„Liebe Mamas, ich möchte euch von meiner Ehe erzählen, um einfach mal zu zeigen, dass es auch anders geht. Mein Mann und ich führen nämlich eine platonische Ehe und das seit drei Jahren sehr erfolgreich.
Ich bin 34 und hatte schon mehrere ernsthafte Beziehungen in meinem Leben.
Leider war offenbar nie der Mann fürs Leben dabei. Nur einmal war ich mir sicher, ihn gefunden zu haben. Wir wollten sogar eine Familie gründen, aber ausgerechnet in meiner Schwangerschaft fand ich raus, dass mein Partner mich immer wieder betrogen hatte.
Ich trennte mich und stand plötzlich alleine da – schwanger im vierten Monat. Zum Glück haben Familie und Freunde mich aufgefangen. Einer ganz besonders: Mein guter Freund Manuel. Wir sprachen nächtelang über Beziehungen und den Wunsch, eine Familie zu gründen, der uns beide einte – nur den richtigen Partner dafür fanden wir einfach nicht.
Manuel war damals 39 und hatte schon fast resigniert.
Einerseits sehnte er sich nach einer eigenen Familie, andererseits gingen alle seine Beziehungen in die Brüche. Entweder er suchte sich unzuverlässige Partnerinnen aus oder er selbst verlor irgendwann das Interesse an den Frauen und machte sich auf die Suche nach der nächsten Affäre. ‚Ich bin einfach beziehungsunfähig‘, gestand er mir einmal bei einem unserer Sofaabende.
Dabei konnte ich mir ihn wunderbar als Partner vorstellen. Denn als Freund war Manuel zuverlässig, geduldig und aufmerksam. Nur mit der romantischen Liebe kommt er offenbar nicht klar, fühlt sich in die Enge getrieben oder wird zum Klammeräffchen. Wir verbrachten immer mehr Zeit miteinander.
Irgendwann kam Manuel auch mit zu meinem Ultraschall.
Als ich beobachtete, wie er dabei seine Tränen wegblinzeln musste, entstand in mir eine verrückte Idee. Ich wünschte mir für mein Baby eine Familie und hatte außerdem große Angst davor, die Verantwortung für mein Kind ganz alleine zu tragen. Manuel wünschte sich, Vater zu sein und Verantwortung zu übernehmen.
Also fragte ich ihn nach dem Termin beim Frauenarzt einfach ganz direkt, ob er sich vorstellen könnte, mein Kind mit mir gemeinsam großzuziehen.
Wir saßen gerade im Auto und Manuel hätte vor Schreck beinahe eine rote Ampel übersehen.
Er sah mich zunächst ziemlich ungläubig an. Also erklärte ich ihm, dass ich gar keine Lust hätte, mir einen neuen Partner zu suchen und mir womöglich wieder eine blutige Nase zu holen. Ich wollte einfach nur für mein Kind da sein, ohne mir Gedanken machen zu müssen, ob ich noch als Sexualpartner attraktiv wäre.
Trotzdem wünschte ich mir jemanden, mit dem ich mein neues Familienleben teilen könnte. Der in guten Momenten für mich und mein Kind da wäre und es ebenso innig lieben würde wie ich. Manuel setzte mich dann erst einmal bei mir ab, er war während der Autofahrt ruhig geblieben, aber ich merkte, dass er darüber nachdachte.
Noch am Abend des gleichen Tages rief er mich an.
Wenn ich mir wirklich sicher sei, dann würde er mein Angebot gerne annehmen. Ich jubelte, mir kam es wie die ideale Lösung vor. Die nächsten Tagen und Wochen planten wir uns gemeinsames Leben und bezogen eine gemeinsame Wohnung, in der jeder von uns sein eigenes Schlafzimmer hat.
Für uns beide stand von Anfang an fest, dass Sex und erotische Nähe in unserer Beziehung keine Rolle spielen. Aber eigentlich sind doch die meisten langjährigen Beziehungen eher tiefe Freundschaften, in denen Sex nur eine untergeordnete Rolle spielt – wenn er überhaupt noch stattfindet.
Als die Wehen kamen, lag ich gerade in meinem Bett in unserer Wohnung.
Ich war so dankbar, dass ich einfach laut nach Manuel rufen konnte, der das Auto vor die Haustür fuhr, meine Krankenhaustausche nahm und uns ins Krankenhaus brachte. Es war toll, das Erlebnis der Geburt mit ihm zu teilen. Sein Gesicht beim Anblick unserer Tochter werde ich nie vergessen.
Nach einem halben Jahr mit unserer Tochter beschlossen wir zu heiraten. Dann könnten wir ganz unkompliziert einen Namen teilen und wären auch nach außen und auf dem Papier eine ganz normale Familie. Ich nahm diesen Schritt sehr ernst und habe mir vorher gründlich überlegt, ob ich mir wirklich vorstellen kann, mein Leben an der Seite von Manuel zu verbringen.
Aber damals wie heute kann ich überhaupt keine Nachteile darin sehen, dass wir keine Liebesbeziehung im eigentlichen Sinne führen.
Trotzdem lieben wir uns, nur eben auf eine reine platonische Weise. Ich liebe ihn als guten Freund, als Vater für meine Tochter. Unsere Hochzeit war wunderschön, eine echte Traumhochzeit. Allerdings hat natürlich jeder von uns auch erotische Bedürfnisse.
Wenn sich die Gelegenheit ergibt, ist natürlich jedem von uns erlaubt, seine Sexualität mit anderen Partnern auszuleben. Gerade ist dieses Lebensmodell für uns die ideale Lösung: Wir können eine Familie sein, ohne den Druck, dass der Ehepartner uns auch erotisch zufriedenstellen muss.
Mir kommt unsere Beziehung sogar sicherer vor als eine herkömmliche Ehe.
Momentan denken wir sogar darüber nach, noch ein zweites Kind zu bekommen. Ich fühle mich in unserer Beziehung einfach sehr wohl und sicher. Endlich keine Eifersucht mehr, kein Beziehungsdrama.
Natürlich herrscht bei uns auch nicht immer Harmonie, aber wir können Konflikte meistens viel schneller und ruhiger klären, als ich das aus alten Beziehungen kenne.
Das freut mich auch für unsere Kleine, die so mit zwei entspannten und wohlwollenden Eltern aufwächst, die füreinander da sind, ohne dass der eine sich für den anderen opfern muss.“
Vielen Dank, liebe Lisa, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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Hallo Lisa,
danke für diese inspirierende Geschichte. Ich finde es toll, dass ihr den Mut habt, euren Weg zu gehen, abseits von Konventionen. Ich selbst war mal in meinen Partner verliebt, fühle mich aber mehr und mehr gestresst von dem Anspruch, ein Liebespaar zu sein. Wir sind schon 16 Jahre verheiratet. Uns verbindet eine tiefe Freundschaft und wir funktionieren als Eltern sehr gut zusammen.
Durch den Artikel bin ich nun auf neue Ideen gekommen.
Danke dafür und alles Gute für eure Familie.
Hallo Lisa,
Für unsere heute Welt mag es unorthodox klingen, wenn ich aber richtig informiert bin, ist diese Art der Lebensführung bei den alten Griechen nicht unüblich gewesen. Familie mit bestem Freund, Sex mit Geliebten. Es freut mich, dass ihr das für euch so entscheiden konntet und mit dem zufrieden seid.