Der Vater verließ mich in der 14. Woche aufgrund meiner Schwangerschaftsdepressionen und hat sich danach auch nie mehr für mich und das Kind interessiert. Meine Tochter wurde inzwischen eingeschult. Ich wusste, dass ich es mit zwei Kindern nicht schaffen werde, doch Hilfe blieb aus, auch vom Jugendamt wurde ich einfach nicht ernst genommen.
Die ganze Schwangerschaft über konnte ich keine Gefühle für mein Baby entwickeln.
Glücklicherweise war die Hebamme erstklassig, die mich bei der Geburt betreut hat. Ich hatte eine Wassergeburt und sie zwang mich, mein Baby aus dem Wasser zu heben, damit es seinen ersten Atemzug nehmen kann. Und als der kleine Mann in meinen Händen anfing zu schreien, war es um mich geschehen. Doch einfacher wurde es nicht.
Er hatte eine körperliche Einschränkung, die mich viele Termine, viel Zeit, viele Nerven und leider auch sehr viel Geld gekostet hat, da die Behandlungen nur teilweise bis gar nicht von der Krankenkasse übernommen worden sind.
Und dann kam Corona.
Die Physiotherapie für meinen Sohn musste ich per VideoChat alleine machen und wer der Vojta-Therapie (eine physiotherapeutische Behandlungsmethode bei Störungen des zentralen Nervensystems und des Haltungs- und Bewegungsapparates) kennt, weiß, dass dies als Mutter nicht einfach ist.
Meine Tochter hatte Homeschooling und ich war maßlos überfordert. Beim Jugendamt wurde ich weiterhin nicht ernst genommen und meine Tochter verpasste zu viel Lernstoff, weil ich einfach nicht in der Lage war, mich um alles alleine zu kümmern.
Mein Mädchen versuchte, meine Aufmerksamkeit auf negative Weise zu gewinnen.
Ich war für sie nicht mehr präsent. Ich war mit dem Baby und meinen eigenen Depressionen so sehr überfordert, dass sie völlig auf der Strecke blieb. Sie lebte dann drei Jahre in Verwandtschaftspflege, auf meinen Wunsch hin, weil ich ihr nicht mehr gerecht werden konnte.
Seit Kurzem lebt sie endlich wieder bei mir. Ich liebe meine Kinder. Beide! Und ich habe mittlerweile viel Unterstützung, auch vom Jugendamt, die ich sehr gerne in Anspruch nehme. Doch ich hasse es, Mutter zu sein. Aber erst, seitdem ich zwei Kinder habe. Es war nicht richtig, noch ein zweites Kind zu bekommen.
Trotzdem gebe ich jeden Tag alles, um meine Kinder glücklich zu machen.
Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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Du hasst es Mama zu sein? Oder hasst du es Depressionen zu haben, alleinerziehend zu sein, im Stich gelassen zu werden? Du hattest beim 2. Kind ja überhaupt keine Chance eine glückliche Mama zu sein bei so viel Belastung drum rum… das ist echt schade!